15.01.2020

Trinkwasser besteht den Test

Das Grundwasser ist mit dem Fungizid Chlorothalonil belastet. Im Rheintal wurden die Höchstwerte nicht überschritten.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Benjamin SchmidSeit den 1970er-Jahren versprühten Bauern jährlich 30 Tonnen Chlorothalonil auf ihren Feldern. Damit ist seit dem 1. Januar 2020 Schluss. Aufgrund neuer Erkenntnisse hat das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) entschieden, die Zulassung für Chlorothalonil zu entziehen. «Bei Abbauprodukten von chlorothalonilhaltigen Pflanzenschutzmitteln kann eine Gesundheitsgefährdung nicht ausgeschlossen werden», sagt Kantonschemiker Pius Kölbener. Ausserdem konnten in den letzten Monaten Abbauprodukte des Pestizids schweizweit im Trink- und Grundwasser nachgewiesen werden. «Während die Höchstwerte im Trinkwasser der Schweiz in elf von 296 untersuchten Proben überschritten wurden, darf die Situation im Rheintal als «nicht besorgniserregend» eingestuft werden», sagt Pius Kölbener.Die Wasserversorgung ist gewährleistetNebst den Selbstkontrollen der Wasserversorgungen wurde letzten Sommer vom Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen (AVSV) Trinkwasser im Verteilnetz untersucht. «Wir stellten bei allen 16 genommenen Proben fest, dass der Höchstwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter nicht überschritten wurde», sagt der Kantonschemiker.Bei den regionalen Wasserversorgern ist man sich des Problems bewusst. «Das Wasserwerk Mittelrheintal ist davon nicht betroffen», sagt Betriebsleiter Thomas Giger, «bei unseren Wasseruntersuchungen wurden bis heute keine Abbauprodukte gefunden.» Es sei aber richtig und wichtig, dass man das Problem erkannt und gleich an der Wurzel gepackt habe. Es mache wenig Sinn, sich um sauberes Trinkwasser zu bemühen, wenn gleichzeitig schädliche Stoffe in die Umwelt abgegeben würden.Auch Heinz Ruppanner, Leiter Wasserwerk Altstätten, sagt, dass keine Vorkommen nachgewiesen sind. «Unser Trinkwasser wird regelmässig von kantonalen und privaten Labors beprobt und entspricht den gesetzlichen Anforderungen.» Die Gewässerschutzzonen von Altstätten liegen vorwiegend in Wald und Wiesland. Weil das Pflanzenschutzmittel Chloro-thalonil vorwiegend bei Getreide, Gemüse und Reben im Einsatz war, ist im Quellwasser von Altstätten dieser Stoff und dessen Abbauprodukte bis heute nicht nachweisbar. «Selbstverständlich werden wir weitere Proben entnehmen und das Wasser auf eine hohe Qualität hin kontrollieren», sagt Heinz Ruppanner. Ebenfalls nicht von einer Verunreinigung betroffen ist das Trinkwasser, das die Gemeinde Thal aus dem Bodensee bezieht. «Bei allen unseren Untersuchungen blieben die Messwerte massiv unter den Grenzwerten», sagt Michael Marti, Betriebsleiter der Technischen Betriebe Thal. Chlorothalonil sei keine Bedrohung, aber ein durchaus ernst zu nehmendes Thema an Sitzungen der Arbeitsgemeinschaft Wasserwerke Bodensee-Rhein (AWBR), die 70 Wasserversorgungsunternehmen aus der Schweiz, Österreich, dem Fürstentum Liechtenstein, Deutschland und Frankreich vereint.

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