Derweil österreichische und deutsche Bodenseekursschiffe bereits wieder fahren, geht in der Schweiz noch nichts. Am Samstag, 28. März, hätte die Saison mit einem reduzierten Angebot starten sollen. Seither liegen die Schiffe in ihren Heimathäfen und warten darauf, in Betrieb genommen zu werden. Statt Touristengruppen zu befördern und Themenschiffe anzubieten, wurden die meisten Mitarbeitenden in Kurzarbeit geschickt. Andrea Ruf, Geschäftsführerin der Schweizerischen Bodenseeschifffahrtsgesellschaft (SBS), erzählt von der schrittweisen Normalisierung, den strengen Auflagen des Bundes und der Jungfernfahrt der MS St. Gallen.Nun ist klar, wann die Schiffe wieder fahren dürfen – wie fühlen Sie sich?Andrea Ruf: Ich bin erleichtert, dass es endlich losgehen kann. Noch besser wäre ein Start vor Pfingsten gewesen. Es nützt nichts, etwas nachzutrauern, was man nicht haben kann, jetzt gilt es nach vorne zu schauen und das Beste aus der Situation zu machen.Welche Strecken werden zuerst befahren?Ab Samstag, 6. Juni, fahren die Schiffe der SBS wieder. Die MS Rhynegg fährt dreimal täglich die Strecke Rorschach – Staad –Altenrhein – Rheineck gemäss Fahrplan. Ausserdem werden in der ersten Woche dreimal täglich gemäss Spezialfahrplan Rundfahrten ab Romanshorn in Richtung Rorschach angeboten. Ab Montag, 15. Juni, ist dann auch der grenzüberschreitende Kursverkehr und damit das volle Kursprogramm der SBS wieder möglich. Auch die Fähre nimmt zu diesem Zeitpunkt ihren Betrieb auf. Wir haben uns mit unseren Kollegen auf der anderen Seeseite abgesprochen. Die Gäste müssen beim Ausstieg am deutschen oder österreichischen Ufer eine Maske tragen. Dafür steht auf dem Schiff eine beschränkte Anzahl Masken zum Kauf zur Verfügung.Ab wann können Schiffe für private Zwecke wie Hochzeiten oder Firmenanlässe wieder gemietet werden?Man kann bei uns jederzeit ein Schiff mieten oder ein Catering bestellen. Ab 6. Juni sind private und öffentliche Veranstaltungen bis 300 Personen wieder gestattet. Bereits erhalten wir Buchungsanfragen auch für nächstes Jahr. Die Daten sind begehrt.Welche besonderen Massnahmen werden Sie ergreifen?Sowohl im Restaurant Hafen als auch bei der Wiederaufnahme der Fähre und der Kursschifffahrt gelten strenge Auflagen des Bundes, die den «courant normal» weiterhin verunmöglichen. Auf den Schiffen dürfen lediglich 50 % der maximalen Personenkapazität geladen werden. Es gibt zwar keine Maskenpflicht, aber die Mindestabstände beim Einstieg und Ausstieg müssen auch bei den Schweizer Schiffen eingehalten werden. Weiter musste das gastronomische Angebot reduziert werden, um den Anforderungen des Bundes zu genügen.Ungeplante Ereignisse treffen die Schifffahrt wiederkehrend – reagierten Sie ruhiger auf die aktuelle Krise?Diese Krise hat ein nie da gewesenes Ausmass. Ich habe mir viele Gedanken gemacht, was wir tun können, damit nicht alles auf Null heruntergefahren werden muss. Aber selbst Take-away hat für uns wirtschaftlich keinen Sinn gemacht.Gab es viele Stornierungen oder Umbuchungen?Leider ja. Wir mussten vor allem im Charterbereich massive Einbussen hinnehmen, aufgrund der Verordnungen des Bundesrates gab es viele Absagen. Wir hoffen, dass sich dieser Markt schnell wieder erholt, aber man muss realistisch bleiben. Bei der Kursschifffahrt zähle ich auf die Solidarität der (Ost-)Schweizer und hoffe, dass sie sich eine oder mehrere Schifffahrten in diesem Jahr gönnen werden.Kann der finanzielle Schaden bereits beziffert werden?Der Grossteil der Angestellten der SBS befindet sich nach wie vor in Kurzarbeit. Nun wird der Betrieb kontinuierlich wieder hochgefahren. Ein erster Schritt war die Wiedereröffnung des Restaurants Hafen. Es folgt die Schifffahrt und anschliessend der Fährbetrieb. Auch einzelne Themenfahrten und Charterfahrten mit bis zu 300 Gästen sind ab Juni wieder möglich. Aber von der Normalität sind wir noch weit entfernt. Erst wenn alle Geschäftstätigkeiten ohne Einschränkungen aufgenommen werden können und sich das Buchungsverhalten der Kunden normalisiert, können wir den wirtschaftlichen Schaden beziffern. Dieser kommt aber ganz bestimmt im siebenstelligen Bereich zu liegen.Die SBS hat in den letzten Jahren über 30 Millionen Franken investiert – trifft Sie die Krise im ungünstigsten Moment?Das Unternehmen hat seit Oktober 2019 rund fünf Millionen Franken in die Neumotorisierung und Renovation ihres Flaggschiffs MS St. Gallen gesteckt. Mit der Sanierung des Verwaltungsgebäudes und der Hafenplattform, der Eröffnung des Restaurants Hafen, der Sanierung und Erweiterung der Werft sowie der Renovation der MS Säntis wurden in den letzten zehn Jahren über 30 Millionen Franken in die Zukunft des Unternehmens und in eine nachhaltige touristische Entwicklung der Region investiert. Es steht insbesondere noch die Gesamterneuerung der beiden stilvollen Oldtimer MS Zürich und MS Thurgau an. Und am Horizont warten, sofern sie bewilligt werden, die Projekte Spielplatz und Hafenhotel, die die SBS breiter abstützen sollen.Wann ist die «Jungfernfahrt» der generalüberholten MS St. Gallen geplant?Am 6. Juni um 11.15 Uhr heisst es «Leinen los». Danach ist das Flaggschiff täglich für zwei Rundkurse ab Romanshorn im Einsatz. Ab dem 15. Juni wird das Schiff im regulären Kursverkehr eingesetzt.HinweisWeitere Informationen unter www.bodenseeschiffe.ch.