Hotel Walzenhausen, Hotel Park oder Pension Nord (beide Heiden). Diese Adressen haben etwas gemeinsam: Ihre Türen sind bis auf weiteres geschlossen. Und sie tragen somit zur negativen Entwicklung der Hotel-Logiernächte in Appenzell Ausserrhoden bei. Waren es im Jahr 2008 noch rund 160000 Übernachtungen pro Jahr, sind es im Jahr 2016 noch rund 123000 gewesen. Ein Minus von rund 23 Prozent.Eine Studie der HTW Chur zur Wertschöpfung des Ausserrhoder Tourismus brachte diese Zahlen hervor. Monika Bodenmann, Präsidentin des Tourismus-Verwaltungsrats sieht darin eine Bestätigung ihrer Vermutung. Um die Übernachtungen wieder steigern zu können, sei man auf neue Ideen und auf gut funktionierende Hotelbetriebe angewiesen. Laut Studie ist der Rückgang der Logiernächte hauptsächlich in den Jahren 2009 bis 2012 erfolgt. Seither seien die Übernachtungen mehr oder weniger stabil, heisst es dort. Die im Reka-Feriendorf Urnäsch generierten Logiernächte sowie Übernachtungen in neuartigen Übernachtungsformen wie beispielsweise Airbnb(Vermietung von Zimmern, Wohnungen und Häusern durch Privatpersonen) sind in der HTW-Studie nicht abgebildet. Die Verfasser gehen davon aus, dass Ferienwohnungen und Bed-and-Breakfast-Betriebe mit rund 20000 Logiernächten pro Jahr nicht unwesentlich für die touristische Wertschöpfung verantwortlich sind. Das schmerzt insofern, da ein Hotelgast täglich zwischen 146 und 167AABB22Franken ausgibt, heisst es in der Studie.Unabhängig von der Studie: Strategie wird hinterfragtDie Situation bei den Tagesgästen ist hingegen positiv. Insgesamt dürften im Jahr 2016 gut 1,5 Millionen Tagesgäste Appenzell Ausserrhoden besucht haben, eine halbe Million mehr als noch 2008. Gemäss den Erhebungen wurden im Jahr 2016 etwa zwei Drittel der direkten Wertschöpfung von den Tagesgästen aus-gelöst, ein Drittel von den Übernachtungsgästen. Diese Entwicklung ist auch Verwaltungsratspräsidentin Monika Bodenmann nicht entgangen. Die Hotel-Logiernächte lasse man auf keinen Fall aus den Augen, aber «wir konzentrieren uns in Zukunft natürlich auch auf den Tagestourismus».Unabhängig vom Studienergebnis sei geplant gewesen, die aktuelle Strategie in regelmässigen Abständen kritisch zu hinterfragen und zu überprüfen. Vor einigen Jahren legte der Verwaltungsrat die strategischen Geschäftsfelder «Wandern», «Lebensart (Brauchtum)», «Gesundheit» sowie «Seminare & Events» als solche fest. Kürzlich sprach sich auch der Kantonsrat erneut für diese Strategie aus, indem er die Leistungsvereinbarung mit der Appenzellerland Tourismus AG von 2018 bis 2021 mit jährlich 390000AABB22Franken für kollektive Aufgaben zu Gunsten der Tourismusdestination verlängerte. Auch die kantonale Finanzhilfe 2018 bis 2020 für die strategischen Geschäftsfelder «Lebensart» (630000 Franken) und «Wandern» (750000 Franken) wurde gutgeheissen.Alternative Erlebnisse gesuchtDie geschätzten 20000 Logiernächte in Ferienwohnungen und Bed-and-Breakfast-Betrieben dürfe man nicht als Konkurrenz zu den Hotelleriebetrieben sehen, sagt die Verwaltungsratspräsidentin. Viel mehr müsse man diese Anbieter mit ins Boot holen. Bodenmann prognostiziert, dass sich dieses Angebot noch weiter ausbauen lässt. In Appenzell Ausserrhoden lasse sich ein Trend nach Ferien dieser Art ablesen. Abenteuer, die nicht der 0815-Norm entsprechen, würden von den Gästen vermehrt gesucht, sagt Monika Bodenmann. Ihre Aussage untermauert sie mit dem Beispiel des Null-Sterne-Hotels von vergangenem Sommer. Die innert Kürze ausgebuchte Reservationsliste zeige deutlich, dass Gäste bereit sind, 280 Franken für eine besondere Übernachtung zu bezahlen – unter freiem Himmel notabene. Erforderlich ist demnach ein Angebot von alternativen Erlebnissen. «Auch 2018 wird die kantonale Tourismusorganisation Atag ein neues, innovatives Übernachtungsangebot präsentieren», erklärt Bodenmann. Mit solchen Angeboten könnte die Bedeutung des Tourismus im Kanton wieder zunehmen.Seit 2008 hat diese für Appenzell Ausserrhoden leicht abgenommen. Gesamthaft beträgt der Anteil der touristischen Wertschöpfung an der Gesamtwertschöpfung im Kanton laut Studie heute 2,4 bis 3,7 Prozent, während er im Jahr 2008 3,2 bis 4,6 Prozent betrug. Die touristische Wertschöpfung hat damit gegenüber der letzten Erhebung im Jahr 2008 um etwa 15 Prozent abgenommen. Monetär beträgt die Wertschöpfung der Ausserrhoder Tourismusbranche zwischen 38 und 58 Millionen Franken. (bei/red)