19.10.2018

Supersommer hinterlässt Spuren

Sonnenschein statt Nebelschwaden, Trockenheit statt Regenwetter: Der Herbst in der Region am Bodensee ist aussergewöhnlich. Schuld daran sind die Nachwirkungen des extremen Sommers.

Von Andreas Walker
aktualisiert am 03.11.2022
Er ist in der Region am Bodensee in diesen Wochen des Jahres für gewöhnlich oft zu Gast: der Nebel. Doch anstatt dicker Nebelschwaden herrschte in den vergangenen Tagen und Wochen, mit wenigen Ausnahmen, eitel Sonnenschein. Dass der Oktober viel Sonne  bringt, ist an sich kein aussergewöhnliches Phänomen. Schönwetterperioden in dieser Zeit kommen häufig vor und werden von Meteorologen auch als Altweibersommer bezeichnet. In den Niederungen, wie dem Bodenseegebiet, ist es für gewöhnlich jedoch anders. Von den herbstlichen Schönwetterlagen ist dort häufig herzlich wenig zu spüren, da diese Gebiete zu dieser Jahreszeit oft im Nebel versinken.Gerade dort wo Gewässer vorhanden sind, also auch am Bodensee, ist Morgennebel zur Herbstzeit ein normales Phänomen. Daniel Gerstgrasser, Meteorloge bei Meteo Schweiz, bestätigt dies: «Zurzeit haben wir eine klassische Bisenlage mit wenig Wind, die eigentlich Nebel in tiefen Lagen entstehen lässt.» Das heisst: Es sollte Nebel geben.Trockenheit führt zu sonnigem Wetter Dieses Jahr ist es jedoch anders, wie Gerstgrasser sagt: Der extrem trockene Sommer und die weiterhin fehlenden Niederschläge haben dazu geführt, dass die Böden extrem trocken sind und somit weniger Feuchtigkeit an die Luft abgeben. «Und zwar in sehr weitem Umfeld, auch in Gebieten, wo die Luftmassen herkommen.» Diese Trockenheit der Luft verhindert somit die Bildung von Nebel und beschert der Region viele herbstliche Sonnenstunden.Ein Blick auf die Wetterdaten zeigt folgendes: Am Bodensee regnete es genau am 1. Oktober lediglich gut 5 Liter pro Quadratmeter. Anschliessend blieb es bis heute niederschlagsfrei. Nach Angaben von Meteo Schweiz beträgt der Mittelwert für den Monat Oktober (1981-2010) im Bodenseegebiet aber 71 Liter pro Quadratmeter. Der Oktober 2018 war bislang zudem 2,2 Grad wärmer als im Vergleich zum langjährigen Mittel. Sollte dies mit den Temperaturanomalien so weitergehen, könnte er am Bodensee als einer der fünf Wärmsten in die Geschichte eingehen.Das Monatssoll der Sonnenscheindauer mit rund 100 Stunden wurde diese Woche bereits übertroffen. Normal wären für den ganzen Monat am Bodensee 97 Stunden. In Prozent ausgedrückt erreichte der Oktober 2018 bislang 60 Prozent der maximal möglichen Sonnenscheindauer. Der bisherige Rekord stammt aus dem letzten Oktober 2017 mit 151 Stunden.Der Bodenseepegel sinkt und sinkt Das warme Sonnenwetter und die Trockenheit wirken sich auf den Seepegel aus. Ein eindrückliches Bild entsteht zum Beispiel  im Strandbad Hörnlibuck in Rorschacherberg. Mittlerweile befindet sich das Schild «Nur für Schwimmer» bereits auf dem Trockenen. Der Pegelstand entspricht mit 287 Zentimeter Mitte Oktober ziemlich genau einem durchschnittlichen Minimalpegel, wie er jeweils Ende Februar/Anfang März registriert wird, die Tendenz ist weiter sinkend. Und der Winter, die «Jahreszeit des tiefen Pegels», steht erst noch bevor. Doch nicht nur auf den See hat die Trockenheit Auswirkungen. Dies Stadt Rorschach musste diese Woche an mehreren Orten Pflanzen bewässern und Grünflächen sprengen. Und der Kanton St. Gallen behält sich laut eigener Mitteilung für kommende Woche ein Feuerverbot in einigen Regionen vor, sollte kein Wetterumschwung eintreten.     

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