Stadler hat sich gefangen – Aufholjagd im zweiten Semester 2020

In der zweiten Jahreshälfte 2020 hat Stadler die Kurve gekriegt. Der Umsatz wurde gegenüber dem ersten Semester mehr als verdoppelt, die betriebliche Marge, die auf ein halbes Prozent zusammengeschmolzen war, wurde auf 7 Prozent der Verkäufe verbessert. Damit resultiert für das ganze Jahr eine Marge von 5,1 Prozent (Vorjahr 6,1 Prozent) und ein Umsatz von 3,1 Milliarden Franken, der lediglich gut 100 Millionen tiefer liegt als 2019.Und Stadler hat weiteres Aufholpotenzial. Nach den Unterbrüchen der Lieferketten und Verzögerungen der Abnahme fixfertiger Fahrzeuge im ersten Semester wegen der Pandemie warten noch immer Bahnen auf ihre Auslieferung. Stadler schreibt: «Die coronabedingt nicht ausgelieferten Fahrzeuge sind weitestgehend fertiggestellt und bereit zur Zulassung und Kundenabnahme.» Dann erst werden sie auch umsatzwirksam und spülen Geld in die Kasse.25'000 Arbeitstage im EimerDie Hindernisse im Zusammenhang mit der Pandemie (Unterbrüche der Lieferketten, Reisebeschränkungen, Quarantäne, temporäre Fabrikschliessungen und Produktionseinschränkungen) haben Stadler im ersten Semester laut eigenen Angaben 25'000 Arbeitstage gekostet. Zudem haben Bahngesellschaften einzelne Grossprojekte verschoben. Stadler nehme aber «keinen Nachfrageeinbruch» wahr: «Es kam weder zu Stornierungen laufender Aufträge noch wurden Ausschreibungen ausgesetzt.»Insgesamt gelang es dem Unternehmen, im ganzen Jahr neue Aufträge im Volumen von 4,3 Milliarden Franken in die Bücher zu nehmen. Der Auftragsbestand liegt mit 16,1 Milliarden etwas unter der Rekordmarke von 16,8 Milliarden zur Jahresmitte und sichert eine mehrjährige Grundauslastung. Erst vor wenigen Tagen hat Stadler einen Auftrag im Wert von 1,1 Milliarden Franken der spanischen Bahngesellschaft Renfe an Land gezogen: 59 Nahverkehrszüge für Madrid und Barcelona.Anknüpfen ans zweite Semester 2021Ein Ausblick ist ein Stück weit ein Blick in die Glaskugel. Unter der Annahme, dass sich die Coronalage zeitnah normalisiere, erwartet Stadler, verzögerte Zulassungen und Schlussabnahmen von Fahrzeugen im Jahr 2021 aufholen zu können.Für den Auftragseingang rechnet der Konzern mit einem Volumen von 4 bis 5 Milliarden Franken, der Umsatz soll auf 3,5 bis 3,8 Milliarden zunehmen. Unter diesen Voraussetzungen gehe Stadler von einer betrieblichen Marge von über 6 Prozent aus. Mittelfristig peilt Stadler weiterhin 8 bis 9 Prozent an. In den weiteren Ausbau der Produktionskapazität etwa an den Standorten Berlin oder Ungarn will Stadler 200 Millionen Franken investieren.Der Generalversammlung, die von Verwaltungsratspräsident und Konzernchef Peter Spuhler als Ankeraktionär beherrscht wird, wird eine Dividende von 85 Rappen pro Aktie oder total 85 Millionen Franken vorgeschlagen. Im Vorjahr waren es 1.20 Franken pro Aktie.Personelle Änderungen in der KonzernleitungRochaden gibt es in der Konzernleitung. Per 1. Juli 2021 zieht Philipp Brunner ins operative Führungsgremium ein. Er arbeitet seit über zehn Jahren für Stadler und ist aktuell Chef von Stadler Minsk in Weissrussland. Künftig leitet Brunner die Division Zentraleuropa und folgt in diesem Amt auf Christian Spichiger. Dieser übernimmt die Leitung der Division Komponenten von Markus Bernsteiner.Bernsteiner konzentriert sich künftig auf seine andere Aufgabe, die Leitung der grössten Stadler-Division Schweiz. Zudem ist er einer der Stellvertreter von Konzernchef Spuhler.Ferner verliert Stadler die einzige Frau in der Konzernleitung. Generalsekretärin und Kommunikationschefin Marina Winder habe sich entschlossen, sich nach ihrem Mutterschaftsurlaub selbstständig zu machen. Sie habe ihren Rücktritt eingereicht, werde aber Stadler weiterhin als Kommunikationsspezialistin im Mandat unterstützen.