31.05.2018

Therapieren mit Symbolfiguren

Probleme, die im Spielen gelöst werden – das klingt nach einer interessanten Behandlung. Berater Eugen Hodapp stellte Schulsozialarbeitern der Region die psychodramatische Therapie szenisch vor.

Von Carmen Kaufmann
aktualisiert am 03.11.2022
Carmen KaufmannEltern können ihr Kind bei Ausrastern, Ängsten oder anderen Störungen nicht immer verstehen. Sie fragen sich, woher die Probleme kommen könnten und ob das Kind vielleicht gar nicht so veranlagt ist. Meist geht man davon aus, dass ein Therapeut Lösungsvorschläge liefert.In der psychodramatischen Therapie zählt er nicht auf, was zu tun ist. Er überlässt diese Aufgabe den Eltern. Sie werden genauso Teil der Behandlung sein und mit dem Kind und dem Therapeuten den Weg gemeinsam bezwingen.In der Schweiz kennt man diese Therapieform kaum. Aus diesem Anlass hatte die Schulsozialarbeit Rheintal auf Mittwoch zum Interventionstreffen in St. Margrethen eingeladen, wo Eugen Hodapp vom Institut für Psychodrama, Soziometrie und Rollenspiel (IPSR) die Therapie vorstellte.Psychodrama – Therapie mit HumorIm Psychodrama wird «die Wahrheit der Seele durch Handeln ergründet». Gefühle, Ängste und Konflikte werden in Szenen dargestellt und somit äusserlich sicht- und veränderbar. Diese Therapieform wendet man bei jüngeren Kindern an, deren kognitive Fähigkeiten noch nicht entwickelt sind und daher Gefühle oder Konflikte nicht ausdrücken können.Die Behandlung basiert auf einem Spiel – ein Spiel, das jedes Kind gern macht: das Rollenspiel. Sich bewusst in eine andere Rolle versetzen und darin Situationen bewältigen. Kinder symbolisieren Gefühle mit einer Figur, mit einer Rolle. Hier verarbeiten sie Konflikte. Somit kann der Therapeut das symbolische Verhalten erschliessen. Am Anfang des Gesprächs sucht der Therapeut eine Bindung zum Kind, indem er ebenbürtig mit ihm spricht. Wenn das Kind schon aggressiv in die Therapie kommt, versetzt er sich zum Beispiel in die Rolle eines Drachens, der Angst vor dem Kind bekommt und sich versteckt. «Die Kinder springen sofort darauf an, denn man schenkt ihnen Zuneigung und stärkt ihr Selbstwertgefühl», sagt er. Sobald diese Bindung besteht, ist es möglich, zu arbeiten. Eugen Hodapp lässt für gewöhnlich das Kind die Rollen verteilen. Auch er spielt mit, aber seine Aufgabe ist es, zu vermitteln und neutral zu bleiben.Tierfiguren symbolisieren das FamilienklimaAn diesem Nachmittag beschäftigten sich die Schulsozialarbeiter aktiv mit der Therapieform. Eugen Hodapp demonstrierte, wie ein Erstgespräch mit einer Familie aussehen kann. Dafür brauchte er zwei Freiwillige für die Rolle des Elternpaars und einen für jene des Kindes. Das Szenario ging von einer Familie aus, in der die Eltern eine Behandlung für ihre Tochter möchten, da diese immer, wenn der Vater bei der Arbeit ist, völlig durchdreht und rumbrüllt.Der Therapeut forderte die Schulsozialarbeiterin in der Rolle des Mädchens auf, Tierfiguren für die Familienmitglieder auszusuchen, wenn es zu Hause schön ist. Sie suchte zwei starke, grosse Tiere für die Eltern aus und für sich einen Schimpansen. Ihre Figur klammerte sich an die Mutterfigur. Dann suchte sie sich weitere aus – für Situationen, in denen sie zu Hause wütend ist. Sie platzierte den Löwen auf dem Tisch, der ihren «Problemteil» symbolisierte. Doch sobald der Löwe kam, versteckte sich der Schimpanse. Die Figur der Mutter drehte sie ebenfalls weg, denn die Mutter wendet sich immer von der Tochter ab, sobald das Mädchen ausrastet. Das Kind suchte auch für den Therapeuten ein Tier aus, das zwischen der Mutter und dem Kind stand. Es hatte die Rolle des Vermittlers.Anschliessend fragte der Therapeut die Eltern, was sie jetzt machen könnten, wenn der Vater nicht zu Hause ist. Beide meinten, die Mutter müsse eine Beziehung zum Kind aufbauen, damit sich der «Problemteil» des Kindes zurückzieht.Die Schulsozialarbeiter kritisierten die Methode unter anderem, da beispielsweise der Vater nicht involviert wurde. Sie hingen aber achtsam am Geschehen.

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