Yves Solenthaler
Fussball Der Zweitligist FC St. Margrethen benennt die Dinge, wie er sie sieht, und das kommt bei den anderen Fussballvereinen nicht immer gut an. Die Würdigung des 32-jährigen Naim Memeti in der Bekanntgabe dessen Rücktritts schlägt in diese Kerbe: «Seine filigrane Art Fussball zu spielen, hob sich wohltuend von der üblichen 2.-Liga-Klopferei ab.»Naim Memeti hängt die Fussballschuhe mitten in der Saison an den Nagel, weil ihm wegen beruflicher Weiterbildung die nötige Zeit fehlt. Er zählte zu den herausragenden Rheintaler Amateurfussballern in den 2010er-Jahren bzw. schon ein paar Jahre früher. 2008 wechselte er von St. Margrethen zu Eschen/Mauren, wo er in zwei Jahren 51 Erstliga-Spiele bestritt. Über den FC Widnau (2010 bis 2013) kehrte er zu seinem Stammverein zurück.Technisch herausragender Verteidiger hört aufNaim Memeti war, wie in der Mitteilung steht, ein filigraner, technisch beschlagener Spieler. Unter den «Klopfern» hat er, der Feingliedrige, gelitten. Trotz vielen und auch schweren Verletzungen ist er immer wieder zurückgekommen – auf einem Niveau, das ihn für jeden Rheintaler Verein unverzichtbar gemacht hätte. Dabei war sicher hilfreich, dass der einstige Stürmer während seiner zweiten Zeit bei St. Margrethen zum Verteidiger geworden ist. Doch die davon beeinflusste körperliche Verfassung spielt eine Rolle beim Rücktrittsentscheid. In seiner «zweiten Karriere» als Defensivspieler war der 1,78 m grosse Memeti meist Innenverteidiger. In dieser Saison unter Trainer Daniele Polverino spielte er oft als Aussenverteidiger. Zuerst auf der linken und nach dem Ausfall von Fabio Künzler auf der rechten Seite. Jetzt sind beide weg: Fabio Künzler, wie Memeti ein Spieler, der schon als Junior ein St. Margrether war, wechselt auf die Rückrunde zum Ligakonkurrenten FC Au-Berneck.Der neue Präsident sagt: «Ich bin nicht CC»Künzler ist kein Ballkünstler, aber er war Stammspieler bis zu seiner Verletzung und fürs Mannschaftsklima ebenso wichtig wie Memeti, den Präsident Joe Hafner auch für seine ruhige und besonnene Art lobt, die der heissblütigen gut getan habe. Hafner sagt: «In der Defensive haben wir ein Loch, da will ich noch einen Spieler holen.» Aber das Budget dafür sei begrenzt. «Ich bin nicht CC», verstärkt er diese Botschaft mit einem Seitenhieb an seinen langjährigen Vorgänger, Natal Schnetzer, die Rheintaler Antwort auf Sion-Präsident Christian Constantin (CC).Lastwagenchauffeur Joe Hafner ist seit letztem Frühling Präsident des stets unruhigen Vereins. Er möchte Ruhe reinbringen, Ordnung schaffen. Es haut ihm den Stumpen raus, wenn die Spieler unordentlich sind, erst recht, wenn er damit beschäftigt wird: «Ich hocke im Lastwagen – da ruft einer an: ‹Wo sind die gelb-schwarzen Leibchen?›». Sie kamen in der Turnhalle zum Vorschein.Giusi Castrovinci verstärkt den Staff in St. Margrethen Auch die Spieler zu mehr Ordnung anzuhalten, gehört zum Tätigkeitsgebiet des neuen Coachs, den wohl jeder nur halbwegs interessierte Beobachter kennt: Er heisst Giuseppe Castrovinci, eine Vereinslegende des FC Altstätten. Dort, und auch schon mal beim FC St. Margrethen und beim FC Rüthi, war er auch als Co-Trainer tätig: «Giusi kann mal das Trainerteam Polverino/Ventura ergänzen, wenn es angebracht ist.»Das stets latente Torhüterproblem scheint St. Margrethen mit der Rückkehr von Boban Antic gelöst zu haben. Der 29-Jährige, der schon bei Rapperswil-Jona und Vaduz war, hatte im ersten Halbjahr 2019 bereits für St. Margrethen das Tor gehütet. Teoman Dastan hat den Verein dagegen verlassen, nachdem er vom lange verletzten Fabio Staudacher als Nummer 1 abgelöst worden ist. Antic soll Staudacher eher zur Seite stehen (und sogar Trainings mit ihm abhalten), statt sich um die Goalieposition zu duellieren.In der Offensive hat das grosse Talent Erolind Sylaj zur U21 des FC St. Gallen gewechselt, dürfte aber dank B-Lizenz weiterhin teilweise für St. Margrethen zum Einsatz kommen. Stürmer Sheval Ljatifi, schon zu Interregio-Zeiten auf der Rheinau engagiert, schliesst sich wieder dem FC St. Margrethen an.