Allein die mächtige Endmontagehalle auf dem knapp sieben Hektaren grossen Areal erstreckt sich über fast 0,8 Hektaren. Im Wohngebiet liessen sich auf einer solchen Fläche leicht fünf Mehrfamilienhäuser erstellen.Es ergeht dem Blick in dieser Endmontagehalle so wie einem Hund, der in der weiten Landschaft von der Leine darf. Er nutzt das weite Feld. Wer unterm Dach auf einer Hebebühne steht, ist darauf angewiesen, schwindelfrei zu sein. Selbst der Blick von unten, die mächtige Schere entlang bis unters Hallendach, kann leichten Taumel bewirken.Stadler bringt auch andere weiterDie Halle, in der schon bald grosse Teile zu stattlichen Doppelstock-Triebzügen zusammengesetzt werden, ist achtzehneinhalb Meter hoch und hat auch sonst Dimensionen, die Günther Waldner auf dieser Baustelle jeden Tag 15 bis 20 Kilometer zurücklegen lassen. Der Chefmonteur der Auer Firma HWT Haus und Wassertechnik AG «ist mit Leib und Seele dabei», wie HWT-Chef Magnus Hugentobler sagt. Das Auer Unternehmen erhielt den Auftrag, Druckluft-, Feuerlösch-, Gas- und Dachwasserleitungen zu installieren. Für die Bedienung der High-Tech-Hebebühne haben vier HWT-Mitarbeiter zusammen mit Projektleiter Dennis Hugentobler eigens einen Kurs besucht.Magnus Hugentobler sagt, die Dimensionen von Hallen, wie ein Schienenfahrzeughersteller sie benötigt, liessen ein Unternehmen wie das seine auch insofern profitieren, als sie Neuland bedeuteten und seine Firma somit weiterbrächten. Schon die Baustellenorganisation sei völlig anders als gewöhnlich und sehr anspruchsvoll.«Bitte etwas zurücktreten»Streng sind die Sicherheitsvorschriften. Das zeigt sich etwa an einem grossen Netz unmittelbar unter dem Dach. Sollte etwas herunterfallen, würde es aufgefangen. In der IBS-Halle, die der Inbetriebsetzung dient und die in Richtung Bahnhof an die Endmontagehalle angebaut ist, sind entlang von Vertiefungen Holzgeländer gebaut worden, damit sicher niemand hinunterfällt.Bei der Hebebühne sagt Dennis Hugentobler sogleich: «Bitte etwas zurücktreten.» Denn fiele von der Hebebühne irgendein Gerät herunter, wäre das bei dieser Höhe sehr gefährlich. Trotz des natürlich zu tragenden Helms. Auch eine Leuchtweste hat jeder, der hier ist, zu tragen.Auf der anderen Seite der Endmontagehalle entsteht eine gleich grosse Lager- und Rüsthalle, daneben sind das ebenfalls stattliche Gebäude mit der Kantine sowie das Verwaltungsgebäude zu sehen.Mitte September waren die ersten Fundamente gegossen worden, einen Monat später reckten sich bereits die ersten Betonwände in die Höhe. Wer jetzt, also ein Dreivierteljahr später, im Zug am Stadler-Gelände vorbeirollt, sieht bereits fertig wirkende Hallen.Ins neue Kompetenzzentrum für Doppelstock-Triebzüge investiert Stadler Rail rund 86 Mio. Franken. Die Hallen errichtet die HRS Real Estate AG als Totalunternehmerin. Die Bauarbeiten dauern bis Anfang nächstes Jahr. Die ersten Hallen würden bereits Ende 2019 bezogen, hatte es geheissen. Auf Anfrage teilt die Medienstelle mit: Ab Oktober werden die ersten Wagenkästen in St.Margrethen endmontiert und in Betrieb genommen. Das heisst: Start in drei Monaten!Die Frage nach der Zahl der Stadler-Mitarbeiter in St.Margrethen bleibt vorerst unbeantwortet. Standortbezogene Zahlen könnten derzeit nicht genannt werden, teilt Pilipp Welti von der Stadler-Kommunikationsstelle mit.Allerdings lässt sich grob schätzen, wie hoch der Personalbestand in St.Margrethen sein dürfte. Allein die neue, letzten Sonntag bei der Volksabstimmung genehmigte Passerelle über die Gleise zum Altfeldareal werde täglich von 300 bis 400 Stadler-Mitarbeitern genutzt, war im Gutachten zur Abstimmungsvorlage zu lesen. Es ist anzunehmen, dass insgesamt sicher 700 Mitarbeitende in St.Margrethen für Stadler tätig sein werden.Den Standort Altenrhein räumt der Schienenfahrzeughersteller nicht ganz. Die Kastendetail-Fertigung bleibt dort. Je nach Auftragslage werden in Altenrhein ein paar Dutzend Mitarbeitende tätig sein.Für das Dorf ist der Neubau eine ErlösungStadler strebt mit dem Umzug von Altenrhein nach St.Margrethen eine Effizienzsteigerung an. Dies erfordern der hohe Exportanteil (angesichts des starken Frankens) und das in der Schweiz vergleichsweise hohe Lohnkostenniveau. Das bisherige Werk in Altenrhein ist nicht bestmöglich auf die Anforderungen an ein Kompetenzzentrum für Doppelstock-Triebzüge ausgerichtet. Es wurde vor einem Jahrhundert von Claude Dornier für den Flugzeugbau gebaut und hätte bei einem Verbleib des Schienenfahrzeug-Herstellers in Altenrhein erneuert werden müssen, wobei die Vorstellungen der Stadler Rail Group nicht mit denen des Vermieters übereinstimmten. Für St.Margrethen ist der Zuzug von Stadler eine Art Erlösung. Das Altefeld-Areal, das jahrelang brach gelegen hatte, war Gemeindepräsident Reto Friedauer ein Dorn im Auge.In St.Margrethen können die fertigen Stadler-Züge dank des bereits bestehenden Gleisanschlusses in Richtung Süden (d.h. in Fahrtrichtung Heerbrugg) direkt aus der Halle rollen. Auf dem riesigen Altfeldareal werden 3,5 Hektaren für Produktion und Lager verwendet, eine weitere halbe Hektare dient für Büro- und Sitzungszimmer.