Regula Esposito? So heisst im wirklichen Leben die Kunstfigur Helga Schneider, früheres Mitglied der Frauen-Musikkabarett-Gruppe Acapickels. Die Komikerin verbringt diese Woche zusammen mit Regisseur Christian Knecht in Altstätten, wo intensiv am neuen Programm gearbeitet wird. Es heisst «Miststück».Zwei öffentliche Auftritte – je einer am Freitag und am Samstag – bieten die Gelegenheit, sechs Wochen vor der Zürcher Premiere einzuschätzen, wie gut das abendfüllende Bühnenprogramm gelingt. Tryout oder Preview nennt sich das.Laufend ändern und verbessernWer Lust hat, kann also testen, ob die Pointen zünden, ob die ausgewählten Nummern taugen. Würde Regula Esposito alle von ihr verfassten Texte verwenden, erstreckte sich die Aufführung über drei, vier Stunden. Bei insgesamt etwa zehn Tryouts vor der Zürcher Premiere am 6. November geht es darum, das Beste auszuwählen, das Programm also nach und nach Form annehmen zu lassen, Änderungen vorzunehmen, zu verbessern, einen einzigen grossen Höhepunkt anzusteuern.«Comedy funktioniert nur mit Publikum», sagt Regula Esposito, weshalb die Tryouts sie herausfinden lassen, welche Texte die beste Wirkung erzielen. Zugleich wird das Ganze minutiös technisch in Szene gesetzt. Nach der Arbeit in Altstätten finden andernorts noch fünf weitere Tryouts statt, bis Helga Schneider im renommierten Zürcher Theater Am Hechtplatz mit ihrem neuen, ausgefeilten Programm im Scheinwerferlicht steht.Natürlich ist die Programmentwicklung schon bei den Alt-stätter Aufführungen weit gediehen – etwa zu achtzig Prozent, schätzt die Künstlerin, aber kleine Pannen, Versprecher oder eine sich verheddernde Helga Schneider können passieren und durchaus belustigend sein, weshalb ein Tryout seinen speziellen Reiz hat.Täglich proben bis MitternachtWeil Regula Esposito und viele andere Künstler keine eigene Bühne zum Üben haben, sind sie darauf angewiesen, hier und dort etwas testen und einzustudieren zu können. Viele solche Möglichkeiten gibt es aber nicht, weil die meisten Theaterhäuser ein dichtes Programm haben und ihre Bühne nie während mehreren Tagen am Stück zur Verfügung steht.Zwar ist auch das Diogenes-Theater ziemlich ausgelastet, doch es ist noch in der Lage, Tryouts anzubieten. Regula Esposito sagt, das Altstätter Kleintheater habe für sie die ideale Grösse, und die Möglichkeit, das Theater an sechs Tagen hintereinander zu nutzen, betrachte sie als ein grosses Geschenk.Zusammen mit dem Regisseur und seit Mittwoch zudem in Anwesenheit von Komponist und Techniker Jeannot Steck übt Helga Schneider mit ihrem kleinen eingespielten Team täglich von 10 Uhr bis Mitternacht. Im Städtli ist sie nie, denn nach dem Üben wird sogleich geschlafen – in einer gemieteten Ferienwohnung im Ort.Am Dienstag Mittag traf der letzte Song für «Miststück» ein, das bisher vierte Soloprogramm der Komikerin, die «dreckige Geschichten für eine saubere Welt» in Aussicht stellt und von sich selbst sagt, sie sei seit jeher ein Ökofreak. Dies allerdings im Wissen, dass Anspruch und Wirklichkeit sich nicht immer decken und das eigene Verhalten im Alltag leider nicht immer der eigenen Erwartung standhält.Für ihr neues Programm weist Regula Esposito jenem «inneren Schweinehund» eine zentrale Rolle zu, den es zu überwinden gilt. Die komödiantische Kraft, mit der Helga Schneider unserem Dasein als Klimasünder vielleicht eine Besserungsabsicht einimpft, lässt sich in Altstätten gleich zweimal prüfen: am Freitag, 27. September, sowie am Samstag, 28. September. Beginn ist beide Male um 20 Uhr.