23.11.2021

Tanners zwei Pfade nach Peking

Der Bobanschieber Marco Tanner ist mit drei Podestplätzen in die Europacupsaison gestartet. Der Lüchinger versucht mit dem Team Kuonen und als Einzelathlet, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren.

Von ys
aktualisiert am 02.11.2022
Auf der Website des Bobteams Kuonen läuft der Countdown: Heute dauert es noch 72 Tage bis zur Eröffnungsfeier der 24. Olympischen Winterspiele. Ob Michael Kuonen und seine Teamkollegen in Peking dabei sind, wird sich bald klären. Zurzeit halten die Teams von Michael Vogt und Simon Friedli die besseren Karten in der Hand – diese zwei Schlitten vertreten die Schweiz im Weltcup. Vermutlich erhält die Schweiz im Zweier- wie im Viererbob zwei Startplätze.Eine Stufe tiefer, im Europacup, machten sich die Teams von Cédric Follador, Timo Rohner und eben Kuonen Hoffnung auf ein Olympia-Ticket. Diese Piloten müssen Resultate liefern, um die Arrivierten unter Druck zu setzen. In den ersten vier Wettkämpfen auf der Olympia-Bobbahn von 1994 in Lillehammer ist das gelungen: Swiss Sliding eroberte acht Podestplätze, die Hälfte davon ging aufs Konto des Teams Kuonen. 18 Anschieber buhlen um sieben Olympia-TicketsMarco Tanner stand im ersten Zweierbobrennen mit seinem Piloten im Einsatz, trotz Startproblemen resultierte ein dritter Platz. Im zweiten Rennen kam Kuonen mit Anschieber Fabio Badraun auf den zweiten Platz. Mit dem kleinen Schlitten war das Team Kuonen schon in der letzten Saison erfolgreich. Trotz des Gesamtsiegs im Europacup kamen aber Kuonen & Co. mit dem grossen Schlitten nie richtig auf Touren. Diesmal resultierten in der Besetzung mit Sandro Ferrari, Marco Tanner und Fabio Badraun gleich zum Auftakt zwei Podestplätze – zuerst ein dritter, danach ein zweiter Rang.In dieser Woche gastiert der Europacup in Altenberg in der Sächsischen Schweiz, am Freitag und Samstag finden die nächsten Wettkämpfe statt. Ohne Unterbruch geht’s weiter nach Winterberg und dann nach Sigulda (Lettland).  «Mit guten Leistungen können wir uns für die Olympischen Spiele ins Gespräch bringen», sagt Tanner. Der Schweizer Bobsport hat sich nach den medaillenlosen Winterspielen von 2018 erfreulich entwickelt. Die Tatsache, dass das absolute Topteam noch fehlt, verkompliziert das Selektionsprozedere zusätzlich: Neben fünf Piloten liebäugeln auch 18 Anschieber mit einem Olympia-Ticket. Vermutlich dürfen nur zwei Piloten und sieben Anschieber das Flugzeug nach Peking betreten.Die Piloten sind während der Saison mit ihren fixen Teams unterwegs. Um an den Olympischen Spielen die konkurrenzfähigsten Schlitten an den Start zu schicken, weicht Swiss Sliding dieses Prinzip auf: Im Hinblick auf die Wettkämpfe in China werden den zwei besten Piloten die jeweils schnellsten Anschieber zur Seite gestellt.Quali-Wettkampf für Schweizer AnschieberDas bedeutet für Tanner: Er ist noch nicht qualifiziert, wenn sein Chef das Olympia-Ticket löst. Aber er muss auch nicht zwangsläufig zu Hause bleiben, wenn zwei andere Piloten selektioniert werden. Denn die Bremser haben ihr eigenes Qualifikationsprogramm. «Die Wettkampfresultate sind nur bedingt aussagekräftig, weil sie jeweils von allen gemeinsam erzielt werden», sagt Marco Tanner. Die Lösung: Am 22. Dezember organisiert der Schweizer Verband in Oberhof einen Anschieber-Wettkampf mit allen Olympia-Kandidaten. Die dort erzielten Zeiten münden nicht direkt in die Selektion, sind für diese aber von grosser Bedeutung.Für Marco Tanner stellt die Anschieber-Quali den Tag X auf dem möglichen Weg an die Olympischen Spiele dar. «Hier muss jeder seine Karten auf den Tisch legen», freut sich der frühere Dreispringer vom KTV Altstätten auf diese Herausforderung. Er müsse in den Wochen auf seinen Energiehaushalt achten: «Die nächsten Wochen mit den vielen Rennen werden sicher stressig», sagt Tanner.So möchte er in den Rennen reüssieren und gleichzeitig nicht zu viel Kraft verpuffen. Die Substanz dafür hat sich Marco Tanner im Sommertraining erarbeitet. Sein neuer Krafttrainer an der Sportlerschule in Teufen ist Christian Gutgsell, der auch Trainer von Riccarda Dietsche ist. Die Sprinterin, die wie Tanner aus Lüchingen kommt, hat gezeigt, wie eine Olympia-Qualifikation geht.

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