19.09.2022

St. Galler Polizei neu in Oberegg

Im Innerrhoder Bezirk endet eine 25-jährige Kooperation mit der Ausserrhoder Kantonspolizei.

Von Selina Schmid
aktualisiert am 02.11.2022
Ab dem neuen Jahr wird die St. Galler Kantonspolizei die polizeiliche Grundversorgung in Oberegg übernehmen. Sie löst damit die Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden ab,  bisher für den Innerrhoder Bezirk ausrückte. St. Gallen und Innerrhoden haben kürzlich eine Rahmenvereinbarung getroffen, welche unter anderem diesen Wechsel ermöglicht. In diesem Bereich endet eine eingespielte 25-jährige Zusammenarbeit zwischen beiden Appenzeller Kantonen.Jakob Signer, Landesfähnrich und Vorsteher des Justiz-, Polizei- und Militärdepartements Innerrhoden, sagt, dass der Wechsel die Folge eines längeren Prozesses sei, ausgelöst durch die Reorganisation der Notrufzentrale in St. Gallen. Deren Software erreiche das Ende ihrer Lebensdauer und müsse ersetzt werden. Appenzell Innerrhoden hätte basierend auf der neuen Software eine eigene Lösung aufbauen können. Allerdings bräuchte die Polizei mehr Personal, welches das Notruftelefon rund um die Uhr betreut. Das wäre für Innerrhoden unverhältnismässig teuer geworden. Signer sagt: «Es ist sinnvoller, wenn wir sämtliche Notrufe an die Zentrale St. Gallen auslagern, welche die Software instand hält und das entsprechende Personal hat, anstatt eine eigene Lösung auszuarbeiten.»Appenzellerland fällte Entscheidung zusammenDie neue Software soll 2024 in Betrieb genommen werden. Damit sich die Beamtinnen und Beamten bereits einspielen können, nimmt St. Gallen ab dem 1. Januar 2023 sämtliche Innerrhoder Notrufe entgegen, so Signer. Damit wird gleichzeitig die Innerrhoder Handhabung von Notrufen harmonisiert. Bisher liefen drei Systeme gleichzeitig: Innerrhoden war tagsüber für die Nummer 117 zuständig, Ausserrhoden übernahm diese in der Nacht. Für die 118 war Ausserrhoden zuständig, für die 144 St. Gallen.Von der Notrufzentrale St. Gallen aus werden ab nächstem Jahr auch Polizeieinsätze in Oberegg koordiniert. Jakob Signer sagt: «Aus dem Prozess war die Schlussfolgerung, dass die St. Galler Kantonspolizei auch Notfälle in Oberegg übernimmt, logisch.» Alternativ hätte die Zentrale in St. Gallen den Notruf an die Ausserrhoder Polizei weiterleiten müssen, welche nach Oberegg ausgerückt und nachträglich die Innerrhoder bei­gezogen hätte. «Ziel war, die ­Abläufe möglichst einfach zu ­gestalten», so Signer. Der Entscheid sei in Absprache zwischen den Appenzeller Kantonen getroffen worden.Hansueli Reutegger, der Ausserrhoder Regierungsrat und Departementsvorsteher für Inneres und Sicherheit, sagt: «Kooperationen zwischen Polizeikorps werden immer wieder überprüft und hinterfragt. Für Innerrhoden ist dieses System eine gute Lösung.» Dahinter stehe kein Groll, betont Reutegger. Auf die Kantonspolizei Ausserrhoden hat die neue Rahmenvereinbarung gemäss Reutegger wenige Auswirkungen. «Für die Polizei bedeutet sie einen kleinen Ressourcengewinn. Die so frei gewordene Kapazität setzen wir bei anderen Aufgaben ein.» Andererseits verliere die Kapo einen Teil ihrer Einnahmen. 52 ausserkantonale EinsätzeDie Zusammenarbeit mit St. Gallen ist nicht neu. Bereits für grössere Sportanlässe oder Demonstrationen rücken Innerrhoder Polizistinnen und Polizisten nach St. Gallen aus – oder selten auch umgekehrt. Insgesamt leistete die Innerrhoder Kantonspolizei im Jahr 2021 52 ausserkantonale Einsätze. Im kriminaltechnischen Dienst arbeitet Innerrhoden seit diesem Jahr mit St. Gallen zusammen. Das, nachdem zwei der drei spezialisierten Beamten die kantonseigene Abteilung verliessen, sagt Jakob Signer. Durch das Vertiefen der Zusammenarbeit mit St. Gallen erhofft sich Innerrhoden, Ressourcen zu schonen. Gerade in hoch spezialisierten Bereichen wie dem kriminaltechnischen Dienst spare der Kanton aufwendige Aus- und Weiterbildungen und teure Gerätschaften. Dazu könne sich Innerrhoden auf die Erfahrung und Routine der St. Galler Polizei verlassen, so Signer. Auf 2023 wird diese Zusammenarbeit in einem Dienstleistungsvertrag gefestigt. Auch in anderen Bereichen könne eine ­Zusammenarbeit oder Auslagerung sinnvoll sein.Noch fehlen die detaillierten VereinbarungenAuch die Polizeikorps Ausserrhoden und Innerrhoden werden in anderen Bereichen weiter zusammenarbeiten, bestätigen Jakob Signer und Hansueli Reutegger auf Anfrage. Etwa bei der Interventionseinheit Säntis oder dem jährlichen gemeinsamen Polizeischiessen. Noch müssen die Dienstleistungsverträge innerhalb der Rahmenvereinbarung ausgearbeitet werden. Darin werden die Leistungen definiert und die Kosten geregelt. In den Bereichen der Notrufentgegennahme, der polizeilichen Grundversorgung von Oberegg und der Kriminaltechnik sei die Ausarbeitung weit fortgeschritten. Landesfähnrich Signer ist zuversichtlich, dass sie in einigen Wochen unterschriftsreif sein werden.  

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