19.03.2019

Strukturen bleiben ein Thema

Die Oberstufe Mittelrheintal spricht sich dafür aus, die im Mittelrheintal verzettelte Organisations­struktur bald einmal regional anzugehen. Aus Sicht des Schulrats sind verschiedene Wege vorstellbar.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererAu-Heerbrugg hat die Einheitsgemeinde kürzlich abgelehnt – unter anderem, weil die Gebiete von politischer Gemeinde und Primarschule geografisch nicht identisch sind. In Berneck steht die Abstimmung über die Bildung einer Einheitsgemeinde unmittelbar bevor. Hier sind die Vorzeichen günstiger als sie es in Au-Heerbrugg waren.Natürlich sei nun erst einmal abzuwarten, was Bernecks Bürgerschaft beschliesst, sagt Ivo Riedi, der Präsident der Oberstufe Mittelrheintal (OMR). Aber unabhängig vom Ergebnis, seien die politischen Strukturen im Mittelrheintal aus Sicht der OMR verbesserungswürdig. Es gebe zu viele verschiedene lokale Organisationsmodelle statt einer regionalen Lösung.Vision wagen und Schritte festlegenAn der Bürgerversammlung der Oberstufe vor einer Woche sagte Riedi, der OMR-Schulrat ziehe nicht eine bestimmte Lösung vor, halte aber eine regionale Dis­kussion über mögliche Formen der Zusammenarbeit und eine ernsthafte, vertiefte Klärung für sinnvoll. Riedi fragt: Wieso sich nicht eine Vision für die ferne­- re Zukunft vorgeben und die Zwischenschritte festlegen, dank derer man das Ziel erreichen möchte?Spontan dürfte den meisten Mittelrheintalern die Zusammenlegung aller Schulgemeinden im Einzugsgebiet der OMR als mögliches ambitioniertes Ziel in den Sinn kommen. Das wäre dann der Zusammenschluss der Primarschulen von Balgach, Berneck und Au-Heerbrugg sowie der Oberstufe Mittelrheintal. Also die Variante S4 (vier Schulen werden zu einer).Als deutlich ehrgeizigeres Ziel ist die Zusammenführung aller Schul- und politischen Gemeinden zu einer einzigen grossen Gemeinde eine Variante. Politisch Balgach, Berneck sowie Au-Heerbrugg würden in einem solchen Fall zu einer Art G3 (und somit einer kleineren Version des im letzten Jahrzehnt abgelehnten G5-Projekts), wobei die zusammengeführten Schulgemeinden ein Teil dieses Gebildes sein könnten.Die OMR könnte manches auslagernEs gibt aber weitere, viel weniger weit gehende Ansätze. So ist es für die Oberstufe vorstellbar, dass sie gewisse Bereiche auslagert. Gemeint sind jene Aufgaben, die mit dem Kerngeschäft der Schule wenig zu tun haben, also die Finanzen oder all die Arbeit, die wegen der Verwaltung und des Unterhalts der Liegenschaften anfällt. Solche Aufgaben könnte anstelle der OMR in deren Auftrag auch eine der politischen Gemein­den erfüllen. Die Schule hätte sodann die Möglichkeit, den Blick verstärkt aufs Pädagogische zu richten.Auch in der Zusammenarbeit mit den Primarschulen besteht Po­tenzial. Als Beispiel nennt Ivo Riedi das IT-Projekt. Der regionalen Arbeitsgruppe, die sich damit befasste, gehörten die Primarschulen von Au-Heerbrugg und Berneck sowie die Oberstufe an. Deren Schulrat Dominik Büchel wirkte als Koordinator.Grosse Aufgaben gemeinsam meisternDie Idee ist es, sich basierend auf einem IT-Konzept regional zu organisieren und alles, was mit Informationstechnik zu tun hat, gemeinsam zu machen. Das reicht von problemorientierter Beratung über die Lehrerfortbildung bis hin zur Auswahl der Lehr­mittel.Obwohl Balgach bisher nicht dabei war, hofft der OMR-Präsident, die Balgacher Primarschule ebenfalls noch ins Boot holen zu können.Die Balgacher Schulpräsidentin Gaby Eigenmann sagt, das Projekt sei nicht im Sinne der eigenen Schulgemeinde aufgegleist gewesen, zudem sei im Balg­acher Schulrat ein ausgewiesener IT-Fachmann vertreten, weshalb man sich, auch wegen laufend neuer vorgebrachter Themen, entschieden habe, die IT-Aufgaben nicht im Verbund, sondern selbst zu bewältigen. Zusammen mit der Oberstufe einen guten Weg zu gehen, sei dem Schulrat aber wichtig.Die Diskussion über die Balg­acher Gemeindestrukturen ist angestossen, aber noch nicht richtig in Gang gesetzt.Während Au-Heerbrugg das Thema vorerst abgeschlossen hat und Berneck der Abstimmung entgegensieht, ist die Beschäftigung mit den Strukturen in Balg­ach ein Legislaturziel.Wahrnehmung spielt eine grosse RolleDer Schulrat von Au-Heerbrugg, der sich anders als der Gemeinderat gegen eine Einheitsgemeinde Au-Heerbrugg ausgesprochen hatte, war am Anfang (in noch anderer Zusammensetzung) sogar an einer Diskussion zugunsten einer regionalen Lösung interessiert gewesen. Das eigene Nein zur Einheitsgemeinde bedeutet nach Auskunft des demnächst scheidenden Präsidenten Walter Portmann keine mangelnde Bereitschaft zur Diskussion über eine regionale Lösung.Die strukturelle Verzettelung im Mittelrheintal heisst natürlich, dass eine allfällige weitreichen­-de Neuorganisation mit entsprechend schwierigen Fragen verbunden wäre.Wie zum Beispiel wäre finanziell mit den Liegenschaften in den einzelnen Schulgemeinden zu verfahren, sollten die drei Primarschulen von Balgach, Berneck und Au-Heerbrugg irgendwann tatsächlich mit der OMR zusammengehen?Eine Rolle spielt wie immer auch die Nähe zu den Bürgern. Von einer regionalen Oberstufe erwarten Eltern vielleicht nicht gleich viel behördliche Nähe wie von einem Kindergarten. Überhaupt ist letztlich die Wahrnehmung der Menschen im Mittelrheintal ein wichtiger, massgeblich mitentscheidender Faktor.Erfüllen die Schulen in der Wahrnehmung des einzelnen Bürgers ihre Aufgaben tadellos und läuft es somit bestens, dürfte es eine Herkulesaufgabe sein, für eine grosse regionale Gesamtlösung, sprich eine Zusammenführung im grossen Stil, eine Mehrheit zu finden.Selbst in den eng miteinander verbundenen Dörfern Marbach und Rebstein scheiterte die Bildung einer neuen Einheitsgemeinde Rebstein-Marbach letztlich an bestehender Zufriedenheit. Das Nein war Ausdruck einer Freude am Bewährten.

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