21.12.2020

St. Gallen impft ab 4. Januar

Die Ostschweizer Kantone wurden von der raschen Zulassung überrumpelt. Sie ziehen ihren Impfstart nun vor, und Appenzell Innerrhoden gehört sogar zu den ersten Pilotkantonen.

Von Marcel Elsener
aktualisiert am 03.11.2022
Noch am Donnerstag hatte die St.Galler Impfverantwortliche Karin Faisst von einem «Galopp» gesprochen, nun ist das Tempo noch beschleunigt worden: Der überraschend rasche Zulassungsentscheid für den Covid-19-Impfstoff von Pfizer/Biontech vom Samstag hat auch die Ostschweizer Kantone in die Bredouille gebracht – sie planten mit einem Impfstart frühestens Mitte Januar.Der Kanton St.Gallen werde den Impfstart «in Absprache mit den anderen Ostschweizer Kantonen vorziehen», sagt die Amtsleiterin Gesundheitsvorsorge auf Anfrage. «Aktuell planen wir in der ersten Januarwoche, also ab dem 4. Januar, mit dem Impfen zu beginnen.»Appenzell Innerrhoden unter den PilotkantonenSt.Gallen spannt in der Impfkampagne als grösster Ostschweizer Kanton mit den beiden Appenzell, Graubünden, Luzern und den weiteren Innerschweizer Kantonen zusammen. Nun beginnt Luzern bereits diesen Mittwoch zu impfen, und auch Innerrhoden meldet, dass es am 23. Dezember die ersten Personen impfen werde. «In einem sehr kleinen Rahmen werden wir mit den wenigen Impfdosen, die uns zur Verfügung stehen, unsere Prozesse überprüfen», teilt Stefan Lendenmann vom Covid-19-Stab AI mit.Warum starten Kantone wie Luzern oder Innerrhoden zwei Wochen vor St.Gallen, obwohl alle im gleichen Boot sind? Die Antwort von Karin Faisst: «Gemäss unserem Wissensstand werden in wenigen Kantonen im Sinne eines Pilots einige Impfungen durchgeführt.»Tatsächlich gilt als schweizweiter Impfstart der Montag, 4. Januar. Laut dem Ausserrhoder Mediensprecher Georg Amstutz dienten «die vereinzelten vorherigen Impfungen» in den Pilotkantonen dazu, «die Logistikabläufe und Verteilanforderungen zu prüfen». Diese würden durch den Bund begleitet.20'000 Impfdosen bis Ende JanuarWie viele der noch im Dezember vom Bund respektive der Militärapotheke ausgelieferten 107'000 Dosen in die Ostschweiz gehen, lässt sich derzeit nicht genau sagen. Der Kanton St.Gallen geht gemäss neuesten Informationen von knapp 20'000 Impfdosen für die Zeitperiode Dezember und Januar aus. Dabei hält er an seiner in der vergangenen Woche vorgestellten Impfstrategie fest und impft in einer ersten Phase in Betagten- und Pflegeheimen sowie Gesundheitsfachpersonen in Spitälern und Spitex. Dabei werde man den Grossraum St.Gallen mit dem Kantonsspital nicht bevorzugen, sondern im ganzen Kanton impfen, wie Karin Faisst erklärt. Der Standort der einzelnen Betagtenheime sei nicht entscheidend.Zahlen liefert auch Appenzell Ausserrhoden: Man starte ab 4. Januar mit 975 Impfdosen, vermeldet die Kantonskanzlei, ebenfalls für Bewohnerinnen und Bewohner von Alters- und Pflegeheimen. Hernach erwartet Ausserrhoden in der dritten Januarwoche eine weitere Lieferung mit voraussichtlich 815 Impfdosen, wie es weiter heisst.Noch keine Zahlen und Termine gibt es seitens des Kantons Thurgau: Die Regierung informiert am Dienstagnachmittag über ihre Impfstrategie. Seit Anfang Dezember ist bekannt, dass der Thurgau zwei bis vier Impfzentren aufbauen will.Auf drängende Fragen noch wenig klare AntwortenAufgrund der baldigen Impftermine stellen sich zunehmend mehr Fragen in der Öffentlichkeit. Der Kanton St.Gallen hat dafür die Website www.sg-impft.ch mit diversen Erklärvideos aufgeschaltet. Trotzdem bleiben viele Fragen offen, etwa jene, was Betagte und über 65-jährige Risikopatienten, die nicht in Heimen, sondern selbstständig wohnen, für ihre Impfung tun müssen. «Etwas Geduld haben», sagt Karin Faisst. «Wir hoffen, dass wir bald auch über ausgewählte Praxisstandorte Risikopatientinnen impfen können. Wir werden laufend darüber informieren.»Auch die Frage, wann Impfungen in Arztpraxen möglich werden und was – ältere oder jüngere – Personen mit Vorerkrankungen nun tun müssten, bleibt derzeit noch offen. Der aktuelle Impfstoff sei «logistisch und lagerungstechnisch sehr anspruchsvoll», erklärt die St.Galler Impfverantwortliche. «Daher wird dieser Impfstoff nur in ausgewählten Impfpraxen zur Anwendung kommen.» Der ebenfalls bald verfügbare zweite Impfstoff sei für die Arztpraxen besser geeignet, sagt Faisst. Aber wann genau dieser Impfstoff zugelassen und im Kanton ankommen wird, ist «im Moment noch offen».Liechtenstein noch unklar, Vorarlberg beginnt am 11. JanuarUnd wie sieht's in der direkten internationalen Nachbarschaft aus? Liechtenstein hat Anfang Dezember mit dem Schweizer BAG eine Vereinbarung über die Beschaffung von Impfstoff abgeschlossen und wird demnach «wie ein Schweizer Kanton behandelt», wie es heisst. Die Vorbereitungen für die Covid-19-Impfungen liefen «auf Hochtouren», ein Datum für den Impfstart und die Anzahl Impfdosen kann das Fürstentum noch nicht nennen. Man wolle wie St.Gallen zuerst in den Alters- und Pflegeheimen impfen.Im österreichischen Bundesland Vorarlberg soll die erste Person am 11. Januar geimpft werden. Gemäss Impfstrategie wird anders als in der Schweiz zuerst das Gesundheitspersonal geimpft, «danach folgen die Menschen in Alten- und Pflegeheimen». Bemerkenswert: Bei der ersten Lieferung in die EU-Länder entfallen nur etwa 10'000 Impfdosen auf Österreich, und diese sollen in Wien und Niederösterreich «verspritzt» werden, wie die Vorarlberger Regierung vergangene Woche mitteilte

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