17.09.2018

Teamplayer schiesst Traumtor

Marcel Riedeberger ist auf diese Saison hin von Lauterach zum FC Au-Berneck gekommen. Beim 2:2-Unentschieden gegen Vaduz II beweist der Mittelfeldspieler auf dem Spielfeld Konstanz.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 03.11.2022
Beni BruggmannEr ist jetzt ein Rheintaler, wohnt in Vorarlberg, arbeitet in Liechtenstein und spielt in der Schweiz Fussball, beim FC Au-Berneck 05. Der Deutsche Marcel Riedeberger, 31-jährig, ist also in unserer Region daheim.Seinen neuen Verein hat er bisher aber nicht gekannt, auch seine neuen Fussballkollegen nicht. «Die vier Vorarlberger, die in der letzten Saison hier spielten und die ich gekannt habe, sind weg», sagt er.Damit hat Riedeberger das Problem seines neuen Vereins angesprochen: Viele Wechsel, keine Konstanz: Auch vor dieser Saison gab es zehn Zuzüge und ungefähr gleich viele Abgänge zu vermelden.«Bei Au-Berneck etwas Beständiges aufbauen»Das soll sich ändern. «Ich habe die letzten zehn Jahre in Vorarlberg Fussball gespielt», sagt er, «und habe jetzt eine neue Herausforderung gefunden. Ich möchte in Au, zusammen mit meinen Teamkollegen und den Verantwortlichen, etwas Beständiges, etwas Langfristiges aufbauen.»So quasi als Bestätigung sagt er später im Gespräch, nach dem Saisonziel gefragt: «Unter die ersten drei. Aber nicht Aufstieg – noch nicht!»Der Linksfuss spielt im defensiven Mittelfeld. Fast jeder Angriff läuft über ihn, der eine gute Übersicht hat, ballsicher ist und Ruhe ausstrahlt. Man sieht es sofort: Er ist keiner, der sich selbst inszeniert. Er stellt sich ganz in den Dienst der Mannschaft, gewinnt Zweikämpfe und steigert mit seinen präzisen Zuspielen den Spielfluss.Besonders auffällig: Riedeberger ist ein Meister der Körpertäuschung. Vor jedem Zuspiel täuscht er seinen Gegner mit einer Finte und erhält so viel Spielraum. Gelernt hat er dies in seiner Jugend. Da war er auf dem Weg in den Spitzenfussball.Marcel Riedeberger ist in Berlin geboren und spielt später bei Energie Cottbus mit der A-Jugend in der Bundesliga, also bei den besten Jungen in Deutschland. Er wird perfekt ausgebildet, das sieht man heute noch, und er spielt in den Stadien von Schalke und Dortmund.Das Talent darf vom Profifussball träumen. Es reicht dann doch nicht. Er kommt nach Vorarlberg und spielt unter anderem bei Dornbirn, Bregenz und Hard sowie längere Zeit im deutschen Ravensburg. Nicht als Profi, aber doch gut entschädigt. In Au wird das nicht anders sein.In diesem Spiel gegen die Jungen aus Vaduz ist er der Organisator im Mittelfeld. Ein einziges Mal stürmt er in den gegnerischen Strafraum.Das ist in der 66. Minute. Vaduz führt mit 2:1. Auf der rechten Seite, an der Ecke des Strafraums, setzt er sich mit einer Körpertäuschung durch und schlenzt den Ball perfekt und unhaltbar in die entfernte Torecke. Das Traumtor bringt den Ausgleich und später den durchaus ernst gemeinten Satz des Torschützen: «Wenn ich ein Tor schiesse, dann ist es stets auch eines in diesem Stil. Also ein schönes.»Schon gegen Rebstein nach der Pause aufgedrehtDass seine Mannschaft die erste Halbzeit völlig verschlafen hat, ist ihm ein Rätsel. «Schon gegen Rebstein lagen wir mit 0:2 hinten», sagt er, «und haben dann sogar in Unterzahl noch gewonnen.»Diesmal reicht es wenigstens noch zum Remis. «Ridvan Yazici, unser Trainer, ist in der Pause laut, klar und deutlich geworden», sagt er.Die Steigerung in der zweiten Hälfte ist markant.Marcel Riedeberger ist in seinem Leben immer zweispurig gefahren. Während der Fussballzeit bei Cottbus schliesst er die Lehre als KFZ-Mechatroniker ab. Heute arbeitet er bei Thyssenkrupp in Eschen als Prozesstechniker und wohnt zusammen mit Alexandra, die aus Serbien stammt, in Bregenz.«Als Profi hätte ich meine Frau nicht kennen gelernt»Ob er nicht manchmal der verpassten Chance im Profifussball nachtrauert? Er lacht: «Nein, sicher nicht! Denn dann hätte ich auch Alexandra nicht kennen gelernt – und das wäre wirklich schade.» Im nächsten Jahr heiraten sie.

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