Max TinnerDie meisten Markthändler lieben ihre Arbeit und üben ihren Beruf mit Leib und Seele aus. Aber es ist ein strenger Job – die Markttage sind oft lang. Wenn dann einmal gegen Abend kaum mehr Publikum zwischen den Marktständen flaniert, räumt auch der eine oder andere mal etwas früher zusammen und macht sich auf den Heimweg. Die Marktverantwortlichen der Gemeinden sehen dies aber offenbar nicht gerne.So hat kürzlich an der Mitgliederversammlung der Ostschweizer Sektion des Marktverbandes der Marktchef der Stadt Altstätten, Michael Sonderegger, die Markthändler an das Marktreglement der Stadt erinnert, in dem für die Hauptmärkte eine Verkaufszeit von 7.30 bis 18.30 Uhr festgelegt ist. Ein Ausfahren vor 18 Uhr werde man in Altstätten künftig nicht mehr tolerieren, wird Sonderegger im Versammlungsbericht in der «Schweizerischen Marktzeitung» zitiert. Hält sich ein Marktfahrer nicht daran, droht ihm der Ausschluss vom Markt – für jemanden, der vom Verkauf auf Märkten lebt, eine ernst zu nehmende Drohung!«Das könnte einen Teufelskreis in Gang setzen»Stadtpräsident Ruedi Mattle rechtfertigt die Forderung seines Marktchefs. Räume ein Teil der Marktfahrer früh zusammen, leide darunter die Attraktivität des Marktes. Das könne einen Teufelskreis in Gang setzen: als nächstes würden die Besucher gegen Abend ausbleiben, danach würden auch die andern Marktfahrer früher Schluss machen und so weiter und so fort. Das schade dem Markt als Ganzes.Hiltrud Frei, die Präsiden- tin der Ostschweizer Marktverbandssektion, gibt Mattle und Sonderegger teils recht. «An die Reglemente der Marktgemeinden sollte man sich als Markthändler halten», sagt sie. Aus ihrer eigenen langjährigen Erfahrung weiss die Marktfahrerin aus Diepoldsau aber auch, dass Theorie und Praxis – oder hier Reglement und Realität – halt nicht immer deckungsgleich sind.Altstätten ist eine marktfreundliche StadtZwar sollen die Markthändler bis halb sieben Uhr am Abend verkaufen, ab fünf Uhr lasse sich aber kaum mehr etwas an die Leute bringen. Nach einem langen Tag im Büro seien die Leute nicht mehr so kauffreudig. Da sei es begreiflich, wenn mancher Marktfahrer mit langem Anfahrtsweg auch Feierabend machen wolle.Altstätten sei aber seit jeher eine sehr marktfreundliche Stadt, betont Hiltrud Frei. «Über Altstätten können wir Marktfahrer uns wirklich nicht beklagen – haben wir ein Anliegen, hat man hier immer ein offenes Ohr für uns.» Auch Verkaufszeiten bis in den frühen Abend hinein sind für sie in Ordnung, sofern es auch kauffreudiges Publikum hat.«Nur Dekoration wollen wir nicht sein»«Hat es Leute, bleiben wir gerne», sagt sie, «aber nur Dekoration wollen wir nicht sein.» Hiltrud Frei ermuntert Marktkommission und Stadtrat deshalb, darüber nachzudenken, wie der Markt zu den abendlichen Randstunden fürs Publikum attraktiver gemacht werden könnte.Im Laufe der Jahre hätten sich die Märkte immer wieder gewandelt. Von Zeit zu Zeit müsse man sich deshalb Gedanken darüber machen, wie man den Bedürfnissen der Marktbesucher entsprechen könne. Dass das Marktwesen aber grundsätzlich eine Zukunft hat, davon ist Hiltrud Frei überzeugt: «Märkte gibt es, seit es Menschen gibt, und es wird sie geben, solange es Menschen gibt.»