Eisklumpen, so gross wie Tennisbälle, waren vom Himmel gestürzt und hatten nicht nur viel Natur, sondern auch die Dachlandschaft ganzer Quartiere verwüstet. Die «Luzerner Zeitung» berichtete von 200 zerstörten Hausdächern.Der Verband Gebäudehüllen Schweiz, der Gebäudehüllen-Unternehmen vertritt, rief umgehend zur Unterstützung des schwer betroffenen Gebietes auf. Möglichst schnell mussten Notdächer entstehen.«Solidarität ist selbstverständlich»Arthur Müggler, Zentralvorstandsmitglied bei Gebäudehüllen Schweiz und Inhaber der Altstätter Firma Müggler & Co., brachte das Thema firmenintern zur Sprache. Trotz voller Auftragsbücher war für Geschäftsführer Hansueli Hautle sofort klar: Wenn auch nur irgend möglich, wollte man ein Zweierteam ins Luzernische schicken, um den Betroffenen beizustehen. In der Not erachte er Solidarität als eine Selbstverständlichkeit, sagt Hansueli Hautle.Die Medien hat er bewusst nicht informiert. Es ging um Hilfe, nicht um Eigenwerbung. Nur zufällig, auf Umwegen, erfuhr die Redaktion vom spontanen Hilfseinsatz.«Nie zuvor solche Schäden gesehen»Pascal Sieber aus Marbach und Pascal Steiger aus Hinterforst machten sich am Donnerstag, 1. Juli, morgens um fünf – «voll motiviert», wie Hautle sagt – mit Geschäftsauto und Hebebühne auf den Weg nach Wolhusen, wo sie von der Feuerwehr als erstes den Einsatzplan erklärt bekamen. Sodann machten sich die beiden an die Arbeit. Der 23-jährige Pascal Sieber sagt, nie zuvor habe er Schäden von solchem Ausmass gesehen. Von den Dächern sei nicht mehr viel übrig gewesen. «Ganzi Ziagel hät’s nümm vil gha», alles sei durchlöchert gewesen. Der 19-jährige Pascal Steiger ergänzt: «Es hat keinen Quadratmeter gehabt, der noch heil gewesen wäre.»«‘s Fiirobedbier hät’s scho geh»Die beiden Rheintaler haben am Donnerstag und Freitag vollen Einsatz geleistet und dem Chef beliebt gemacht, auch am Montag und Dienstag mithelfen zu können.Zwar verbrachten sie das Wochenende zu Hause, doch davor und danach wurde «Vollgas gegeben», wie Sieber sagt. Mindestens zwölf Stunden am Tag sei man beschäftigt gewesen.Pascal Steiger fügt hinzu: «Kein Znüni, Zmittag g’esse und witergschaffet – und dänn wieder ghörig Znacht.» Sein Kollege lächelt: «‘s Fiirobedbier hät’s scho geh.» Er lobt die sehr gute Zusammenarbeit mit Feuerwehr und Zivilschutz, alles habe sehr gut geklappt, sagt auch Pascal Steiger. Zudem hätten sie eine grosse Wertschätzung, auch seitens der Hauseigentümer, gespürt.Wann immer man etwas benötigt habe, sei es in kürzester Zeit da gewesen – Latten, Blachen, Klebeband, Schrauben; was auch immer.«Selbst stärkste Dächer gingen kaputt»In Wolhusen haben die zwei jungen Dachdecker fünf Notdächer erstellt. Zu den Arbeitsorten zählten drei grosse Mehrfamilienhäuser mit Steildächern. Es ging darum, die Gebäude so abzudecken, dass jedes Notdach sicher ein halbes Jahr lang hält. Zu diesem Zweck wurden Blachen gespannt und mit Dachlatten zuverlässig fixiert, damit das Notdach erstens hält und zweitens nichts hinunterfallen kann. Zu Beginn war besondere Vorsicht geboten. Weil es regnete, hatte man achtzugeben, dass kein Unfall passiert und man gesund wieder nach Hause kommt.Vor dem Einsatz im Luzernischen hatten die beiden Rheintaler Videos gesehen und wie viele andere entsetzt zur Kenntnis nehmen müssen, was für immense Schäden der Sturm und vor allem der Hagel angerichtet hatten.Als die beiden dann helfend vor Ort waren, nahmen sie die Schäden als noch schlimmer wahr. Pascal Sieber spricht von der Kraft der Natur und sieht bestätigt, dass gegen sie letztlich nichts auszurichten sei. Pascal Steiger sagt: «Selbst stärkste Dächer, die sonst imstande sind, riesige Massen von Schnee auszuhalten, gingen kaputt.»