01.07.2021

«TGV des Vorderlands» wird 125

Die Rheineck-Walzenhausen-Bergbahn feiert Jubiläum. Wie ihre Zukunft aussieht, wird Ende Jahr entschieden.

Von Astrid Zysset
aktualisiert am 03.11.2022
Als «TGV des Vorderlands» wird sie bezeichnet, die Rheineck-Walzenhausen-Bergbahn. Wofür das TGV steht, dazu gibt es allerdings unterschiedliche Meinungen. Als «Train à grande valeur» übersetzt es Rheinecks Stadtpräsident Urs Müller: «Für uns ist die Bahn von grossem Wert.» Walzenhausens Gemeindepräsident Michael Litscher spricht hingegen von einem «Train à grande vibration» und meint damit das Ruckeln, welches jeweils durch das Einrasten in der Zahnradstange erfolgt. So oder so: Die Rheineck-Walzenhausen-Bergbahn hat Grund zum Feiern. 125 Jahre wird sie alt. Am Donnerstagmorgen treffen sich Vertreter der Appenzeller Bahnen, der Politik wie auch der Tourismusorganisationen, um das Jubiläum zu feiern. Und das natürlich mit einer gemeinsamen Fahrt von Rheineck ins Appenzeller Vorderland. Rund zwei Kilometer ist die Strecke lang, es geht über Schluchten, durch Tunnel bis hin zum Endbahnhof in Walzenhausen. Über die Zukunft  wird Ende Jahr entschiedenOben angekommen, legt Thomas Baumgartner, Direktor der Appenzeller Bahnen (AB), beeindruckende Zahlen vor: Der Triebwagen hat bislang fast 1,7 Millionen Kilometer zurückgelegt. Fast 862000 Mal absolvierte er die Strecke Walzenhausen-Rheineck-Walzenhausen. 2013 haben die AB den Wagen für eine Lebensdauer von weiteren zehn Jahren revidiert. Doch eine Ersatzlösung für das 63-jährige Fahrzeug sei notwendig, betont Baumgartner. Bis Ende Jahr soll klar sein, ob die Strecke künftig mit einer Standseilbahn oder weiterhin wie seit 1958 mit einer Zahnradbahn betrieben wird.  «Ja, jetzt ruckeln andere Kräfte an der Zahnradstrecke», so Litscher. Die Prüfung eines alternativen Antriebs verfolge er gespannt. Denn die Rheineck-Walzenhausen-Bergbahn habe für die Vorderländer Gemeinde eine grosse Bedeutung. Ausflügler, Pendler, Velofahrer, Kinder mit dem Schlitten oder auch Bahnfans nutzen sie rege. Und: Sie sei für Walzenhausen dermassen wichtig, dass regelmässig in den 3. Primarklassen die Schülerinnen und Schüler im Rahmen einer Prüfung über die Gemeinde Fragen zur Bahn beantworten müssen. Litscher: «Die Bahn ist für uns eine Herzensangelegenheit.»Bahn verbindet zwei KantoneAber nicht nur für Walzenhausen. Rheinecks Stadtpräsident Müller nutzt sie nach eigenen Angaben vor allem im Winter stets. «Ich wünsche ihr darum weise Entscheidungen und grosse Investitionen.» Die Glückwünsche des Ausserrhoder Gesamtregierungsrates überbringt Landammann Dölf Biasotto. Auch er war zuvor schon Fahrgast. Und zwar vor 27 Jahren, als er seinen Schwiegereltern in spe aus dem Aargauischen Endingen seine Heimat zeigte. «Vor allem auch wegen der Bahn hatten sie uns damals den Segen zur Hochzeit gegeben», so Biasotto scherzhaft. Die Bergbahn stelle die Verbindung zwischen St.Gallen und Appenzell Ausserrhoden her. Sie ermögliche die Anschlüsse an die S-Bahn in Rheineck. Und das sei für viele Pendler und Ausflügler von grosser Bedeutung, so der Landammann weiter. Vor zwei Jahren hatte der Kanton zusammen mit den AB alle drei Appenzeller Zahnradbahnen im Rahmen einer Studie auf den Prüfstand gestellt. Bund und Kantone stellten sich hinter die Bergbahn Rheineck-Walzenhausen und entschieden sich somit für eine Vorwärtsstrategie.

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