Gert BrudererMit dem Lernen verbindet der 41-Jährige jenes Gefühl, das so viele beim Lernen vermissen: Spass. Mit dem dreijährigen Studium habe er Gelerntes anwenden und Neues lernen können, wobei zwei Projektarbeiten und eben die Masterarbeit entstand. Für diese Masterarbeit gab es eine blanke Sechs.Es ging um Modellbildung und Simulation, um die Weiterentwicklung eines Softwareprogramms. Wozu das gut sein kann? Zum Beispiel, um herauszufinden, ob für einen Supermarkt zwei, fünf oder sieben Kassen am besten sind. Ob eine Firma mit drei Standorten vorzugsweise an jedem Standort eine Halle erstellt oder besser zentral eine einzige baut. Oder was passiert, falls – was hoffentlich nie geschieht – ein AKW explodiert?In „Modellbildung und Simulation“ sieht Thomas Kehl ein „Riesenpotenzial“. Auch das Fluchtverhalten von Menschen oder die Beschreibung von Wirtschaftssystemen sind Anwendungsbeispiele.Familiär passteStudium perfektDas Studium erstreckte sich über sechs Semester. Allein für die beiden Projektarbeiten und die Masterarbeit in Informations- und Kommunikationstechnik hatte der Mitinhaber der Widnauer Firma pp software mehr als die Hälfte der Studienzeit aufzuwenden. Streng sei es schon gewesen, sagt er, doch die Weiterbildung passte in familiärer Hinsicht perfekt. Die Gattin Sybille Enzler Kehl hat nämlich gleichzeitig den Master in Betriebswirtschaft gemacht und hat also ebenfalls ihren Kopf vornehmlich in Bücher und andere Arbeitsunterlagen gesteckt. Die beiden haben auch eine gemeinsame Firma, die 2011gegründete Symas Design GmbH. Um zwischendurch mal abzuschalten, habe man gelegentlich das Köfferli gepackt und sei verreist, sagt Thomas Kehl.Als nächstes dasDoktorieren im SinnDer Ingenieur, der in Oberriet aufwuchs, mit seiner Frau derzeit in Berneck zu Hause ist und nächstes Jahr mit ihr nach Au umziehen wird, hat bei Berhalter in Widnau die Lehre als Elektromechaniker absolviert. Berufsbegleitend studierte er Informatik an der Fachhochschule in St.Gallen; am St.Galler Zentrum für berufliche Weiterbildung ist er seit fünf Jahren Dozent.In den letzten 15 Jahren habe er „nu no gschaffed“, sagt Kehl, das „nu“ in Anführungszeichen gesetzt. Da sei es Zeit gewesen, wieder einmal etwas Neues anzupacken, zu studieren, auf einem Gebiet, das ihn fasziniert, weiterzukommen.Als nächstes hat er das Doktorieren im Sinn. Nicht, dass ein solcher Titel ihm besonders wichtig wäre, doch er stellt sich vor, dass das Erreichen eines solchen Ziels ihm ein gutes Gefühl geben wird.US-Firma istinteressiertIn der Laudation heisst es, Thomas Kehl sei es gelungen, die verschiedenen Modellierungsansätze in einem methodischen Ansatz zu vereinen. Die Vorführung der erzielten Ergebnisse habe ein grosses Interesse der US-amerikanischen Firma Simio geweckt, weshalb eine weitere Zusammenarbeit angestrebt werde. Die Hochschule bescheinigt Thomas Kehl, das Studium „mit Bravour abgeschlossen“ zu haben.Für seine Leistung erhielt der Rheintaler den Preis der Alvoso LLB Pensionskasse. Es sind tausend Franken. Wie er sie verwende? Da muss Thomas Kehl nicht überlegen. Schliesslich reisen er und seine Frau sehr gern.