27.07.2021

Thal feiert seine Olympiasiegerin

Die 28-jährige Mountainbikerin Jolanda Neff ist Thalerin, wohnt in Goldach und holt in Tokio Olympiagold:Mit ihrer Zieleinfahrt ist in der Heimat die Planung für «ihr» Fest gestartet.

Von Rudolf Hirtl / Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Rudolf Hirtl / Yves SolenthalerIn den Gemeinden Thal und Goldach dürfte der eine oder andere Daumen heute noch schmerzen. Wer konnte, ist gestern Vormittag vor dem Fernseher gesessen und hat mit der heimischen Olympionikin mitgefiebert. Als die 28-Jährige mit ihrem Mountainbike die Ziellinie bei den Sommerspielen von Tokio vor Sina Frei und Linda Indergand als Erste überfuhr, waren in so mancher hiesiger Beiz Jubelschreie auszumachen.Thals Gemeindepräsident Felix Wüst konnte das Rennen leider nicht live verfolgen, weil er in einer Sitzung steckte, wie er sagt. Er sei am Telefon über das Resultat informiert worden und habe es zuerst gar nicht richtig realisiert, als sein Gesprächspartner zu Beginn sagte, er könne nun den Champagner öffnen. «Dass auch Silber und Bronze an die Schweiz gingen, ist natürlich perfekt, besser geht es ja gar nicht», so Felix Wüst. «Wir haben uns im Gemeinderat natürlich sofort Gedanken darüber gemacht, wie wir diesen grossartigen Erfolg von Jolanda Neff feiern und ehren wollen.»Gefeiert wird der Triumph wahrscheinlich in GoldachWeil die gebürtige Thalerin aktuell in der Gemeinde Goldach zu Hause ist, sei man bereits mit dem dortigen Gemeindepräsidenten Dominik Gemperli in Kontakt getreten. «Jolanda Neff wohnt seit etwas über zwei Jahren in Goldach. Daher wird die gemeinsame Feier vermutlich auch hier an ihrem Wohnort stattfinden, soweit haben wir uns mit den Thalern bereits verständigt. Ob wir bereits an Freitag in Goldach einen Festakt durchführen können, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Diesbezüglich wollen wir uns zuerst auch mit ihrer Familie absprechen. Sicher ist aber, dass eine Delegation von Goldachern und Thalern die frischgebackene Olympiasiegerin am Flughafen in Zürich willkommen heissen wird», sagt Goldachs Gemeindepräsident, der Jolanda Neff am Telefon persönlich zum Sieg gratuliert hat.Max Julen war Olympiasieger 1984 in Sarajevo im Riesenslalom. Noch heute ist sein Konterfei in Zermatt zu sehen. Nach Fabian Cancellara, Rad-Olympiasieger 2016 in Rio de Janeiro, wurde in seinem Wohnort eine Brücke benannt, nämlich die Fussgänger-Überführung, die den Bahnhof Ittigen mit dem Talgut-Zentrum verbindet. Wird man auch in Goldach den Sieg von Jolanda Neff in irgendeiner Form verewigen? «Dass wir eine Olympiasiegerin in Goldach als Einwohnerin haben, ist natürlich für die Gemeinde eine Riesengeschichte, und wir freuen uns, wenn unser Name dadurch in die Welt hinausgetragen wird. Wir werden uns sicher Gedanken darüber machen, wie wir das auch sichtbar machen können», so Gemperli.Die Eltern von Jolanda Neff schauten das Rennen in der Wohnung von Jolandas jüngerem Bruder Lukas. Jolanda ist das mittlere von drei Kindern der Familie Neff, ihre ältere Schwester heisst Nadja. «Wir haben uns alle riesig gefreut», sagt Sonja Neff, die Mutter, «Auch als der Vorsprung immer grösser wurde, haben wir vor dem TV gebibbert – man weiss ja nie, was passiert.» Besonders schön sei, dass es gar ein Schweizer Dreifachsieg wurde, das mache das Ergebnis auch für Jolanda noch wertvoller: «Das ist wichtig für die Sportart Mountainbike und den Frauenradsport in der Schweiz.» Gross zum Feiern kamen die Eltern bis am Dienstagnachmittag nicht: «Das Telefon klingelt pausenlos», sagt Sonja Neff. Aber mit ihrer Tochter konnten die Eltern Neff fünf Stunden nach dem Rennen noch nicht sprechen – das Programm einer frischgebackenen Olympiasiegerin beansprucht sehr viel Zeit.Vater Markus Neff war früher selbst Radrennfahrer. Er ist Jolandas Trainer seit Kindstagen. Dass seine Tochter in Tokio Olympiasiegerin wird, hat er nicht gerade erwartet, aber im Gegensatz zu den meisten anderen auch nach den Rückschlägen der letzten zwei Jahre daran geglaubt: «Nach dem vierten Rang vor sechs Wochen in Leogang habe ich gewusst, dass es Jolanda in den Beinen hat.» Allerdings konnte sie seither wegen des Bruchs der linken Hand nur noch eingeschränkt trainieren – erst am Freitag sass Jolanda Neff erstmals wieder im Gelände auf einem Mountainbike. Ihre Fahrtechnik litt nicht darunter. «Dass sie die beste Technikerin ist, war der Schlüssel zum Erfolg», sagt Neff, «und im Gegensatz zu den Französinnen musste Jolanda nicht die Last als Topfavoritin tragen.»Kanton St. Gallen gehört zu ersten GratulantenAuch der Kanton St. Gallen gratulierte Jolanda Neff zu Olympiagold. «Es ist ein historischer Sporttag für die Schweiz: Alle Podestplätze beim Mountainbikerennen der Frauen an den Olympischen Spielen in Tokio gehen an Schweizerinnen. Noch schöner ist, dass zuoberst auf dem Podest mit Jolanda Neff eine St. Gallerin steht. Der Kanton freut sich sehr über diese Glanzleistung und gratuliert Jolanda Neff und ihren Kolleginnen zum historischen Erfolg», heisst es in der Mitteilung der Staatskanzlei. Mit Jolanda Neff habe eine St. Gallerin Olympiagold geholt. Damit habe sie ihrer Karriere einen weiteren Höhepunkt hinzugefügt und der Sportgeschichte des Kantons St. Gallen ebenso. Eine St. Galler Spitzenleistung, die sich bereits früh abgezeichnet habe: So sei Jolanda Neff schon 2014 an der IG-Sportgala als Sportlerin des Jahres in der Kategorie Berufssport ausgezeichnet worden. Weiter heisst es: «Der Kanton zeigt sich imponiert von Jolanda Neffs Leistung. Um-so mehr, weil die St. Gallerin in den vergangenen Monaten auch mit Verletzungen zu kämpfen hatte.»2/3, 29

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