Max TinnerKaum etwas zeugt mehr von der Schaffenskraft des Menschen als seine Bauwerke, seien es Brücken, Häuser oder auch ganze Dörfer und Städte. Was wir bauen, begleitet uns zudem mehrheitlich unser ganzes Leben. Dies will das Architektur-Forum Ostschweiz bereits der Schuljugend bewusst machen. Dazu führt der Verein heuer erstmals Sommerferiencamps für Kinder durch, in denen sie sich mit Architektur, mit der Arbeit des Architekten und auch mit dem Bauen selbst auseinandersetzen. Eines davon findet diese Woche in und um Altstätten statt. Zwölf Buben und Mädchen aus dem Rheintal und aus dem Appenzellerland nehmen daran teil.Architekten tragen grosse VerantwortungIn erster Linie wolle man den Kindern zeigen, was architektonisches Gestalten bedeute, erklärt Tania Rosafio Alvarez, die selbst Architektin ist und in Widnau wohnt. Im Architektur-Sommercamp geht es aber nicht nur darum, Pläne zu zeichnen und Modelle zu bauen. Präsentationen von Gastreferenten, Exkursionen und Workshops veranschaulichen, wie komplex das Bauen ist und mit welcher Bandbreite an Fragen sich die Planerinnen und Planer auseinanderzusetzen haben. «Und nicht zuletzt zeigt der Anschauungsun- terricht vor Ort den Kindern, welche Verantwortung man dabei trägt», sagt Tania Rosafio.Gestern führte Bettina Graf, Farbgestalterin am Bau, die Kinder in die Farbenkunde ein. Und von Viktoriya Schiefer, die von Beruf Lichtgestalterin und Lichtplanerin ist, lernten sie, dass es verschiedene Lichtqualitäten gibt und man je nach Beleuchtung eine unterschiedliche Atmosphäre schafft. Die Tage zuvor setzten sich die Kinder schon mit Fragen der Denkmalpflege auseinander – wozu sich Altstätten mit seiner Altstadt ja bestens eignet. Von der Altstätter Innenarchitektin Mirjam Zünd lernten die Kinder die Vielfalt der Baustoffe kennen. Einen weiteren Halbtag ging es um Energiefragen. Und am Mittwoch besuchte Tania Rosafio Alvarez mit den Kindern eine grössere Baustelle in Balgach, wo die Mädchen und Buben den Bauarbeitern unter anderem beim Betonieren zuschauen durften.Auf diese Weise kommen die Kinder auch mit einer ganzen Reihe Berufe in Kontakt. Manch ein Kind fasst schon ins Auge, selbst einmal einen davon zu wählen. Die zwölfjährige Sumeyye Gurbanmamedova aus Widnau etwa malt gerne und war deshalb gespannt, mehr über Architektur zu erfahren. Der neunjährige Ivan van der Meulen aus Teufen hat sich bereits vorgenommen, Ingenieur zu werden. Und Jo Gabathuler aus Au möchte Architekt werden. Der Elfjährige lässt auch schon erkennen, worauf er Wert legen würde: «Weisse Wände finde ich langweilig», meint er.Die jeweils viertägigen Sommercamps Architektur von letzter Woche in St. Gallen und Wil und von dieser Woche in Altstätten sind dank der Unterstützung der St. Galler Kantonalbank zustande gekommen. Es ist eines jener Projekte, die von der Bank aus Anlass ihres 150-jährigen Bestehens gefördert werden.Nächstes Mal kämen sogar Kinder aus BerlinDas Sommercamp Architektur soll allerdings auch nach dem Jubiläumsjahr der Kantonalbank fortgeführt werden. Das Interesse sei durchaus da, sagt Tania Rosafio Alvarez. Sie habe sogar eine Anfrage einer Familie aus Berlin bekommen, die hierher in die Ferien käme, nur damit ihr Kind mitmachen könnte.HinweisHeute Freitag um 16 Uhr präsentieren die Kinder die Architekturarbeiten, die sie im Verlauf der Sommercamp-Woche geschaffen haben. Die Ausstellung ist in den Geschäftsräumen des früheren Modegeschäfts Da Valentino an der Marktgasse 26 in Altstätten zu sehen.