06.05.2019

Teamplayer, aber anders als die anderen

Rebstein verliert daheim gegen Au-Berneck 0:2. Die Stärkeverhältnisse sind klar, der Gästesieg verdient. Rebsteins Teamsenior, der 36-jährige Dominik Eugster, spielt so wie immer: Für die Mannschaft.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 03.11.2022
Rebsteins Nummer 13 ist anders. Das beginnt beim Laufstil. Den erkennt man sofort. Die meisten Fussballer bewegen sich mit kurzen Schritten und tiefem Schwerpunkt, oft leicht nach vorn gebeugt und auf den Ball konzen­triert.Dominik Eugster kommt hoch aufgerichtet daher, schwenkt deutlich die Arme und macht lange Schritte. Da rauscht ein Kraftpaket heran! Auf dem Feld der leichtfüssigen Dribbler und eifrigen Zuspieler wirkt er wie ein robuster Waffenläufer.Waffenläufer sind zäh und ausdauernd. Das passt wunderbar zum Rebsteiner Teamsenior. Diesmal spielt er auf der Position des rechten Aussenverteidigers. Er deckt seinen Gegenspieler konsequent, und wenn sich ihm die Möglichkeit zu einer Offensivaktion bietet, saust er nach vorne.Er ist immer unterwegs. Diese Kondition! «Man muss das machen, was man am besten kann. Ich kann rennen», sagt er. Da spricht einer, der sich richtig einschätzt. Technisch gehört er nicht zu den Besten und spricht das auch locker aus: «Darum spiele ich nicht auf der Zehn.» Das ist der Platz im offensiven Mittelfeld, den Spielgestalter und Ballkünstler gerne beanspruchen.Er macht in Sachen Kondition mehr als seine Kollegen. Bei gutem Wetter fährt er mit dem Rennvelo am frühen Morgen von St. Gallen, wo er wohnt, über Rorschacherberg nach Diepoldsau, wo der Elektroniker bei der Firma Noventa in der Entwicklung arbeitet. Nach der Dusche beginnt er seine Arbeit. Gegen Abend fährt er nach Rebstein zum Training und danach über den Stoss nach Hause. Das gibt gute 70 Velo-Kilometer und einige Höhenmeter dazu – oder deutlich mehr als zwei Stunden Fahrzeit.Dominik Eugster wächst im Westen der Stadt St. Gallen auf und beginnt als Junior beim FC Winkeln. Der Eintritt ins Aktivenalter verläuft nicht rund. «Winkeln spielte damals in der 2. Liga inter, und ich sass meistens auf der Ersatzbank», erinnert er sich, «so fand ich halt in der zweiten Mannschaft meinen Stammplatz.»Durch Michael Lenherr, vorher Trainer bei Winkeln, kommt er zum FC Rebstein. Mittlerweile spielt er schon neun Jahre für das Team von der Birkenau.Dominik Eugster ist ledig. So hat er neben dem Fussball noch ein bisschen Zeit. Die verbringt er oft in seinem Schrebergarten in der Waldau, also auf St. Galler Stadtgebiet. Er kämpft gegen das Unkraut und pflanzt das an, was an so einem Platz üblich ist: Kartoffeln, Tomaten, Zwiebeln, Rüebli, Zucchetti. Da passt es ausgezeichnet, wenn er sagt: «Ich koche auch gerne. Aber ich habe nicht immer Zeit dafür.» Es scheint, dass da einer besonders gesund lebt.Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Florian hat Dominik ein Gerät gebaut, das der Regeneration und der Behandlung von Verletzungen dient. Der russische Arzt Nazarov hat herausgefunden, dass die mechanische Vibration die Muskelarbeit stimuliert. Diese Angaben haben die Eugster-Brüder in eine Maschine umgesetzt. Sie steht vor der Kabine des FC Rebstein. «Sie wird bei uns rege benutzt», sagt FCR-Masseur Jürg Kuratli.Wenn er auf seine Fussballerlaufbahn zurückblickt, spricht Dominik Eugster durchaus positiv von seinen Trainern. Mit Michael Lenherr, der ihn bei Winkeln in die zweite Mannschaft versetzt hatte, hat er sich ausgesöhnt. «Von Andy Giger habe ich taktisch viel gelernt», sagt er, «und bei Werner Zünd spürt man, dass er Erfahrungen aus dem Spitzenfussball hat.» Zufall? Diese drei Trainer sind an diesem regnerischen Sonntag in Rebstein als Zuschauer dabei.Und wie lange ist Dominik Eugster noch dabei? «Seit drei Jahren mache ich mir Gedanken über den Abgang», sagt er, «jetzt ist er nahe.» Dann wird der Kreis geschlossen: Als Senior spielt er wieder für seinen Stammverein, den FC Winkeln.

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