28.03.2018

Spontane Standing Ovations

Die Aufführung der «Toggenburger Passion» des Rheintaler Bachchores bewegte und riss mit.

Der Präsident des Altstätter Konzertzyklus, Hanspeter Küng, erwähnte in seiner Begrüssung, dass der Komponist Peter Roth nie zu träumen gewagt habe, dass je ein Bachchor seine «Toggenburger Passion» aufführen werde. Nun haben der Vorarlberger Dirigent Jürgen Natter und sein länderübergreifender Rheintaler Bachchor dieses populäre Werk auf ihr Programm gesetzt. Und Roth kann sich freuen: Diese Passion wurde wohl kaum einmal so professionell und überzeugend aufgeführt wie am Palmsonntagabend in Altstätten.Konzert mit BilderzyklusNach dem etwas textlastigen Prolog, der zum aufrechten Gang aufruft, zog die Passionshandlung das Publikum sofort in ihren Bann. Der Bilderzyklus «Grosse Passion» von Willy Fries, zu dem Roth seine Musik komponiert hat, wurde in den Altarraum projiziert. Der Chor in Hochform glänzte mit Präsenz und Klangschönheit: mitreissend etwa der Spott-Ländler oder die Jubelchöre zum Schluss. Christian Büchel sang die leitmotivisch verklammerten Rezitative ausdrucksstark, überzeugte aber auch in lyrischen Partien.Stimmiger GesamteindruckDie Sopranistin Anna Gschwend, der auch die Jesusworte anvertraut sind, hatte mit ihrer schlanken, warmen Stimme grossen Anteil am berührenden Gesamteindruck: Genau diese schlichte Innigkeit passt zu den eingängigen Melodien. Die Streichmusik Geschwister Küng, inzwischen auch mit Vorarlberger Anteil, ergänzt durch vier fabelhafte heimische Bläser, gestaltete die ruhigen Partien intensiv und brachte den authentischen Appenzeller Schwung mit: etwa in der rhythmisierten Geisselmusik oder in lüpfigen Ländlern. Clarigna Küng an der ersten Geige liess mit einer feinen Improvisation aufhorchen, ihr Bruder Roland brillierte am Hackbrett (das übrigens ursprünglich aus dem arabischen Raum stammt).Natter führte die Mitwirkenden mit präzisen und geschmeidigen Gesten souverän durch das Geschehen, arbeitete zarte Stellen, z. B. den Siciliano bei der Kreuzabnahme, feinfühlig heraus und trieb Chor und Orchester bei den Turbachören mit der Geisselmusik zu leidenschaftlichen Steigerungen an. Zum Schluss gab es Standing Ovations für eine innige wie mitreissende Interpretation dieses aussergewöhnlichen Werkes. Roths Alp-steinjodelbarockpassion geht so unmittelbar zu Herzen, dass sie schon wieder universal ist. Die letzte Aufführung ist am Karfreitag, 30. März, um 17 Uhr, St. Stefan, Lindau. Karten gibt es im Lindaupark am i-Punkt und an der Abendkasse ab 16.15 Uhr.Ulrike Längle

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