19.05.2020

Supermärkte verkauften mehr

Seit letztem Samstag sind die Grenzen geöffnet, jedoch noch nicht für Einkaufstouristen. Die Lebensmittelbranche profitiert davon.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Benjamin SchmidWo sich sonst Autos mit Schweizer Nummernschildern aneinanderreihen, herrscht jetzt gähnende Leere: Auf den Parkplätzen grenznaher Detailhändler fehlen die Schweizer Einkaufstouristen. Denn obwohl die Grenzen seit Samstag, 11. Mai, wieder geöffnet sind, ist das Shoppen ennet der Grenze nach wie vor nicht erlaubt. Wer es doch tut, wird gebüsst. Erst ab dem 15. Juni wird das Passieren der Grenze auch bei nicht triftigen Gründen erlaubt und Herr und Frau Schweizer können wieder von den tieferen Preisen im Ausland profitieren. Erhöhte Nachfrage bei AlltagsgüternBis es so weit ist, ziehen hiesige Detailhändler Vorteile aus der Grenzschliessung. Wie Andreas Bühler, Mediensprecher der Migros Ostschweiz, mitteilt, ist der Umsatz insgesamt gestiegen. «Während der Lebensmittelbereich seit März höhere Umsätze erzielte, sanken die Verkäufe im Non-Food-Bereich.» Besonders kleinere Verkaufsstellen profitieren von einem überdurchschnittlichen Umsatzwachstum. «Einerseits, weil viele Schweizerinnen und Schweizer grössere Einkaufszentren mieden und nicht im grenznahen Ausland einkaufen konnten, andererseits, weil sich die Bevölkerung deutlich mehr zu Hause verpflegte. «Wir spürten im März eine stark erhöhte Nachfrage nach länger haltbaren Lebensmitteln, Toilettenpapier und Hygieneprodukten», sagt Marilena Baiatu, Mediensprecherin bei Coop, «im April stieg die Nachfrage auch in den restlichen Bereichen, besonders bei Bioprodukten.» Aufgrund der temporären Schliessung von über tausend Non-Food-Geschäften und Gastronomiebetrieben werde Coop die Auswirkungen der aktuellen Situation aber klar negativ spüren. Selbst die Discounter Aldi und Lidl, die weniger vom Einkaufstourismus betroffen sind, haben mehr Umsatz erzielt. «Wir haben landesweit in allen Filialen eine erhöhte Nachfrage festgestellt», sagt Corina Milz, Head of Corporate Communication Lidl Schweiz, «bei den grenznahen Filialen war die erhöhte Nachfrage noch deutlicher.» Lidl stellte bei allen Gütern des täglichen Bedarfs eine Nachfragesteigerung fest. «Anfangs waren haltbare Produkte wie Konserven oder Teigwaren besonders gefragt, in den letzten Wochen sind Produkte aus dem Frischebereich besonders beliebt», sagt Corina Milz. Ob der Anstieg auf die Grenzschliessung oder das Aufstocken der Vorräte zurückzuführen ist, könne nicht fundiert beantwortet werden, da hierzu keine Kundenbefragung durchgeführt wurde. Ähnlich tönt es bei der Aldi Suisse AG: «Seit Beginn der Coronazeit verzeichnen wir ein Umsatzwachstum in allen Filialen», sagt Philippe Vetterli, Mediensprecher von Aldi Suisse.«Nach den anfänglichen Hamsterkäufen von Toilettenpapier, Reis und Konserven stieg die Nachfrage bei allen Produkten stark an und verblieb auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau», sagt Silvia Manser, Mediensprecherin der Spar Handels AG. Die Umsätze seien schweizweit stark gestiegen. In den Grenzregionen, wie etwa im Rheintal, war dieser Effekt aufgrund der Grenzschliessungen noch stärker zu verzeichnen. «Unsere Partner und Mitarbeitenden leisteten einen enormen Einsatz. Daher hoffen wir, dass die Schweizer Bevölkerung dies honoriert und weiterhin die Einkäufe im Inland tätigt.» Einheimische in die Geschäfte bringenAuf der anderen Seite der Grenze kann man es jedoch kaum erwarten, dass die Schweizer zurückkommen. Während Migros, Coop und Co. kaum nach-gekommen sind, ihre Regale aufzufüllen, leiden ihre vor-arlbergischen Pendants. «325 Handelsbetriebe rechnen mit massiven Auswirkungen wegen des Fernbleibens ausländischer Kundschaft», sagt Herbert Motter, Leiter Presseabteilung der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Besonders betroffen sei der Einzelhandel mit Mode und Freizeitartikeln, die Lebensmittelbranche, aber auch der Elektro- und Handwerkerfachhandel sowie die Gastronomie und der gesamte Tourismus. «Wir hoffen auf einen guten Sommer, schliesslich gab es 2019 über 100000 Schweizer Ferien-gäste», sagt Herbert Motter. Schweizer sind die drittgrösste Gästegruppe in Vorarlberg.

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