12.05.2021

Störenfried bei Diogenes-Filmaufnahmen

Ein Innerrhödler drängte während der Videoaufnahmen für die Diogenes-HV immer wieder ins Rampenlicht.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Die Mitglieder stimmen brieflich ab. Aber der Altstätter Hobbyfilmer Christian Kamber hat bereits Ende April ein angenehm kurzes Video über die wichtigsten Vereinsgeschäfte aufgenommen. Der langjährige Revisor Hans Keel wird so auf würdige Weise verabschiedet, sein Nachfolger Roman Zäch kann sich kurz vorstellen. Wenn die Mitglieder die Abstimmungsunterlagen erhalten, haben sie (wie alle anderen Interessierten) die Möglichkeit, sich das Video anzusehen und über das Wichtigste informiert zu sein.Trotz Corona sind die «Finanzen stabil»Auf der grossen Leinwand ist gleich zu Beginn zu lesen: «Diogenes-Theaterverein, eine andere Hauptversammlung.» Präsident Michel Bawidamann tritt später mit einem Blatt Papier vor die Kamera und sagt: «So gseht de Stimmzettel dänn us, mit QR-Code.» Bawidamann schickt sich an, «nu e paar Sache us em Johrespricht usez’zupfe», der ganze Bericht ist auf der Vereinswebseite aufrufbar. Das Wichtigste: Die wegen des Lockdowns ausgefallenen Gastspiele «konnten in gutem Einvernehmen auf 2022 verschoben werden», und die Finanzen sind stabil. Kassierin Karin Ryffel erklärt: Der Gewinn von über 28 000 Franken «verwirrt vielleicht ein bisschen». Aber eben: die Mitgliederbeiträge gingen ja wie immer ein, ohne Vorstellungen fallen auch keine Ausgaben an, und die angestrebten Sponsorenbeiträge habe das Kleintheater erhalten.Bis zu dieser Stelle im Video sind die Aufnahmen schon zweimal unterbrochen worden. Als Michel Bawidamann von der Eigenproduktion «Die Panne» spricht, tritt ein Maskierter erstmals ans Rednerpult, aber der Präsident lässt sich nicht beirren, sondern weist ihn ab. Kaum fällt kurz darauf das Stichwort «Bier», taucht derselbe Fremde erneut bei der Bühne auf, diesmal von hinten links. «Isch da en Innerrhödler?», fragt Bawidamann irgendwann, und natürlich ist alles gespielt, denn der später als «musikalisches Nachwuchstalent» angekündigte Appenzeller ist der zur Auflockerung des Anlasses verpflichtete Kabarettist und Satiriker Simon Enzler.Präsi schwingt (den Taler), Revisor jodelt (perfekt)Die eigentlichen Nachwuchstalente findet dieser Profi sodann in den Reihen des Vorstandes. Der zum Talerschwingen von Enzler als «Freiwilliger» erkürte Vereinspräsident lässt das Metallstück perfekt kreisen («En absoluts Naturtalent!»), und der von Enzler humorvoll geehrte Revisor Hans Keel begleitet die Bewegungen des von Enzler geschwungenen Talers mit professionell der Kehle entlockten Jodelklängen.Die Ironie an Enzlers Rede zu Hans Keel: Er, Enzler, sei der Einzige, der Keel nicht kenne. Aber bestens instruiert vom Vorstand, weiss der Innerrhödler: Keel ist ein «gemütlicher, hilfsbereiter, geselliger Mensch voller Lebensfreude». Keels letzter Revisorenbericht am Ende 16-jährigen Wirkens ist genauso locker vorgetragen wie alle anderen traktandierten Geschäfte und mündet in den Satz: «D’ Buechhaltig isch tipptopp i Ornig.» Michel Bawidamann überreicht Keel ein kleines Päckli, das einen Golfplatz im Kleinstformat enthält und nur der Vorbote ist für ein massgeschneidertes Hemd, das Keel auf den Golfplatz begleiten soll.Als neuer (natürlich noch zu wählender) Revisor stellt sich im Video der in Kobelwald aufgewachsene und mit Frau und drei Kindern wieder hier lebende Roman Zäch vor, der über ein MSC in Banking Financial Management verfügt. Zäch ist es ganz recht, dass der schon vor einem Jahr eingestiegene Samuel Thür zum ersten Revisor aufsteigt. Denn: «Jetz, woni gseh ha, wia dä Hans do vorne stoht und jodlet, bin i froh, dass i echli im Hindergrund bliibe törf», meint Roman Zäch.Am Ende betritt der ganze Vorstand die Bühne. «Und wie soll das vor sich gehen?», hatte sich jemand frühzeitig erkundigt. Der Vorschlag lautete: «Mit Maske auf die Bühne, Maske runter, Smile, Maske rauf.» Ob’s klappte? Siehe Film. Er ist aufs Wesentliche reduziert. www.diogenes-theater.ch Gert Bruderer

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