07.02.2020

St. Gallen-Staad setzt auf die Jugend

Der einzige Ostschweizer NLA-Fussballverein bietet dem eigenen Nachwuchs eine Plattform.

Von Ives Bruggmann
aktualisiert am 03.11.2022
19,27 Jahre jung war die Startformation des FC St. Gallen-Staad im letzten NLA-Meisterschaftsspiel vor der Winterpause. In den bisherigen 13 Runden setzte Trainer Marco Zwyssig meistens sechs oder mehr Spielerinnen ein, die 18 Jahre oder jünger sind.Dahinter steckt einerseits System, andererseits fehlt es in der Region an routinierten Fussballerinnen mit genügend Qualität für die höchste Schweizer Liga. Zwyssigs Vorgehensweise ist konsequent. «Ziel ist es, dass die besten Fussballerinnen des Einzugsgebiets bei St. Gallen-Staad spielen.» Wenn eine Nachwuchsspielerin auf ihrer Position die beste sei, lasse er sie spielen. «Wir wissen, dass es schwierig ist. Aber wir wollen und müssen diesen Weg gehen», sagt Zwyssig.Die besten Talente von St. Gallen-Staad profitieren seit einigen Jahren von der Nachwuchsförderung Future Champs Ostschweiz. Derzeit stellt der Ostschweizer NLA-Club acht Nachwuchsnationalspielerinnen. Dazu kommen zwei liechtensteinische Internationale und mit Jessica Schärer eine Spielerin, die zuletzt für das A-Team aufgeboten wurde, aber noch nicht zum Début kam.Vorher bei den Knaben mitgespieltDoch die NLA ist für die jungen Spielerinnen nochmals eine Stufe höher. Die 16-jährigen Jennifer Wyss und Simea Hefti debütierten in der ersten Saisonpartie für St. Gallen-Staad. Vorher spielten sie bei den U15-Knaben der Rheintal-Bodensee-Auswahl. Beide sind U17-Nationalspielerinnen und werden an der United School of Sports sowie bei den Future Champs gefördert. «Körperlich sind die Spielerinnen in der NLA natürlich weiter», sagt Wyss. Die Erfahrungen, die sie bei den Knaben gesammelt hätten, seien deshalb wertvoll. «Ich kann das den ehrgeizigen Mädchen nur weiterempfehlen», sagt Hefti.Nach 13 Runden steht St. Gallen-Staad auf dem siebten und vorletzten Platz. Zwyssig sagt: «Wenn wir schon in der NLA sind, wollen wir auch bleiben.» Aber Druck gebe es für seine Spielerinnen nicht. «Es geht mehr um die Mentalität. Mit welcher Einstellung gehen wir in ein Spiel?», so Zwyssig.Die 18-jährige Géraldine Ess hat wie Wyss und Hefti alle 13 Partien im Herbst absolviert. Die U19-Nationalspielerin aus Herisau will in ferner Zukunft einmal für das A-Nationalteam auflaufen. Zuerst gilt aber das Hier und Jetzt. «Ich möchte einen noch grösseren Einfluss auf unser Spiel haben», sagt die offensive Mittelfeldspielerin. Mehr Tore und Assists sollen die Folge daraus sein. «Sie ist stark am Ball und spielt häufig den entscheidenden Pass», sagt Wyss über ihre Mitspielerin.Zwyssig will mutige FussballerinnenFür Wyss und Hefti hat der Ligaerhalt ebenfalls Priorität. «Ich will dabei möglichst viel Spielzeit erhalten», sagt die technisch versierte Mittelfeldspielerin Wyss. Aussenverteidigerin Hefti will sich derweil noch mehr in die Offensive einschalten. «Mit mehr Überzeugung», sagt die jüngere Schwester des FC-St.-Gallen-Captains Silvan. Trainer Zwyssig fordert von seinem jungen Team eine selbstbewusste Herangehensweise. «Unser Gegner hat immer den Druck. Das kann unser Vorteil sein.» Deshalb will er mutige, überzeugte und unerschrockene Spielerinnen. Nur so sei auch eine Überraschung gegen ein stärkeres Team möglich.Die jungen Fussballerinnen verstehen sich untereinander. «Wir sind auf einer Wellenlänge», sagt Ess. Das Unbekümmerte könne ein Vorteil sein, so Wyss. «Wir überlegen nicht lange, sondern machen einfach.» Manchmal fehle es aber in heiklen Situationen an Erfahrung, fügt Hefti hinzu. Wichtig sei es, Schritt für Schritt vorwärtszukommen. Schaffen sie das, hat St. Gallen-Staad in der NLA eine Zukunft.

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