Mit 15 Jahren hielt Nando Lüchinger alias «artalbert» auf Instagram seine erste Spraydose in den Händen. In den letzten acht Jahren hat er sich entwickelt und auch die Graffitikunst.
Nando, kannst du dich noch an dein erstes Sprühen erinnern?
Natürlich! Das war in Südfrankreich, in Montpellier. Da kaufte ich mir meine erste Spraydose, in der zeitlosen Farbe Schwarz und sprühte zusammen mit einem Kollegen das allererste Mal. Und du warst sofort vom Sprayen begeistert?Ja, mir hat es nach dem ersten Mal schon extrem gefallen. Am Anfang war es schwierig, die Technik richtig hinzubekommen, aber ich habe geübt und geübt und geübt.
Machst du jetzt zwischenzeitlich nur noch Graffitis?
Man kann absolut sagen, dass Graffitis mein Hauptberuf sind. Zwei Tage die Woche arbeite ich noch in einem anderen Job, aber ansonsten sprühe ich Vollzeit. Ich mache sehr viel Auftragsarbeiten, also für Vereine, Geschäfte oder auch Private und gebe auch Graffitikurse, speziell für Kinder, die gerne sprühen ausprobieren möchten. Insgesamt durfte ich schon über 300 Kindern einen ersten Einstieg in die Graffitikunst vermitteln, das macht extrem Spass.
Was ist das Spezielle an diesen Kursen für Kids?
Mir macht es Spass, weil es ihnen Spass macht. Ich habe auch schon Graffitikurse mit Erwachsenen gemacht, aber Kinder haben viel weniger Hemmungen, trauen sich einfach mal zu probieren und haben keine grosse Angst, etwas falsch zu machen. Nach einer Viertelstunde sind die meisten schon voll in der Materie drin und malen einfach los. Es ist auch toll zu sehen, wie alle Bilder total anders werden. Keines gleicht am Schluss dem anderen.
Bildest du also die nächste Generation Sprayer im Rheintal aus?
Ich hoffe eher die nächste Generation der Kreativen. Sprayen ist so viel mehr als nur eine Sprühdose oder ein Graffiti. Ausserdem lehre ich sie am Anfang auch immer etwas zum Hintergrund von Graffiti, also zur Geschichte, aber auch über den rechtlichen Aspekt. Zum Beispiel, dass man nicht überall sprühen darf. Sonst ist zwei Wochen nach einem Graffitikurs plötzlich das ganze Dorf voller Sprayereien und dann bin ich am Schluss noch schuld, das will ich gerne vermeiden.
Wann wird Graffiti denn zur Sachbeschädigung?
Ganz klar, wenn man nicht die Erlaubnis des Eigentümers hat, die muss man zwingend einholen. Das Problem im Rheintal ist, dass wir keine legalen Wände haben. Die nächste Wand ist irgendwo in St. Gallen. Für eine junge Person, die Spraykunst machen möchte, ist das einfach sehr weit weg. Das ist auch etwas, das ich oft von den Jungen hier höre, wenn sie dann wirklich mit Graffitis anfangen: «Nando, wo können wir denn sprayen?» Darauf habe ich oft keine bessere Antwort als einfach: «Üb’ zu Hause, vielleicht darfst du in deinem Zimmer oder in der Garage etwas machen. Aber einfach nicht im Dorf drauf lossprühen.»
Ist alles Graffitikunst, auch diese ersten Anfänge?
In meinen Augen kann alles Kunst sein, ja, auch zum Beispiel einfache Tags. Es geht um den Zusammenhang und den Gedanken dahinter. Das kann auch für mich immer noch eine spannende Herausforderung sein, alles in einer perfekten Einheit so hinzubekommen.