Thomas Lüchinger lebt mit seiner Frau in einem kleinen Weiler bei Rehetobel, umgeben von einer Fülle an Blumen, Gemüse und Sträuchern. Sein Naturgarten ist zu einer Leidenschaft geworden. Der Filmemacher erzählt, dass ihn der Garten an seine Kindheit in Oberriet erinnert, wo er oft widerwillig dem Vater beim Jäten half. Heute empfindet er die Gartenarbeit als Quelle der Ruhe und Verbundenheit mit der Natur.
Als die Rheintaler Kulturstiftung ihn darüber informierte, dass er den «Goldiga Törgga» erhalten würde, wurde ihm seine tiefe Verwurzelung im Rheintal bewusst. Eine Flut von Erinnerungen kam hoch, etwa an seine Grossmutter Rina Büchel-Crescente, die in Eichenwies einen Lebensmittelladen betrieb und neun Kinder grosszog.
Neue Filmprojekte in Angriff genommen
Nebst der Gartenarbeit treibt Lüchinger weiterhin Filmprojekte voran. Sein aktueller Film «Gelebtes Leben» porträtiert drei ältere Männer, darunter den 87-jährigen Perkussionisten Pierre Favre und den Musiker Peter Roth, die auf ihr Leben zurückblicken und reflektieren, wie sie ihre Rollen jenseits gesellschaftlicher Normen gefunden haben. Der Film gibt subjektive und emotionale Einblicke in das Leben der Protagonisten und widmet sich damit einem zentralen Thema in Lüchingers Schaffen: der Frage nach dem Sinn des Lebens. Ein weiteres Projekt befasst sich mit der Psychotherapeutin Elisabeth Lukas, die Schülerin des berühmten Viktor Frankl war, dem Begründer der Logotherapie. Auch hier nähert sich Lüchinger mit grosser Bedachtsamkeit und offenem Konzept seinem Thema.
Projektfinanzierung ofr schwierig
Für Lüchinger ist Filmemachen nicht nur Handwerk, sondern Vertrauensarbeit, geprägt von Empathie und Intuition. Dies macht die Finanzierung seiner Projekte jedoch oft schwierig. Er gesteht:
Um Geld zu bitten, fällt mir sehr schwer
Dennoch hat er es immer wieder geschafft, seine Projekte zu realisieren – auch dank des Preisgeldes des «Goldiga Törgga», das ihm in den letzten Monaten über einige Absagen hinweggeholfen hat. Die grösste Belohnung sei jedoch, dass er nun auch im Rheintal mehr Anerkennung erfahre und seine Filme über das Kinotheater Madlen hinaus bekannt seien.
Auch Sandro Heule, der mit dem «Grüana Törgga» ausgezeichnet wurde, betont die Bedeutung von Kulturpreisen. Für den Bassisten, der in Widnau lebt, ist die Auszeichnung nicht nur eine finanzielle Unterstützung, sondern auch eine wichtige Anerkennung für seine Arbeit.
Preisgeld in Soloprojekt investiert
«Preise sind immer eine Motivation, besonders für junge Künstler», sagt Heule, der sich auch als Förderer anderer Musiker versteht. Er sieht das Potenzial des Rheintals und plädiert dafür, den «Grüana Törgga» häufiger zu verleihen. Er sagt:
Die fünftausend Franken sind eine Investition in die Zukunft der Rheintaler Kultur
Heule hat das Preisgeld direkt in sein Soloprojekt investiert, das sich ständig weiterentwickelt. Besonders seine experimentelle Improvisationsmusik ist für ihn ein spannendes Feld. Doch auch für Heule wird es zunehmend schwieriger, geeignete Auftrittsmöglichkeiten zu finden. Ein Beispiel dafür ist das Ende der Zwischennutzung der «Gärtnerei» in Altstätten, wo er und andere Künstler regelmässig auftraten.
Preis hilft der Kultur- und Musikszene
Sowohl Lüchinger als auch Heule betonen, dass der Rheintaler Kulturpreis mehr als nur finanzielle Unterstützung bietet. Er schafft Aufmerksamkeit und Anerkennung für die Kulturarbeit im Rheintal. «Es ist schön zu sehen, dass unsere Arbeit im Tal geschätzt wird», sagt Lüchinger. Heule ergänzt: «Preise wie der ‹Grüana Törgga› helfen nicht nur uns Künstlern, sondern auch der gesamten Kultur- und Musikszene, die immer noch mit finanziellen Unsicherheiten zu kämpfen hat.»
Preisverleihung 2024
Die diesjährige Preisverleihung findet am Freitag, 8. November, 18 Uhr im Kinotheater Madlen in Heerbrugg statt. Die Preisübergabe ist öffentlich, aufgrund der Platzverhältnisse ist jedoch eine Anmeldung erforderlich. Die Kulturpreise «Goldiga Törgga» und «Grüana Törgga» gehen an Personen, Gruppen oder Institutionen für ausserordentliche kulturelle Leistungen und Potenziale, die das Rheintal stärken. Der «Goldiga Törgga» wird jährlich, der «Grüana Törgga» biennal verliehen. Eine Jury nominiert, über die Preisvergabe entscheidet der Stiftungsrat. Es gibt keine öffentliche Ausschreibung.