21.11.2019

Teures Buch zur Baugeschichte

Die Kunstdenkmäler in Altstätten und Umgebung werden inventarisiert. Das kostet ein Vermögen.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Fast 1,6 Millionen Franken stecken der Kanton und die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte in eine Dokumentation der Kunstdenkmäler im Gebiet zwischen Lienz und Balgach – Heerbrugg – ein Vermögen für ein Buch, wie einem scheint. Die hohen Kosten erklären sich mit dem enormen Aufwand für das Werk. Sechseinhalb Jahre lang wird eine Forscherin oder ein Forscher daran arbeiten. Deren oder dessen Entlöhnung macht mehr als die Hälfte der Kosten aus.Finanziert mit Geld aus dem LotteriefondsFür das Projekt der Denkmalpflege werden allerdings keine Steuergelder verwendet. Es soll zum grössten Teil (1,3 Mio. Franken) aus dem kantonalen Lotteriefonds finanziert werden, also mit Geld, das von der Landeslotterie zur Finanzierung gemeinnütziger Projekte an den Kanton ausgeschüttet wurde. 270'000 Franken hat ausserdem die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte zugesagt.40 Jahre lang liegengebliebenDas Buch ist Teil einer schweizweiten Inventur, mit der vor rund 100 Jahren begonnen wurde. Sie ist «das älteste und grösste Forschungsvorhaben der Geisteswissenschaften in der Schweiz», heisst es im Bericht der Regierung zuhanden des Kantonsrats, welcher bei der Verwendung der Lotteriefondsgelder das letzte Wort hat.139 Bände liegen inzwischen vor, wovon allerdings nur fünf aus dem Kanton St. Gallen. Hier hat man mit der Bestandesaufnahme zwar schon in den 1940er-Jahren begonnen. Zwischen 1951 und 1970 sind in der Folge Bände zu den Bezirken Sarganserland, Gaster und See sowie zur Stadt und zum Kloster St. Gallen erschienen. Danach blieb das Projekt der Denkmalpflege 40 Jahre liegen. Erst die letzten sechs Jahre wurde wieder daran gearbeitet, für einen Band über die Kunstdenkmäler des Werdenbergs. Er wird ab Herbst 2020 erhältlich sein.Im Werdenberg habe die Erarbeitung des Kunstdenkmälerbands wertvolle Erkenntnisse gebracht, heisst es im Bericht der Regierung an den Kantonsrat. Kirchtürme hätten datiert und Architekten und Künstler identifiziert werden können, und die Bedeutung und Verflechtung von Handelsfamilien, Gewerbetreibenden und Adeligen erscheine nun in einem neuen Licht: «Die Region hat durch die Darstellung ihrer Baukultur und deren von Dorf zu Dorf unterschiedlichen Wurzeln und Einflüsse ein ganz neues Gesicht erhalten.» Im Besonderen habe sich eine neue Baugeschichte und daraus heraus eine neue Bewertung des Städtchens Werdenberg ergeben.Hoffen auf neue ErkenntnisseIm Rheintal wird man gleich vorgehen wie dort. Für jede Ortschaft wird ein historischer Überblick, eine Siedlungsgeschichte und eine Beschreibung des Ortsbildes erarbeitet. Dazu wird man historische Dokumente – Urkunden, Pläne, Bilder usw. – zusammentragen und auswerten, heisst es im Projektbeschrieb. Die näher zu beschreibenden Bauten werden ihrer historischen Bedeutung entsprechend ausgewählt. Bereits steht fest, dass der Schwerpunkt auf Altstätten mit seiner Altstadt und deren vielen historischen Bauten liegen wird.Wie im Werdenberg hofft man auch im Rheintal zu neuen Erkenntnissen zu kommen und neue Zusammenhänge zu erkennen, was wiederum Grundlage für künftige Forschung sein kann. Und nicht zuletzt soll das Werk das Verständnis für das Kulturerbe und seine Pflege auf eine neue Basis stellen.Der Kantonsrat wird nächste Woche während der Novembersession über die erste von zwei Finanzierungstranchen in Höhe von 650'000 Franken entscheiden.

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