14.06.2018

Titel, Tore und ein Trainerabschied

Der 2.-Liga-Meister lieferte eine sehr gute, aber keineswegs makellose Saison. Mit dem Glück des Tüchtigen und dank der 31 Tore von Jasmin Abdoski reichte es aber zum Aufstieg in die 2. Liga interregional.

Von Gerhard Huber
aktualisiert am 03.11.2022
Gerhard HuberDer erste Platz in der Schlusstabelle der 2. Liga und damit der Aufstieg in die 2. Liga interregional entspricht dem Selbstverständnis des FC Widnau, die Nummer 1 im Rheintal zu sein.Nur zwei Jahre dauerte es, bis Widnau wieder in die Liga zurückkehrt, in der es zuvor während sieben Saisons grösstenteils erfolgreich kickte. Zwölf Spieler hatten nach der Relegation den Verein verlassen, was bedeutete: Zwei Jahre Aufbauarbeit.Zwei von drei Niederlagen gegen Altstätten kassiert Das mag für die Verantwortlichen ein Krampf gewesen sein, aber er hat sich als lohnend erwiesen. Widnau hatte erkannt, dass es die nach der Abstiegssaison überalterte und innerlich zerrissene Mannschaft auf links drehen musste. Das Team von Trainer Sven Sonderegger und seinem spielenden Co-Übungsleiter Daniel Lüchinger wurde verjüngt und gleichzeitig stabilisiert.Sportchef Markus Hutter holte vornehmlich junge Spieler auf die Aegeten – allerdings waren mit den beim FC St. Gallen gestählten Daniel Lässer und Daniele Lamorte überdurchschnittlichen Talente darunter, von denen andere Rheintaler Vereine nur träumen können. Auch der langjährige Auswahltrainer Sonderegger dürfte wesentlichen Anteil an der Verpflichtung dieser Spieler gehabt haben.Sowohl im Herbst als auch im Frühjahr zogen die Widnauer eine Schwächephase ein – zu der die Erzrivalen vom FC Altstätten einen wesentlichen Beitrag leisteten. Als im September die Blau-Weissen vom Auswärtsspiel gegen den damaligen Aufsteiger und nunmehrigen Wiederabsteiger Ems mit einer 3:5-Niederlage nach Hause zurückkehrten, verloren sie darauf das Heimspiel gegen den FCA mit 3:5. Nach diesem Nuller gegen das Team des ehemaligen Widnauer Co-Trainers Adrian Brunner war die Stimmung auf der Aegeten auf dem Tiefpunkt. Aber die Mannschaft kehrte zu alten Tugenden zurück und liess bis zur Winterpause sieben Siege in Serie folgen – darunter mit dem 5:1 in Weesen gegen das dortige Spitzenteam ein wahrer Husarenstreich.In der Rückrunde waren es wieder die Altstätter, die der Sonderegger-Truppe mit der 1:7-Klatsche eine von nur drei Niederlagen zufügten. Damals sah es danach aus, als ob Widnau innert vier Tagen die ganze Saison in den Sand gesetzt hatte, denn unmittelbar davor gab es das überraschende Cup-Out gegen Montlingen.Widnau war bereit, als es darauf ankamAltstätten lag im Rennen um die Meisterkrone zunächst wieder vorne, verstolperte den Triumph aber mit unnötigen Punktverlusten gegen schwächer eingestufte Gegner. Co-Trainer Daniel Lüchinger sagt: «Man muss bereit sein, wenn es zählt – und das ist nicht zwangsläufig in der vierten Runde.»Wieder bereit waren die Widnauer nach der Schlappe auf der Gesa: Sie gewannen drei Spiele, bis sie auswärts bei der mit fünf Profis aus der Challenge League verstärkten zweiten Mannschaft des FC Vaduz ein Kräftemessen mit ungleich langen Spiessen verloren.Letztlich reichte es bereits am vorletzten Spieltag zu Hause mit einem spät sichergestellten Sieg gegen Weesen zum Meistertitel und einer langen und feuchten Meisterfeier mit Fans und Gönnern.Ohne die anderen Spieler zurücksetzen zu wollen, aber einer der wichtigsten Bausteine für den Aufstieg war natürlich Jasmin Abdoski, der sensationelle 31 Tore erzielte und den für die Ewigkeit zu gelten scheinenden Rheintaler Torrekord von Volkan Akyildiz (32 Treffer für Au-Berneck) nach nur zwei Jahren um ein Haar übertroffen hätte. Auch die zwölf Tore von Mittelfeldstratege Daniel Lässer sind sehr beachtlich.Doch ein Wermutstropfen fand sich im Widnauer Feierbier: Erfolgstrainer Sven Sonderegger zieht sich für einige Zeit vom Fussballtreiben zurück und verkündete bereits im April, dass er im Sommer aufhört. Für alle noch auszubildenden Fussballjunioren ist zu hoffen, dass man den «Nachwuchsflüsterer» bald wieder an der Seitenlinie sieht.Mit Roman Hafner wurde aber schnell ein Nachfolger gefunden, der die Aufsteiger ab nächster Saison trainieren wird. Dann geht es wieder gegen altbekannte Teams wie Freienbach, Uzwil, Frauenfeld oder Chur. Schmerzlich fehlen werden allerdings die Derbys – sie haben oft tollen Sport und vor allem immer umfangreichen Gesprächsstoff geliefert.

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