15.11.2019

Tempo, Sprünge, Technik und Schlamm

Dem 16-jährigen Widnauer Samuel Blank ist dieses Jahr in der Motocross-Szene mit zwei Gesamt-Podestplätzen der Durchbruch gelungen.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
«Schon im Sandkasten habe ich Töffpisten gebaut statt Sandburgen», sagt Samuel Blank. Der 16-Jährige stammt aus einer töffbegeisterten Familie. Vater Silvano fuhr früher selber Motocross – mit den Rheintaler Legenden Walter Zünd und Bernhard Städler. Heute tut es sein Sohn. Doch Silvano Blank ist immer dabei, wenn Samuel auf der Piste ist. «Als Mechaniker», sagt er, «und seine Mutter ist Köchin und Materialwartin». Auch Sigrid Blank war stets gern auf zwei Rädern unterwegs, aber eher auf der Strasse als im Schlamm.Bei Samuel Blanks erstem Rennen in der Saison 2019 in Wohlen AG hat es geschneit. Die Frage, ob ihm solche Verhältnisse gefallen, beantwortet er wortlos mit einem Fingerzeig auf ein Magazin, das ihn auf der Titelseite zeigt – von Kopf bis Fuss im Schlamm, der durch die Luft fliegt, weil das Wetter beim Rennen im italienischen Ceriano Laghetto dieses Jahr nicht das beste war. Einem geübten Motocrosser macht das nichts aus – im Gegenteil.Den ersten Töff gab’s zum zwölften GeburtstagEin solcher ist Samuel Blank trotz jungem Alter. Motorsport faszinierte ihn immer, davon zeugt ein Zeitungsartikel aus 2009, das ihn und sein Vater bei einer Offroad-Bahn in Widnau zeigt. Es ging darum, mit ferngesteuerten Racing Cars schnell durch den Kurs zu kommen – heute geht’s darum, dies mit dem Töff auf der Piste zu tun.Den ersten Töff bekam Samuel Blank zum zwölften Geburtstag. Vater Silvano erzählt, er habe sich diesen lang gewünscht: «Är häd ofach ko Ruah geh!». Es sei also kein Scherz gewesen, sondern ein Wunsch. So bugsierten die Eltern das Gefährt am 24. Dezember 2013 in den Wintergarten, wo der Sohn es entdeckte. Für diesen ist der 24. Dezember nicht nur Weihnachten, sondern auch Geburtstag. Und der 24. Dezember fühlte sich für ihn wirklich an wie Weihnachten und Geburtstag zusammen: Ab sofort konnte er mit der 65er-Maschine seine Runden drehen. Erst im Kieswerk, dann rasch auf Pisten.Im ersten Rennen schon auf dem PodestBeim ersten Rennen fuhr Samuel Blank auf Rang drei. Walter Zünd sagte, er sei «da baar Aalt», und dieser erkannte sein Talent rasch. Seit vier, fünf Jahren investiert Samuel Blank Ferien und Freizeit fast ausnahmslos für den Sport. Auch, weil das Training aufwendig ist und besser gemacht werden kann, wenn man gleich für eine Woche nach Italien oder Frankreich reist. Dafür wird Samuel Blank von Sponsoren, auch diversen Widnauer Gwerblern, unterstützt.Früher konnte Samuel Blank jeweils am Mittwochnachmittag beim MSC Konstanz, dem er angehört, trainieren. Doch dies ist nun vorbei: Seit diesem Sommer ist er in der Lehre, als Unterhaltspraktiker beim Bauamt Widnau. Die Lehre gefällt ihm – und die körperliche Arbeit ist auch ein wenig Training.In zwei Wertungen auf dem dritten Rang29 Rennen fuhr Samuel Blank in der Saison 2019. Mit viel Erfolg: In der Nachwuchsmeisterschaft des Schweizerischen Auto- und Motorradfahrerverbands fuhr er in der Gesamtwertung auf den dritten Rang. Dies gelang ihm auch in der MXRS-Serie – obwohl er sich teils mit deutlich älteren Fahrern messen musste. Davon, dass es eine sehr erfolgreiche Saison war, zeugen die Pokale, die bei Blanks stehen. Und die Tatsache, dass er 2020 in einer höheren Kategorie fährt. Darauf freut er sich: «Das wird nochmals schneller und ein höheres Niveau», sagt er.Auf dem Rennplatz wird er trotz Klassenwechsels auf viele Bekannte treffen: Man kennt sich in dieser Szene. «Auf dem Platz ist man Kollege, auf der Piste Gegner», sagt Samuel Blank, dem diese Kollegialität im Rennzirkus gefällt. Die Gründe, weshalb ihn der Sport so fasziniert und nie losgelassen hat, formuliert er so: «Das Tempo, die Sprünge, die Schnelligkeit: Eigentlich ist alles cool!»Samuel Blank will «irgendwann Profi werden», wie sein Vorbild Jeremy Seewer. Der 25-jährige Bülacher wurde dieses Jahr in der Motocross-Königsklasse MXGP Vizeweltmeister, was der grösste Erfolg ist, den ein Schweizer in dieser Sportart je erreicht hat. Dass der Weg dorthin noch lang ist, weiss auch Samuel Blank: «Ich muss jetzt einfach weiter regelmässig auf das Podest fahren», sagt er mit Blick auf die nächste Saison.

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