17.11.2020

Strassenkindern in Ghana helfen

Der von René Pratter gegründete Hilfsverein treibt sein gemeinnütziges Projekt in Ghana zielstrebig voran.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Sechzig Tage hat der 43-Jährige in den letzten drei Jahren in Ghana verbracht, die Hälfte davon mit der ganzen Familie, also mit seiner Gattin Denise und den Töchtern Emily (9 Jahre) und Ayleen (6). Das Farbenfrohe und die Lebensfreude schlugen sich auf seine Kleidung nieder, die schon ziemlich bunt geworden ist. Er falle dadurch notgedrungen etwas auf, sagt René Pratter, doch das Farbenfrohe mache eben Spass.40 Kinder leben in der Bildungs- und SportstätteIn Oberriet, wo auch die Mutter zu Hause ist, lebt der in Feldkirch aufgewachsene René Pratter mit seiner Familie seit sechs Jahren. Genauso lang besteht in Ghana die Bildungs- und Sportstätte zugunsten von Strassenkindern, für die der Rheintaler viel ehrenamtliche Arbeit verrichtet.Mit zehn Kindern war der Betrieb eröffnet worden, heute sind es vierzig. Zwei von ihnen erhielten letztes Jahr ein Vollstipendium für eine Highschool in Florida, für weitere fünf Jugendliche sei das Aufnahmeverfahren im Gange.Bisher ging es stark um Fussball, nun ist die Ausweitung des Tätigkeitsfeldes geplant. Zusammen mit einer österreichischen Firma will der Verein – erst einmal als Versuch – Industriehanf anbauen, wobei man sich vorstellt, dass beispielsweise die Herstellung von Kleidern in Ghana stattfinden kann. Für die zweite Jahreshälfte 2021 ist der versuchsweise Anbau von Kaffee geplant.Ein weiteres Projekt bezeichnet René Pratter als «Soziales Kaufhaus». Nötig sind dazu ein Lagerraum sowie ein mobiler Verkaufsstand, mit dem anfangs Kleider, englische Bücher, Spiele und Schreibzeug unter die Menschen gebracht werden soll.Der Fussball spielt natürlich auch in Zukunft eine grosse Rolle. Dank eines Sponsors soll bald ein Kunstrasen-Fussballplatz entstehen. Ab der nächsten Saison werden die beiden Fussballteams in der Bildungs- und Sportstätte am Jugendmeisterschaftsbetrieb teilnehmen.25000 Franken eingenommenGut entwickelt hat sich die finanzielle Basis des Vereins, dessen Liegenschaft in Ghana sich über 2,2 Hektaren erstreckt. In den letzten zwölf Monaten hätten sich rund 25000 Franken einnehmen lassen, sagt der Gründer. An den bisher drei veranstalteten Lottomatches in Oberriet seien je fast 4000 Franken Reinerlös zusammengekommen, weitere Gelder kamen von privaten Spendern, von einer Stiftung im Fürstentum Liechtenstein, von Firmen – und von der katholischen Kirche: Die Kollekte von zwei Firmgottesdiensten, insgesamt fast 1000 Franken, wurden dem Verein vermacht.René Pratter fühlt sich in Oberriet mehr und mehr heimisch, wirkt hier seit drei Jahren bei der katholischen Kirche als Firmbegleiter und Lektor und knüpft viele Kontakte.Nachdem das Benefizkonzert als Auftakt zu verstärkter Vereinstätigkeit die Erwartung mit einer «roten Null» nicht erfüllt hatte, ging es stark aufwärts. Zu verdanken ist dies auch einer langen Reihe von Unternehmen, die für die beliebten Lottomatches die Sachpreise spendeten.Das Fernziel ist ein Fafa-LabelDie Kosten in der Schweiz sind jährlich auf maximal 500 Franken für Administratives beschränkt. Der Einsatz hier erfolge ausschliesslich ehrenamtlich. Mit den Vereinseinnahmen, sagt René Pratter, seien die Betriebskosten in Ghana zu decken, die er mit monatlich 3500 Franken beziffert. Bei dieser Summe handelt es sich vornehmlich um die Löhne für sechs Mitarbeitende – vier Betreuer/Trainer, einen Leiter und die Köchin.Der Verein war zunächst unter dem Namen Ghana Angel Soccer Academy aufgetreten und erhielt nun den Namen Free Africa Family, abgekürzt Fafa. René Pratter sieht ein Fafa-Label als Fernziel und die heutige Organisationsform für die nächsten fünf Jahre als mustergültig an. Dass bei Bedarf auch spontan Hilfe möglich sei, habe sich im Frühjahr gezeigt. Während des dreiwöchigen Lockdowns in Ghana sei es für viele Familien finanziell sogleich eng geworden, weshalb der Verein die Grundnahrung für rund fünfzig Familien sichergestellt habe.René Pratter arbeitete mehrere Jahre als Projektleiter bei der Herisauer Firma AR Informatik, die dem Kanton Appenzell Ausserrhoden sowie den ausserrhodischen Gemeinden gehört. Seit Februar ist er in der Liechtensteinischen Landesverwaltung als Projektleiter und Berater tätig. Seine Begeisterung für den Fussball drückte sich in Pratters mehrjähriger Tätigkeit als Nachwuchs-Fussballtrainer aus; er wirkte unter anderem in Balzers und bei den A-Junioren in Altstätten, ehe er in Heiden fast zwei Jahre lang die Aktivmannschaft trainierte.Um die Vereinstätigkeit einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen, hofft der Oberrieter auf das Interesse des Schweizer Fernsehens. Dieses hat er für das nächste Jahr nach Ghana eingeladen. Ob ein TV-Team vorbeischaut, ist noch völlig offen. Falls ja, käme es wohl in der Sentung «SRF bi de Lüt – Familiensache» zu einem Wiedersehen mit dem Oberrieter.HinweisFree Africa Family (Fafa)www.freeafricafamily.org

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