Die goldenen Hundertwasser-Türme der Markthalle leuchten im Sonnenlicht. Der Parkplatz hingegen ist noch gezeichnet von den Regenfällen der vergangenen Tage. Neben Pfützen sind weisse Lastwagen mit dem SRF-Logo parkiert. Seit Montag ist die rund 60-köpfige SRF-Crew in der Ostschweiz. Angereist mit Reportagewagen, Materialwagen mit Video und Audio, Licht- und Tonwagen, Requisiten, Bauwagen und Personalbussen. «Wir versuchen möglichst alle Regionen der Schweiz zu berücksichtigen», sagt Produktionsleiterin Sandra Veneri.
Allerdings müssen die gewählten Orte viele Bedingungen erfüllen. Die Location muss gross genug sein, dazu braucht es Infrastruktur, Parkplätze, Hotel, Verpflegung und Platz für die Maske. Zwei bis drei Monate hat Veneri für die Planung der Sendungen gebraucht. Rund 25000 Franken kostet eine Sendung - Redaktion und Fixkosten nicht mitgerechnet.
Zwillingsspecial mit Zusatzelementen
In der ersten Probe am Mittwochnachmittag wartet bereits eine besondere Herausforderung: Das Zwillingsspecial. Es ist 14.30 Uhr. Der Aufnahmeleiter ruft: «Wir proben. Ruhe im Saal!» Applaus. Die Zwillingsschwestern Tabea und Petra Lämmchen machen sich für ihren Auftritt bereit. «Heisse Proben» nennen sich diese Musikproben. In dieser Sendung ist alles Vollplayback, wie Sandra Veneri sagt. «Ihr müsst der Kamera folgen beim Wechsel», sagt der Aufnahmeleiter zu den Bernerinnen.
Sie begeben sich nun zu den Rusch-Büeblä Simon und Cyrill Rusch, um zusammen mit ihnen zu musizieren. Für das Duo Twinfinity ist es der erste Auftritt im Schweizer Fernsehen. «Es ist megaschön», sagen die Schwestern. «Aber wir sind nervös.»
Nach Schnittanpassungen und weiteren Korrekturen startet um 15.10 Uhr die Generalprobe. «Ich höre mich selbst laut reden», sagt Moderatorin Fabienne Gyr und macht weiter. Sie begrüsst zuerst Cyrill, Tabea und Peter am Tisch. Lukas ist als Telefonjasser draussen in einem Wagen. Die erste Runde Differenzler startet mit deutschen Karten. Die angesagte Punktzahl von Lukas erscheint zuerst nicht auf dem Bildschirm. Statt 120 steht Null. Doch dieser Fauxpas wird umgehend behoben.
Nach der ersten Runde gibt es ein Quiz, ein Element, das normalerweise nicht zur Sendung gehört und darum mehr Aufwand verursacht. Zwei Sofas werden zusammengeschoben. Die Zwillingspaare setzen sich Rücken an Rücken. Die einen müssen nun die Lieblingsstadt ihres Bruders oder der Schwester notieren. «Nehmt den Block quer und schreibt bitte so gross wie möglich», weist der Aufnahmeleiter an.
Stimmen die Antworten der Geschwister überein, können sie mit den Punkten aus dem Spiel die Differenz beim Jassen aufpolieren und insgesamt fünf Punkte aufholen. «Die Regie sagt, dass ihr nervös ausseht», sagt Fabienne Gyr - und schon lachen die Spielerinnen und Spieler.
Verwechslungen und Punktechaos
«Wer sitzt jetzt am Tisch?», fragt die Moderatorin zu Beginn der zweiten Runde. Und beim Punkte anschreiben nennt Schiedsrichter Jörg Abderhalden einen falschen Namen. Fabienne Gyr sagt:
Diese Sendung ist eine Herausforderung. Das wird lustig.
In der dritten Runde treten die Geschwister gegeneinander an, die in den ersten Runden besser gespielt haben. Tabea Lämmchen kennt sich nicht so gut aus mit den deutschen Karten und sagt nur 20 Punkte an, obwohl sie den «Buur» in den Händen hält. Abderhalden merkt das im Verlauf des Spiels und fragt die Regie: «Was machen wir, wenn das am Abend vorkommt?» Fabienne Gyr ist aber zuversichtlich: «Wir hatten jetzt alle blöden Sachen in der Probe. Dann klappt es am Abend.»
Auch die Siegerehrung wird geprobt. Die Rusch-Büeblä schneiden am besten ab und freuen sich über die Trophäe. Gyr dämpft jedoch ihre Freude: «Bisher hat noch nie jemand gewonnen, der in der Generalprobe Sieger war.»
Zwei Promis in der Jassrunde
In der zweiten Sendung treten neben Jasskönig Kurt Stäuble zwei Prominente an: Sängerin Maja Brunner und Schauspieler Erich Vock. «Ich habe am Sonntag Differenzler geübt und gemerkt, dass ich es nicht kann», sagt Brunner. Doch sie weiss sich zu helfen: Immer lieb in die Kamera lächeln. Demnächst werden Brunner und Vock gemeinsam auf der Bühne stehen. Am 25. Mai startet «Stägeli uf - Stägeli ab» im Theater 11 in Zürich.
Auch von den beiden Promis gibt es eine musikalische Einlage. Allerdings wurde der Einspieler bereits früher auf dem Ballenberg gedreht.
Um 17.30 Uhr trifft das Publikum ein. 100 Gäste dürfen kommen, die Gratis-Tickets waren im Nu vergeben. Eine Stunde später startet die Aufzeichnung der ersten Sendung. An diesem Nachmittag kann der Zeitplan nicht ganz eingehalten werden. Das Special beansprucht mehr Zeit als angenommen. «<Samschtigjass> ist eine Live-on-tape-Sendung», sagt Produktionsleiterin Sandra Veneri. «Wie bei einer Livesendung nehmen wir gern alles in einem Stück auf. Aber es ist nicht tragisch, wenn wir den Start um ein paar Minuten verschieben.»
Die Sendung mit Maja Brunner und Erich Vock wird am 20. Mai, das Zwillingsspecial am 27. Mai, jeweils von 18.40 bis 19.20 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt.