Name: Nina Geissler Wohnort: Rheineck Alter: 19 Beruf: BWL-Studentin an der Louisiana State University (LSU)Wieso hast du dich dazu entschieden, in den USA zu studieren?
Mein Ziel ist es, eines Tages Profitennisspielerin zu werden. In der Schweiz ist es schwierig zu studieren, gute Noten zu erreichen und gleichzeitig ein Hobby zu verfolgen. In den USA wird Sport sehr ernst genommen und gefördert. Zudem wollte ich die Kultur kennenlernen und neue Erfahrungen sammeln.Welche Ziele strebst du mit deinem Studium an?
Bis zum Bachelor dauert mein BWL-Studium vier Jahre. Bis dahin ist es mir erlaubt, Collegetennis zu spielen. Nach meinem Abschluss würde ich gerne das Tennis zu meinem Beruf machen. Falls das nicht klappt und ich meinen Traumberuf doch nicht ausüben kann, hätte ich dank meinem Bachelorabschluss die Möglichkeit, weiter zu studieren und stünde nicht planlos da. Aber ich werde alles daransetzen, meinen Traum zu verwirklichen.Wie hast du dein Sportstipendium erhalten?
Als ich im 3. Jahr des Gymnasiums war, haben mich Coaches kontaktiert, mich nach meinen Plänen für die Zukunft gefragt und mir Angebote für Studiengänge gemacht. Teilweise sind auch Coaches in die Schweiz und an internationale Matches gekommen, um mich spielen zu sehen.Wieso hast du dich für die Louisiana State University entschieden?
Am Anfang war ich planlos, da ich so viele Angebote von verschiedenen Unis auf dem Tisch liegen hatte. Vom Dachverband waren mir fünf Uni Besichtigungen erlaubt. Basierend auf den Empfehlungen des Headcoach von Swisstennis, habe ich im Februar 2019 die Louisiana State besichtigt. Dazu habe ich mir die University of Mississippi und die Texas A&M University angesehen. Bei den Besuchen erhielten meine Mutter und ich persönliche Einblicke, konnten Gespräche führen und die Trainer schauten mir beim Tennisspielen zu. Bereits auf dem Heimweg in die Schweiz habe ich mich für die LSU entschieden, weil dort alles gepasst hat.Welche Unterschiede stellst du zwischen den Schulen in der Schweiz und in den USA fest?
Das akademische Niveau ist definitiv anders. In der Schweiz ist ein Studium sehr anspruchsvoll und man kann sich nicht erlauben, den Unterricht zu verpassen. Am Gymnasium war ich eine durchschnittliche Schülerin. Hier in den USA sind meine schulischen Leistungen deutlich besser eingestuft. Ein weiterer Unterschied ist der Stellenwert der sportlichen Aktivitäten. US-Amerikanische Schulen passen sich dem Sport an. Die Studenten spielen in Teams der Uni. An der LSU habe ich Privatlehrer und Personen, die mir Schulmaterial zukommen lassen, wenn ich nicht anwesend bin. Meine Tennisspiele werden mir immer gestattet. Früher musste ich alles selber regeln und ein Gesuch stellen, damit ich während der Schulzeit fehlen durfte.Wie fühlt es sich an, mit einem Coach zu trainieren, der schon mit Tennisstar Serena Williams zusammenarbeitete?
Ich bewundere meinen Coach sehr. Zu wissen, dass er schon mit mehreren Profispielern zusammengearbeitet hat, gibt mir ein sehr gutes Gefühl. Obwohl ich Riesenrespekt vor meinem Coach habe, konnte ich in den vergangenen Monaten eine sehr gute Beziehung zu ihm aufbauen und ich vertraue ihm. Die Chance, mit solchen Coaches zu trainieren, ist grossartig und ich schätze es sehr. Welche persönlichen Fortschritte bemerkst du seit deinem Aufenthalt in den USA?
Sportlich habe ich mich sehr entwickelt. Ich trainiere intensiver, das Fitnesstraining ist jetzt professionell und kann mich stärker auf das Tennisspiel konzentrieren. Ich merke auch, dass ich viel weniger müde bin, da sich der Schulstress reduziert hat. Mental und im Spielverständnis habe ich mich ebenfalls extrem verbessert.Wie wohnst du auf dem Campus?
Ich wohne in einer Art WG, zusammen mit zwei Studentinnen. Obwohl ich nur im ersten Jahr verpflichtet bin auf dem Schulgelände zu wohnen, werde ich wahrscheinlich hierbleiben. Alles ist sehr nah und die Wohnung ist super.Was gefällt dir an deiner Schule am besten?
Die Professionalität und die Unterstützung. Es ist praktisch, dass Schule und Sport an einem Ort stattfinden und ich keine langen Zugfahrten hinter mich bringen muss.Kennst du das Gefühl von Heimweh?
Ja, wenn ich in den USA bin, vermisse meine Familie manchmal. Obwohl auf dem Campus viele Menschen sind und ich nicht allein wohne, fühle ich mich manchmal einsam. Doch mit meinem Team und den Coaches habe ich eine kleine Familie dazugewonnen. Nach meinem Studium werde ich aber in die Schweiz zurückziehen.Wie geht deine Schule mit dem Coronavirus und Homeschooling um?
Obwohl mein Semester bis Mitte Mai gedauert hätte, musste ich schon Mitte März nach Hause reisen. Alles spielte sich relativ rasch ab. Unsere verbleibenden Matches der Saison wurden gestrichen. Das war an einem Donnerstag. Am Samstag sass ich bereits im Flugzeug Richtung Schweiz. Bis das Homeschooling beginnen konnte und das Online-System aufgeschaltet war, hatte ich zwei Wochen schulfrei. Wie planst du die kommenden Monate?
Planen kann ich im Moment nicht viel. Während in den USA die Situation noch relativ angespannt ist, lockert die Schweiz verschiedene Massnahmen. Zurzeit sind die Fitness-Center und die Tennisplätze noch geschlossen und ich muss nebst lernen mein Training so gut es geht zu Hause umsetzen. Intervallsprints, joggen und zwischendurch mache ich Kraftübungen. Durch den Kontakt zu meinem Fitnesscoach ist mein Training ziemlich strukturiert. Wann erhoffst du dir, wieder in die USA zu reisen?
Mein Semester würde im August starten und ich bin zuversichtlich, bis dann wieder vor Ort zu sein. Geplant ist, spätestens im Herbst den normalen Unterricht und das Training wieder aufzunehmen. Bis jetzt habe ich aber noch keinen Flug gebucht, weil ich die Entwicklung der nächsten Wochen abwarten will.