Am Montag hielt Gabriel Zweifel einen Vortrag an der OMR-Sportschule in Heerbrugg. Hier ist er einst selbst zur Schule gegangen: «Damals waren es noch nicht so viele Schülerinnen und Schüler», sagt Zweifel, «ich hatte mich daher auf weniger Zuhörer eingestellt.»Den Sporttalenten erzählte der jetzige B-Kader-Fahrer von Swiss Snowboard auch Episoden aus jener Zeit: «An der OMR konnte ich zum ersten Mal mehr Zeit fürs Training aufwenden, das hatte einen richtigen Leistungsschub ausgelöst.»Ohnehin ging’s in der noch jungen Karriere des Boardercrossers meistens bergauf. Um Stufe für Stufe zu meistern, ist auch viel Disziplin nötig. Wie beim elfjährigen Gabriel, der allein mit dem Zug zum Training nach Glarus fuhr und bei der Heimfahrt auch auf Nachtschwärmer traf.Für den Sport als Teenager nach Österreich gezogenMit 14 Jahren ging Gabriel Zweifel ans Skigymnasium Stams in der Nähe von Innsbruck: «Weg von meinen Eltern Patricia und Jack, und auch weg von meiner jüngeren Schwester Rahel, meiner besten Kollegin – das war hart.» Sportlich hat Zweifel in Stams profitiert; die Familie, «die es mir ermöglicht hat, meine Leidenschaft zu leben», und die Kollegen im Rheintal hat er aber vermisst. Und mit zunehmendem Alter, je näher Zweifel dem nationalen Kader kam, fühlte er sich als Spielball der Verbände.Gabriel Zweifel kehrte in die Schweiz zurück. Ein halbes Jahr jobbte er und lernte, was harte körperliche Arbeit bedeutet. Seit Sommer 2017 besucht der Auer die United School of Sports in St. Gallen, wo er eine vierjährige kaufmännische Ausbildung absolviert. Nach der zweijährigen Basisausbildung in der Schule arbeitet er in den nächsten zwei Jahren in einem 50-Prozent-Berufspraktikum bei der Firma Köppel AG in Berneck. Dort kann er flexibel arbeiten – im Winter ist der KV-Lehrling selten im Büro.Gabriel Zweifel hat früher auch Tennis und Fussball gespielt. Nach wie vor trainiert er beim STV Au mit, wenn es sein Trainings- und Wettkampfprogramm erlaubt. Seit sein Lebensmittelpunkt wieder im Mittelrheintal (und nicht mehr in Stams oder St. Gallen) ist, nutzt Zweifel vermehrt die Infrastruktur in der Nähe: «Der Pumptrack in Berneck ist im Sommer sehr gut für mein Training.»Im November, spätestens im Dezember starten die Snowboardcrosser jeweils in die Saison. Für Gabriel Zweifel erfolgte der Auftakt vor einer Woche im Pitztal. Zuerst mit einer Enttäuschung: Im Europacup, der von vielen Weltcupathleten besucht wurde, musste er sich nach dem Qualifikationslauf verabschieden. Auch im ersten Junior-Fis-Rennen im Pitztal machte dem Auer die Start-Passage zu schaffen, diesmal stürzte er im ersten Heat. Deshalb präsentierte sich Zweifel vor den OMR-Schülern an der linken Schläfe «von der Strecke gezeichnet».Aber sonst unversehrt: Der Rheintaler gewann im zweiten Juniorenrennen jeden Heat und setzte sich auch im Final durch: «Ein schöner Abschluss eines enttäuschend begonnenen Wochenendes.»Die nächste Chance im Europacup erhält Zweifel am 19. und 20. Dezember in Isola (Frankreich). Dort möchte er in die Nähe der Klassierungen fahren, die er 2017/18 erreicht hatte: «Die Saison mit dem ersten Podestplatz (Dritter in Bad Gastein, d. Red.) und dem neunten Rang in der Gesamtwertung bedeutete meinen Durchbruch im Europacup.»Nahziel Weltcup, Fernziel Olympische SpieleLetzte Saison war für Zweifel im Europacup weniger erfolgreich – er kam nicht über den 26. Rang im Gesamtklassement hinaus. Aber die eher schlechte Saison rückte in den Hintergrund, als Zweifel an den Schweizer Meisterschaften der Elite und an der Junioren-WM im Teamfahren Silbermedaillen gewann. Zudem feierte er sein Debüt im Weltcup mit einem 32. Rang, also in den Punkterängen.Diese bisher grössten Erfolge von Gabriel Zweifel linderten auch Schmerzen. Denn im Oktober 2018 wurde Zweifel von einem Beinbruch zurückgeworfen. Er schlug ärztlichen Ratschlag nach einer längeren Pause in den Wind. Ein Anflug von Unvernunft und auch ein bisschen Wunderheilung: Rund einen Monat später fuhr Gabriel Zweifel schon wieder Rennen. Die Schmerzen begleiteten ihn aber durch den Winter.Vor dieser Saison sind die Aussichten besser. Im Europacup möchte sich Zweifel für die nächste Stufe empfehlen, den Weltcup. Seine letzte Junioren-WM vom März in St. Lary (Frankreich) ist ein weiteres Ziel. Und in der Ferne leuchten die olympischen Ringen: «An den Winterspielen 2022 in Schanghai möchte ich dabeisein.»