07.01.2022

Strahlende Sternstunde im Pandemiealltag

Am Donnerstagabend lud der Altstätter Konzertzyklus zum Dreikönigskonzert in die Kirche Hinterforst ein.

Von Max Pflüger
aktualisiert am 02.11.2022
Max PflügerDas Konzert findet jährlich zu Ehren von Ferdinand Gehr an dessen Geburtstag am 6. Januar statt. 2021 musste es abgesagt werden, dieses Jahr wurde das leichtfüssige, abwechslungsreiche Konzert zum 126. Geburtstag des Altstätter Kunstmalers wieder durchgeführt – mit Zertifikats- und Maskenpflicht.Das freute die Besucherinnen, Besucher und die Altstätter Musikvirtuosen Franz Pfab (Orgel und Akkordeon) und Hanspeter Küng (Blockflöte). Und alle genossen diesen musikalischen Farbtupfer in der schwierigen Zeit in vollen Zügen.Barocke Leckerbissen auch von weniger BekanntenIm ersten Teil spielten Pfab und Küng als Solisten sowie im Duo barocke Perlen. Neben Werken bekannter Komponisten wie Bach (1685 – 1750), Buxtehude (1637 – 1707) und Albinoni (1671 – 1751) brachten sie auch weniger bekannte Meister wie Marin Marais (1656 – 1728), Franz Xaver Anton Murschhauser (1663 – 1738) und Giovanni Battista Fontana (1589 – 1630) zu Gehör. Die barocken Stücke zeichneten sich durch fröhliche, temporeiche und rhythmisch bunte Melodien aus. Pfab auf der Orgel und Küng auf den Blockflöten interpretierten sie mit virtuoser Beherrschung ihrer Instrumente und musikalischem Können; mit Witz und Humor. Besonderen Applaus erntete Pfab zum Beispiel für Murschhausers «Variationes super Cantilena ‹Lasst uns das Kindelein wiegen› per imitationem Cuculi». Nicht nur den einen oder anderen Kuckucksruf konnte das Publikum heraushören, es war ein ganzer Chor Kuckucke, der mit seinen Rufen auf der Orgel eine ganze Konzertmelodie erschallen liess.Einen glanzvollen Höhepunkt der Blockflötenmusik zauberte Küng mit acht Stücken aus den 32 Variationen «Les Folies d’Espagne (Die Narrheiten Spaniens) pour flûte solo» des Franzosen Marin Marais, er bewältigte grosse Tonsprünge und schnelle Passagen perfekt. Mit musikalischem Temperament stellte er die grosse Gestaltungskraft der bescheidenen Blockflöte unter Beweis und erspielte sich tosenden Applaus.Im zweiten Teil wechselte Pfab das Instrument und spielte Akkordeon. «Sie staunen vielleicht», sagte er, «aber das war das erste Instrument, das ich lernte. Und das ist wie Velofahren oder Schwimmen. Wenn man es einmal gelernt hat, kann man es immer wieder.»Schweizer Volksmusik und jiddische LiederTatsächlich, Pfab kann es noch. Feinfühlig und stimmig begleitete er den Flötisten, der in den zeitgenössischen Werken die Führung übernommen hatte.Neben drei temperamentvollen jiddischen Klezmerliedern spielte das Duo Werke von Hannes Meyer (1938 – 2013), Organist, und Marc Hänsenberger, Akkordeonist, Pianist, Sänger und Komponist der Formation Musique Simili. Deren musikalischer Ursprung wurzelt hörbar in der Schweizer Volksmusik. So auch die Zugabe, eine urchige Appenzeller Tanzweise. Mit ihr verabschiedeten sich Franz Pfab und Hanspeter Küng vom Publikum, das sich mit warmem Schlussapplaus für die strahlende Sternstunde im grauen Pandemiealltag bedankte.

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