Jürg Strässle und Christian Stricker sind in Au-Heerbrugg daheim und bekannt in der Primarschulgemeinde, in der sie Präsident werden wollen. Jürg Strässle wuchs in Heerbrugg auf und lebt mit seiner Familie in Au. Christian Stricker stammt aus Au und lebt auch in dem Dorf.Es konnte am Samstagmorgen der Eindruck entstehen, als hätten sich die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger bereits entschieden, wem sie ihr Vertrauen aussprechen möchten. Die Mehrzweckhalle Wees war als Schauplatz des Kennenlernanlasses nur spärlich besetzt. Die Ortsparteien hatten ein Podium veranstaltet, an dem beide Kandidaten sich vorstellen und ihre politischen Positionen darlegen konnten.Beim Apéro nach dem Podium stellte sich heraus, dass nur wenige Personen sich schon entschieden hatten und einen Kandidaten nannten, dem sie ihre Stimme geben möchten. Der grösste Teil der Befragten äusserte sich unzufrieden mit den erhaltenen Informationen. Die Antworten auf die Fragen des Moderators seien wenig konkret und eher standardisiert ausgefallen, sagten einige Teilnehmer, die nicht zitiert werden möchten.Kontakt halten und miteinander redenGert Bruderer (Chefredaktor des «Rheintalers» und der «Rheintalischen Volkszeitung» moderierte das Podium und liess Fragen aus der Bevölkerung einfliessen, die ihm vorgängig zugestellt worden waren. Die Kandidaten kannten keine der Fragen.Er sei ein guter Schulpräsident, wenn alle zufrieden seien, sagte Christian Stricker. In der Schule herrsche ein guter Geist, sofern dort gutes Personal arbeite, das die Bewegung der Schule mittrage.Seinem Kontrahenten genügt es, wenn ein Grossteil der Bevölkerung sagt, dass er es gut mache. Jürg Strässle baut für einen guten Geist auf die vielen Pädagogen an der Front. Der Präsident sei vornehmlich strategisch unterwegs.Anhand eines fiktiven Konfliktes – vier Lehrer kündigen wegen schlechter Stimmung in der Schule – wollte der Moderator von den beiden Kandidaten wissen, ob sie darüber offen informierten oder ob der Bürger vom Konflikt bloss erfahre, weil er sich einen Reim auf die vier Stelleninserate machte.Jürg Strässle möchte Türen und Ohren für jeden offen halten und das Problem mit Reden aus der Welt schaffen. Christian Stricker bezeichnete den Kontakt zwischen Schule, Behörden und Bevölkerung als wichtig. Wie sie konkret vorgehen würden, verriet keiner der beiden.Parteiunabhängig – aber vielleicht nicht für immerObwohl beide Kandidaten parteiunabhängig sind, waren die Parteien Thema. Jürg Strässle glaubt, dass ihn die SVP nominiert hat, weil er einen persönlichen Bezug zu ihr hat. Trotzdem werde er auch nach der Wahl unabhängig bleiben.Die FDP hat Christian Stricker nominiert. Er glaubt, weil sie die Wirtschaftspartei ist und er der Wirtschaft nahe sei. Christian Stricker behält sich vor, nach zwei Jahren vielleicht doch einer Partei anzugehören.Im Februar lehnten die Stimmbürger die Bildung einer unechten Einheitsgemeinde ab. Im Publikum sassen auch Bürger, die das Stimmrecht im Ja-Fall verloren hätten, nämlich aus den Gemeinden Balgach und Berneck. Christian Stricker hatte an der Urne mit Ja gestimmt. Er glaubt, dass die Diskussion in zwei Jahren erneut geführt wird. Jürg Strässle hatte sich der Stimme enthalten. Er meint, dass mittelfristig kein Weg an einer Einheitsgemeinde vorbei führt und es so geregelt wird, dass niemand entmündigt wird.Frühenglisch und Frühfranzösisch als Promotionsfach in der Primarschule erachten beide Kandidaten als gut. Jürg Strässle erhofft sich, dass er mit Hilfe seines Sohnes dereinst seine Sprachenkenntnis vertiefen kann. Christian Stricker will Kindern schon früh Fremdsprachen mit auf den Weg geben. Seine Frau spreche mit dem dreieinhalbjährigen Sohn bereits heute Englisch.«Wie sehr soll die Schule auf den Markt ausgerichtet sein?», lautete eine grundsätzliche Frage des Moderators.Am Schluss der Schulzeit sollten jedem Schüler je nach Neigung alle Möglichkeiten offen stehen, meinte Jürg Strässle. Mit gut gefülltem Rucksack sollten die Kinder in die Oberstufe übertreten, sagte Christian Stricker. Er selbst habe nicht studiert und sich auf dem zweiten Bildungsweg weitergebildet.Beide Kandidaten reduzieren ArbeitspensumDas Amt des Schulpräsidenten umfasst ein Pensum von 40 bis 50 Prozent. Christian Stricker erfährt Unterstützung von seinem Arbeitgeber. Er kann sein Pensum dort im Fall seiner Wahl auf 50 Prozent reduzieren.Dafür wird er die Funktion wechseln und nicht mehr so viel unterwegs sein wie bisher. Sein Familienleben werde nicht leiden, sagte er.Ebenso kann Jürg Strässle beim bisherigen Arbeitgeber das Pensum nach unten anpassen. Seine Frau sei daheim in klassischer Rollenverteilung.Hinweis: Der erste Wahlgang für das Primarschulpräsidium ist am Sonntag, 30. Juni. Die Amtszeit von Walter Portmann endet nach gut 22 Jahren Ende Juli.