Hildegard BickelMarco Köppel, Präsident des Hauseigentümerverbandes HEV Mittelrheintal, begrüsste die 90 Anwesenden am Donnerstag mit dem Fakt, dass das Rheintal den fünften Rang belegt auf der Liste der stärksten Wirtschaftsstandorte der Schweiz.Aktuell beschäftigen sich viele Unternehmen mit dem steigenden Tempo in der Produktion und der Digitalisierung. Es sei Zeit, zwischendurch mal die Handbremse zu ziehen, sagte Marco Köppel. Und die Frage nach den Wurzeln zu stellen: «Woher kommen wir?» Um dies zu veranschaulichen, fiel die Wahl auf den Film «Ein Dorf im Dorf», der 2006 erschien. Eine Firma prägt das DorfUrban Hämmerle und Peter Sonderegger vom Rheintaler Film- und Videoclub dokumentierten die bewegte Geschichte der Viscose. Der wichtige Textillieferant machte Widnau zu dem Dorf, das es heute ist. Die Gäste äusserten sich während der Vorführung leise mit zustimmenden Kommentaren und konnten über manche Anekdoten der Zeitzeugen lachen. Die Blütezeit, aber auch das dunkle Kapitel über erkrankte Arbeiter und der schleichende Niedergang der Viscose stellte der Film eindrücklich dar. Viele Leute erlebten diese Zeiten selber oder hörten in ihren Familien davon. Das Beispiel der Viscose beweist auch, wie aus Altem Neues entstehen kann. Nachdem die letzten Setila-Maschinen Mitte der 90er-Jahre still standen, zog nach und nach frischer Wind in die Gebäude auf dem Areal ein. Bis heute siedelten sich bereits 60 neue Firmen an. Nach dem Rückblick folgte ein Ausblick. Christian Suter, zuständig für Sonderprojekte bei Stadler Rail, erläuterte die Arbeiten rund um die Grossbaustelle neben dem Bahnhof St. Margrethen. Der Schienenfahrzeughersteller ist mitten in einer Boom-Phase und schreibt ein neues Kapitel seiner Erfolgsgeschichte.Mit dem Neubauprojekt verschiebt sich in den nächsten Jahren das Kompetenzzentrum für Doppelstockzüge von Altenrhein nach St. Margrethen. Der Baustart gestaltete sich zwar etwas holprig. Anfang Juli, als Stadler grünes Licht für das Projekt erhielt, begann gleichzeitig die Ferienzeit. Deshalb und weil das Baugewerbe gut ausgelastet ist, gab es etliche Absagen. «Wir sind aber zuversichtlich, dass wir bis Ende Jahr wieder auf Kurs sind und die Verzögerungen aufholen können», sagte Christian Suter. Vibrierender Baulärm ist bald vorbeiMomentan wird das Fundament für den Neubau bearbeitet. Wegen des Grundwassers ist Pfählen nur bedingt möglich, weshalb das spezielle «Rüttelstopfverfahren» zum Einsatz kommt, das Vibrationen auslöst. Das spüren die Anwohner. Etwas Geduld sei noch nötig, doch nächste Woche sollten diese Arbeiten abgeschlossen sein. Weiterhin hörbar bleibt der übliche, nicht zu vermeidende Baulärm.Christian Suter führte mit Fachwissen und Humor durch die Präsentation. Überzeugt, dass für die Zukunft etwas Gutes entsteht, zog er Vergleiche zur Geschichte der Viscose. Stadler bekennt sich zum Werkplatz Schweiz und trägt Sorge zum bestehenden Mitarbeiterstamm. Voraussetzung dafür sei, dass die Züge mit effizienten Abläufen gebaut werden können. Mit den neuen Verwaltungs- und Produktionsgebäuden in St. Margrethen schafft Stadler Bedingungen für die Zukunft. Gemäss Baufahrplan kann das Unternehmen im März 2020 in den Neubau einziehen.«Diese Frage musste ja kommen»Wenn schon ein Vertreter von Stadler anwesend war, kam prompt die Frage nach der Panne der neuen Tango-Züge. Einige Kompositionen der Appenzeller Bahnen mussten kurz nach der Inbetriebnahme bereits wieder in die Werkstatt. «Wieso?», fragte ein Gast aus dem Publikum. Christian Suter ahnte bereits, dass diese Frage kommen würde. Doch mehr, als bereits bekannt war, konnte er dazu nicht sagen. «Die Schienen waren zu wenig geschmiert, es lag nicht an den Fahrzeugen.» Beim anschliessenden Apéro lieferte das Neubauprojekt jedoch mehr Gesprächsstoff als die Zugpanne. Marco Köppel meinte, er melde schon mal Interesse an, dass der HEV zu gegebener Zeit eine Führung im Stadler-Neubau wünscht. HinweisDie Bilderstrecke zum HEV-Herbstanlass gibt es unter www.rheintaler.ch.