17.05.2022

Theaterprovisorium: Altstätten ist jetzt die einzige Bewerberin

Nach dem Nein in Goldach zeigt Altstätten nach wie vor Interesse am Theaterprovisorium. Die Stadt Buchs zieht ihre Bewerbung zurück.

Von Seraina Hess, Rossella Blattmann
aktualisiert am 02.11.2022
Das St. Galler Theaterprovisorium kommt definitiv nicht nach Goldach. Das haben die Bürgerinnen und Bürger am Sonntag entschieden (Ausgabe vom 16. Mai). Im Vorfeld des Neins regte sich in Goldach Widerstand von rechts. So bezeichnete der Goldacher SVP-Kantonsrat Sandro Wasserfallen das Theaterprovisorium an einer Podiumsdiskussion als «grauenhaften Aluminiumwürfel» und «sehr teures Geschenk».Wie geht es nun mit dem Provisorium weiter? Laut Samuel Peter, Generalsekretär des kantonalen Bau- und Umweltdepartements, hatte der Kanton im Sommer 2021 alle 77 St. Galler Gemeinden angefragt, ob Interesse am Provisorium bestehe. «Beworben haben sich einzig Goldach, Altstätten und Buchs.» Wann die Regierung die verbleibenden Dossiers erneut prüfen und sich für eine Gemeinde entscheiden wird, ist noch offen. Entscheidend seien Faktoren wie  Zugänglichkeit für ein breites Publikum, der kulturelle Mehrwert für die Gemeinde sowie die Sicherstellung der Terminierung und Finanzierung. «Der Abbau des Provisoriums muss im Herbst 2023 beginnen», sagt Peter. Die neue Eigentümerin hat keinen eigentlichen Kaufpreis zu entrichten: «Die Standortgemeinde trägt aber die Abbau- und Wiederaufbaukosten.»Kommerzielle Nutzung wurde zum VerhängnisDie Stadt Buchs hat laut Stadtpräsident Daniel Gut kein Interesse mehr am Theaterprovisorium, wie er am Dienstagabend in einer Medienmitteilung schreibt. Gut sagt: «Es stehen in Buchs zu viele wichtige, komplexe und vor allem auch kostenintensive Projekte an, weshalb für den Stadtrat im Sinne einer Neupriorisierung eine Übernahme kein Thema mehr ist.»Altstätten hingegen ist weiterhin an der Halle interessiert. Das hat der Stadtrat am Montagabend entschieden. «Wir haben die Regierung am Dienstag darüber informiert, dass wir unsere Bewerbung aufrechterhalten. Jetzt erwarten wir eine fundierte Wiederholung der Evaluation», sagt Stadtpräsident Ruedi Mattle und spielt dabei auf die Begründung der ersten Absage an. Auf Unverständnis stiess damals, dass der Kanton der Stadt eine zu kommerzielle Ausrichtung des Provisoriums negativ auslegte. «Während die Regierung aus wirtschaftlichen Gründen das Spital in Altstätten zu schliessen oder das Gaiserbähnli durch einen Bus zu ersetzen plant, wirft sie uns eine zu starke Gewichtung wirtschaftlicher Aspekte vor. Das ist geradezu hanebüchen», sagt Mattle.Mit Transport und Aufbau ist es nicht getanTrotz des Scheiterns des Goldacher Vorhabens sieht Mattle in Altstätten durchaus Chancen für das Projekt. Bereits im Budget genehmigte die Bevölkerung einen Betrag in der Höhe von 38'000 Franken für eine Analyse. Nötig würde die Summe, um einen Entscheid an der Urne aufzugleisen. Obschon die öffentliche Diskussion erst nach dem Zuschlag des Kantons Fahrt aufnehmen dürfte, spricht Mattle bereits von positiven Rückmeldungen auf das Vorhaben, die Allmend mit dem Provisorium zu bestücken. «Die Idee einer Halle auf der Allmend ist wahrscheinlich so alt wie der Allmendplatz selbst. Ein Provisorium käme die Stadt voraussichtlich günstiger als ein Neubau.» Dennoch macht Mattle keinen Hehl aus den zu erwartenden Kosten: Obschon dank vorhandener Parkplätze auf der Altstätter Allmend im Gegensatz zum Standort in Goldach keine Tiefgarage nötig wäre, dürften die Gesamtkosten die veranschlagten 2,75 Mio. Franken für den Transport und die Montage des Provisoriums um mehrere Millionen übersteigen.Vom allfälligen Zuschlag des Kantons profitieren würde vor allem die Rheintal Messe und Event AG, Veranstalterin der Rhema. «Die Grundinfrastruktur, die das Theaterprovisorium böte, wäre eine Bereicherung für die Allmend Altstätten – nicht nur für die Rhema, sondern für verschiedene Events und unter dem Jahr auch für Vereine, Unternehmen und Genossenschaften», sagt Messeleiter Simon Büchel. Gschwend: «Braucht es ein weiteres Theater?»Für den Standort Altstätten setzten sich jüngst sogar parteiübergreifend fünf Rheintaler Kantonsräte ein – darunter Stefan Britschgi (FDP) und Andreas Broger (Die Mitte), die auch im Rhema-Beirat sitzen. Weiter unterzeichneten Stadtpräsident Ruedi Mattle (parteilos), Schulratspräsident Remo Maurer (SP) und Thomas Eugster (SVP) den Vorstoss, in dem die Kantonsräte die Bewertung der Bewerbungen durch die Regierung in Frage stellten.Nicht unterzeichnet wurde der Vorstoss vom Altstätter Grünen-Kantonsrat Meinrad Gschwend, der sich auf Anfrage kritisch zum Vorhaben der Stadt äussert. Gschwend stört sich an der «Euphorie von Politikern, die direkt respektive indirekt mit der Rhema verbunden sind». «Ausserdem halte ich wenig davon, weitere öffentliche Gelder in die Rhema zu buttern. Erst recht nicht in ein Provisorium, das nicht als Messehalle, sondern als Theater konzipiert wurde und damit das Diogenes-Theater konkurriert, in dessen neuen Standort die Stadt bereits einen Millionenbetrag investiert hat.»Stadtpräsident Mattle entgegnet dem: «Natürlich wäre die Rheintal Messe und Event AG froh um eine fixe Halle für die Rhema. Diese stünde ihr aber nicht kostenfrei zur Verfügung.» Im Rahmen der Projektierung sei ausserdem zu prüfen, wie diese Halle multifunktional genutzt werden könne. «Wir benötigen auf der Allmend nicht ein reines Theater, sondern einen Bau mit vielfältiger Nutzung. Auch würde die Halle auf der Allmend das Diogenes-Theater nicht konkurrieren; vielmehr könnte das Theater für grosse Aufführungen künftig die Halle auf der Allmend nutzen.»Wie genau die Finanzierung des Provisoriums gehandhabt würde, bekäme die Stadt den Zuschlag, ist gemäss Mattle noch offen. «Derzeit hat die Stadt den Lead. Selbstverständlich stehen wir schon jetzt in engem Austausch mit der Rhema, doch wie die Trägerschaft aussehen könnte, ob sich die Rheintal Messe und Event AG an den Kosten beteiligt oder nicht, wird zu einem späteren Zeitpunkt Thema.»

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.