22.10.2021

Stadler Rail lässt ins Innere blicken

Erstmals öffnete Zugbauer Stadler das neue Werk in St. Margrethen einem grösseren Publikum. 200 Gäste staunten.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Züge strahlen eine Faszination aus. Modernste Technik, verbunden mit Abenteuer und Schnelligkeit. Werden sie in nächster Nähe entwickelt und gebaut, weckt das die Neugier in der Bevölkerung. Die neuen, imposanten Hallen der Stadler Rheintal AG auf dem Altfeldareal gegenüber des Bahnhofs St. Margrethen sind seit April 2020 bezogen. Rund 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwickeln und fertigen dort  massgeschneiderte Züge, vornehmlich Doppelstocktriebzüge, für den Schweizer und den internationalen Markt.Für die Mitglieder des AGV Rheintal bot sich am Donnerstag die Gelegenheit, Einblicke in die Arbeitsprozesse im Werk zu erhalten. Nach mehrmaligem Verschieben sei es der erste Anlass seit langem, freute sich Präsidentin Brigitte Lüchinger. Bezogen auf die Schienenfahrzeuge beschrieb sie Stadler als Unternehmen, in dem sich «alles in Fahrt» be­finde.Bei aller Strategie: Der Mensch steht im Zentrum Entscheidet sich ein Unter­nehmen, dem Hochpreisland Schweiz treu zu bleiben, setze das Mut voraus, sagte Mar­- kus Bernsteiner, CEO Stadler Rheintal, in seinem Referat über Mut und Veränderung: «Auch wenn es abgedroschen tönen mag: Es gibt keinen Fortschritt ohne Veränderung.» Nach über 20 Jahren am Standort Altenrhein, wo Stadler noch immer in Miete ist, ist das Unternehmen mit dem Stand­ort St. Margrethen konkurrenzfähig für die Zukunft aufgestellt. Zentral seien die Menschen im Unternehmen, betont Bernstei­ner. «Als Arbeitgeber bieten wir eine Plattform, auf der sich der Mensch entfalten darf.» Wenn dies gelinge, die Mitar­beitenden sich wohl fühlen, sei das in den Resultaten der Arbeit ersichtlich. Der wirtschaftliche Erfolg unterstreicht diese Philosophie. Letztes Jahr betrug der Umsatz des Schienenfahrzeugherstellers mit Hauptsitz in Bussnang 3,1 Milliarden Franken. «Die Zahlen stimmen», sagt CEO Markus Bernsteiner. [caption_left: Bei den Führungen erklärten Stadler-Mitarbeitende Arbeitsprozesse. (Bild: hb) ]Beim Schritt in die Produktionshallen der Stadler Rheintal AG verblüffen die Dimensionen. In den rund 16 Meter hohen Gebäuden befinden sich Züge in verschiedenen Bauphasen. Der Geruch von Farbe und Lack hängt in der Luft. Jede Komposition hat ihre Eigenheiten. Die Zahnrad-Triebzüge der Gornergrat Bahn im Wallis müssen anderen Ansprüchen gerecht werden als eine S-Bahn, die im städtischen Verkehr unterwegs ist. Mitarbeitende des Stadler- Teams beantworteten Fragen der Gäste und erklärten anspruchsvolle Prozesse beim Bauen der Züge. Bis ein sechsteiliger Doppelstockzug in Betrieb gesetzt werden könne, müsse er einer etwa 3000 Seiten umfassenden Prüfdokumentation standhalten können. Tag der offenen Tür ist geplantDie Verantwortlichen bei Stadler sind sich bewusst, dass das neue Werk in St. Margrethen auch in der breiten Bevölkerung Interesse auslöst. Bisher stand Corona einem Tag der offenen Tür im Weg. Eine Gelegenheit zur öffentlichen Besichtigung  ist aber geplant. Umfrage«Viele Menschen am Werk, bis der Zug aufs Gleis kommt»  [caption_left: Natascha Rubin, Escatec, Heerbrugg.  Bild: hb]Mich begeisterte das Innen­leben der Züge und zu sehen, wie sie gebaut werden. Im Team braucht es zahlreiche Mitarbeitende mit unterschiedlichen Qualifikationen. Erstaunt war ich über die hohen Sicherheitsstandards. Das Prüfverfahren und die Abnahme der Züge nehmen mehrere Wochen in Anspruch.[caption_left: Stefan Fässler, Spaeter, Altstätten.  Bild: hb]Dass Stadler am Produktionsstandort Schweiz festhalten will, war ein klares Bekenntnis des Chefs Peter Spuhler. Zu sehen, wie das funktioniert und was hier entsteht, ist sehr eindrücklich. Überrascht haben mich die verschiedenen Einzelanfertigungen. Ich hätte einen höheren Automatisierunsgrad erwartet.[caption_left: Martina Keel, Escatec, Heerbrugg.  Bild: hb]Mich faszinierten Ordnung und Sauberkeit in den Hallen und an den Arbeitsplätzen. Alles ist beschriftet, jedes Ding hat seinen Ort. Der Blick hinter die Kulissen dieses wichtigen Arbeitgebers im Rheintal war imposant. Mein Mann wäre am liebsten mitgekommen, um zu sehen, wie im neuen Werk gearbeitet wird. [caption_left: Dario Ilic, Spaeter, Altstätten.  Bild: hb]Es war spannend zu sehen, wie viel Elektronik und Bauteile in den Zügen stecken und wie die Technik schliesslich funktioniert. Während einer Fahrt realisiere ich nicht, wie viele Menschen beteiligt waren, bis der Zug aufs Gleis kommt. Das Referat von Markus Bernsteiner, mit der Aufforderung mutig zu sein, gefiel mir sehr. [caption_left: Brigitte Lüchinger, Präsidentin AGV, Kriessern.  Bild: hb]Endlich durften wir unser neues AGV-Mitglied Stadler Rheintal AG willkommen heissen. Das Unternehmen setzt einen wichtigen Impuls für den Werkplatz Schweiz im Dreiländereck und verzeichnet eine Erfolgsstory. Strategische Entscheide und Zusammenarbeit mit Behörden trugen dazu bei.  

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