01.09.2022

Strom wird um bis zu 30 Prozent teurer

Die SAK und das EW Heiden erhöhen die Energiepreise für 2023 stark. Grund dafür ist die Entwicklung an den internationalen Märkten.

Von Jesko Calderara
aktualisiert am 02.11.2022
Jesko CalderaraPrivate und die Wirtschaft in Appenzell Ausserrhoden müssen sich 2023 auf höhere Strompreise einstellen. Erste Versorgungsunternehmen haben die Tarife für das nächste Jahr angehoben. Dazu zählt die St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke (SAK), zu deren Versorgungsgebiet die Gemeinden Bühler, Gais, Herisau, Hundwil, Lutzenberg, Rehetobel, Schwellbrunn, Speicher, Stein, Teufen, Trogen, Wald, Waldstatt sowie die Bezirke Gonten und Schlatt-Haslen zählen.Ein durchschnittlicher Vier- Personen-Haushalt, der von der SAK Strom bezieht, muss im nächsten Jahr mit Mehrkosten von 30 Prozent oder 290 Franken rechnen. Die SAK begründet die Anpassungen mit dem Terminpreis 2023, der seit Jahresbeginn um über 500 Prozent gestiegen ist. Grund dafür ist der Ukraine-Krieg, der aufgrund stark gestiegener Brennstoffkosten zu erhöhten Preisen an den Strommärkten führte. Dazu kommen die Ausfälle französischer Kernkraftwerke.SAK erwartet erst für 2025 eine EntspannungDer Strompreis setzt sich aus den Komponenten Energie, Netznutzung und Abgaben zusammen. Dank der strukturierten Beschaffungsmethode konnte die SAK nach eigenen Angaben einen Grossteil des Energiebedarfs für 2023 bereits vor der zunehmenden Preisentwicklung einkaufen. Zusammen mit der Strommenge aus den eigenen Produktionsanlagen habe man im Vergleich zu den aktuellen Marktpreisen deutlich günstigere Konditionen erzielen können, heisst es in einer Medienmitteilung.Dennoch steigt der Energiepreis für den erwähnten Durchschnittshaushalt von 8,3 auf 14,59 Rappen pro Kilowattstunde. Die Preise für die Netznutzung steigen demgegenüber nur leicht an, die Abgaben für den Netzzuschlag betragen unverändert 2,3 Rappen pro Kilowattstunden. Aus aktueller Sicht sei eine weitere Tarifsteigerung im Jahr 2024 nicht ausgeschlossen, heisst es seitens der SAK.Weniger stark als die SAK erhöht das Elektrizitätswerk Heiden (EWH) die Preise. Ein Standard-Haushalt mit einer Vier-Zimmer-Wohnung muss im nächsten Jahr 27 Prozent mehr für Strom bezahlen, was rund 243 Franken entspricht. Ähnlich hoch ist die prozentuale Mehrbelastung für grössere Bezüger aus Gewerbe und Wirtschaft. Während die eigenen Netzkosten gemäss einer Medienmitteilung um 11 Prozent gesenkt werden konnten, erhöhen sich die Stromkosten und, gleich wie bei der SAK, die Netzabgaben. Das EWH nimmt abgesehen davon zwei Änderungen an den Tarifen vor. Neu wird es nicht nur eine Unterscheidung in der Tageszeit geben, sondern auch in der Jahreszeit. Sprich: Der Strom wird im Winter teurer. Für Thomas Stahr, Leiter Finanzen des EW Heiden, ist diese Lösung fairer und transparenter. «Wer im Winter einen höheren Stromverbrauch hat, war bis anhin der Profiteur.» Diese Kunden bezahlten jeweils einen über das ganze Jahr gleichen Strompreis. Das ändert sich nun. Denn im Winter ist einerseits der Verbrauch höher, anderseits kostet eine Kilowattstunde rund 78 Prozent mehr als im Sommer. In Zukunft gilt vom 1. April bis 30. September der Sommertarif, in den übrigen Monaten der höhere Wintertarif. Angepasst wurde zudem der bisherige Mengenrabatt innerhalb der Grundversorgung.Sparmassnahmenals AlternativeMöglichkeiten, auf steigende internationale Energiepreise zu reagieren, hat ein kleines Versorgungsunternehmen wie das EW Heiden kaum. «Wir sind keine Spekulanten und haben das Beste aus der Situation gemacht», sagt Stahr. So sei die benötige Strommenge für 2023 während der Jahre 2020-2022 gestaffelt an den Terminbörsen eingekauft worden. Prognosen zur künftigen Entwicklung kann Stahr aufgrund der unsicheren Weltlage keine abgeben. Er rechnet allerdings damit, dass die Auswirkungen der heutigen Preise noch mindestens drei Jahre spürbar sein werden. In der Medienmitteilung empfiehlt das EW Heiden seinen Kunden, vermehrt Stromsparmassnahmen zu realisieren und beispielsweise ältere Geräte zu ersetzen. Eine weitere Möglichkeit sei, in erneuerbare Energien zu investieren. Besitzer von Fotovoltaikanlagen erhalten ab dem Jahr 2023 für überschüssigen Solarstrom eine Rückvergütung von 11,5 Rappen pro Kilowattstunde plus 0,3 Rp/kWh für den Herkunftsnachweis.Auch die Haushalte und Firmen in der Nachbargemeinde Wolfhalden werden 2023 mehr für Strom bezahlen müssen. Je nach Kundengruppe sind die Preissteigerungen des EW Wolfhalden unterschiedlich stark. Ein Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 4500 Kilowattstunden pro Jahr wird mit einer Preissteigerung von rund 26 Prozent konfrontiert.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.