Das Unternehmen mit seinen 200 Mitarbeitenden gehört zur international tätigen Mubea Gruppe und ist vor einem Jahr gegründet worden. Mubea kaufte damals von der Oberrieter Traditionsfirma Jansen die Division Steel Tubes. Die Mubea-Tochter OBR Steel Tubes AG ist seither in drei Hallen der Firma Jansen eingemietet und zudem durch Dienstleistungsverträge mit Jansen verbunden.Oberrieter Firma spürt Flaute bei AutobauernIn einer Medienmitteilung vom Dienstagabend, 17. Mai, gab die OBR Steel Tubes AG bekannt, dass sie eine strategische Neuausrichtung prüft. Als Grund wird die schwierige wirtschaftliche Lage genannt – eine Folge von Pandemie und geopolitischer Lage. Die Lieferschwierigkeiten bei Halbleitern und Rohstoffen lassen zahlreiche Bänder von Autoherstellern stillstehen – oder diese Bänder laufen stark gedrosselt. Das spürt das Oberrieter Unternehmen – als Zulieferin insbesondere für den Automobilbau. OBR Steel Tubes bedient zudem die Möbelindustrie und die Haustechnik.
[caption_left: Martin Hülsmann, Geschäftsführer der OBR Steel Tubes AG, verspricht sich von der
erst erwogenen Neuausrichtung des Unternehmens eine Stärkung der Konkurrenzfähigkeit in einem
schwierig gewordenen Wirtschaftsumfeld.]Jobs teils anderswo, oder anderen Job machenDas Unternehmen schreibt: «Um im schwierigen Wirtschaftsumfeld die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, wird geprüft, ob im Verlauf des Jahres 2023 eine Verlagerung einzelner Maschinen nach Arbon sowie an andere Mubea-Standorte stattfinden könnte.» Die Schweiz als «Zentrale für die weltweiten Aktivitäten in der Geschäftseinheit Präzisionsstahlrohre» solle so gestärkt werden, heisst es weiter.Die in Prüfung befindliche Neuausrichtung könnte bedeuten, dass etwa 80 in Oberriet tätige Mitarbeitende mit einer Beschäftigung an einem anderen Produktionsstandort der Mubea-Gruppe zu rechnen hätten. Einer dieser Standorte ist Arbon (wo 270 Mitarbeitende tätig sind). Weitere 40 Mitarbeitende müssten ein Outplacement, also eine berufliche Neuorientierung (zum Teil evtl. firmenintern) oder einen Stellenverlust in Kauf nehmen. Die Bereiche Entwicklung, Planung und Vertrieb sowie ein Teil der Produktion bleiben auf jeden Fall in Oberriet.Belegschaft informiert, Konsultationsverfahren angekündigtAm Dienstagnachmittag wurden die Mitarbeitenden, die Gewerkschaften und das kantonale Amt für Wirtschaft informiert. Die OBR Steel Tubes AG hat ein offizielles Konsultationsverfahren in die Wege geleitet, das vom 18. Mai bis 14. Juni dauert. Die Mitarbeitenden haben nun die Möglichkeit, das gestern dargelegte Szenario zu prüfen und allfällige Ideen und Vorschläge einzubringen. Noch vor den Sommerferien sollen die Mitarbeitenden über die mögliche Neuausrichtung des Unternehmens informiert werden.Ab der nächsten Woche sollen mit den einzelnen Produktionsteams intensive Personalgespräche geführt werden. Bei den Mitarbeitenden in der Produktion handelt es sich bei knapp der Hälfte um gut ausgebildete Fachkräfte wie Schweisser oder an CNC-Maschinen arbeitende Spezialisten.Nach Auskunft von OBR-Geschäftsführer Martin Hülsmann wolle man Kündigungen weitestmöglich verhindern. Auch Altersteilzeit oder Frühpensionierungen würden geprüft.Schweiz als «Zentrale» stärkenMit Jansen als Hallenvermieterin hat die OBR Steel Tubes AG jüngst die Mietverträge verlängert und so «ein grundsätzliches Bekenntnis für den Standort Oberriet abgegeben», wie es in der Medienmitteilung heisst.von den heute gemieteten drei Jansen-Hallen gedenkt die OBR Steel Tubes AG die beiden Hallen jenseits der SBB-Linie allerdings aufzugeben. Ebenso werden die Dienstleistungsverträge mit Jansen sukkzessive zurückgefahren, was aber unabhängig von der zu prüfenden Neuausrichtung erfolge.In einem Gespräch auf der Bernecker Redaktion hoben Martin Hülsmann und OBR-Sprecher Sven Bradke gestern die nach wie vor intakte Wirtschaftskraft des Unternehmens hervor. Das Unternehmen strebe als Anbieter von Präzisionsstahlrohren die Weltmarktführerschaft als klares Ziel an. Bei der gestern angekündigten Prüfung einer Neuausrichtung gehe es darum, die Weichen richtig zu stellen, um im schwierigen Wirtschaftsumfeld weiter zu bestehen. Vielleicht passiere nächstes Jahr auch gar nichts. Doch das Unternehmen wolle seine Pflicht wahrnehmen, auch über wichtige Erwägungen frühzeitig transparent und offen zu informieren und sich fair zu verhalten.Dass im Zusammenhang mit der OBR Steel Tubes AG immer noch der Jansen-Schriftzug auftaucht (etwa auf dem Briefpapier), hat einen einfachen Grund: Die Mubea-Tochter hat mit der Stahlrohr-Division die Nutzungsrechte für den Schriftzug im Zusammenhang mit dem Stahlrohr-Geschäft für eine gewisse Zeit erworben.