Gert BrudererDie beiden Gutachten waren vom Verwaltungsrat der Spitalverbunde des Kantons St. Gallen vor einem Jahr in Auftrag gegeben worden, also zweieinhalb Jahre nach der Volksabstimmung und dem deutlichen Ja zur Erneuerung der Regionalspitäler. Nun liegen die Gutachten vor.Erstellt wurde je eine Expertise von der Berner Kontur Projektmanagement AG und der St. Galler PPM Projektmanagement AG. Beide Gutachten kommen zum Schluss, der heutige Altstätter Spitalstandort sei der Grund für viele Schwachpunkte. Vor allem die unzeitgemässen Betriebsabläufe, die während der Bauzeit nötigen, teuren Provisorien und das Fehlen einer Landreserve werden negativ hervorgestrichen.Zu viele StockwerkeIm Gutachten aus Bern heisst es: «Das Grundstück mit seinen rund 11000 m2 ist zu klein, um das gewünschte Raumprogramm optimal abzubilden. Betrieblich optimal würden die Kernprozesse (Notfall, Diagnostik, Operation, Ambulatorium, Pflege, Therapie) auf zwei, maximal drei Geschosse verteilt.»Im Altstätter Projekt jedoch sind es nicht zwei oder drei, sondern fünf Stockwerke, «ausserdem liegen Küche, Anlieferung und Lager ungünstig als Geschoss mitten in diesen Kernprozessen», somit kämen sich Kern- und Serviceprozesse in die Quere. Die Auswirkungen auf die Betriebskosten seien langfristig negativ.Varianten prüfenAuch im St. Galler Gutachten ist festgehalten, dass der knapp bemessene Platz auf dem vorhandenen Grundstück optimale Betriebsabläufe verhindere. Das Projekt weise aus betrieblicher Sicht verschiedene Mängel auf. Hervorgehoben sind die «fehlende Anpassbarkeit des Neubaus an die geänderten Bedürfnisse und die fehlenden Ausbaumöglichkeiten».Das St. Galler Büro empfiehlt die Prüfung zweier Varianten. Gemeint ist erstens die Klärung, ob sich mit einem Neubau des Bettentrakts (statt der geplanten Sanierung) am heutigen Standort eine bessere Gesamtlösung erzielen liesse.Ein solcher Neubau führe zwar zu Mehrkosten von 4,5 bis 5 Mio. Franken, dafür könnten die Betriebsabläufe im Spital und die Geschosshöhen im Neubau optimiert werden. Die zweite Variante ist ein Neubau auf der grünen Wiese, der sich betrieblich bestmöglich gestalten liesse und keine Provisorien erfordern würde. Hierzu passt die im Berner Gutachten enthaltene Aussage: «Moderne Spitalbauten entwickeln sich mit Vorteil in der Horizontalen.»Im Berner Gutachten wird speziell auch auf die Notfallzufahrt eingegangen. Diese liege wegen des Terrains ein Geschoss über Notfallstation und Schockraum. Das bedeute den Transport liegender Patienten im Lift, was bei Patienten in kritischem Zustand (Schockraum) «sicher negativ zu beurteilen» sei und «hinsichtlich der Betriebsabläufe in jedem Fall suboptimal ist».Die Spitalverantwortlichen schreiben hierzu auf Anfrage: Der Zugang von der Notfallzufahrt in den Schockraum müsse wegen der unterschiedlichen Stockwerke über einen Bettenlift erfolgen. Die Position dieses geplanten Schockraums werde in der Detailplanung im Hinblick auf eine Optimierung der Prozesse nochmals geprüft. Der Aufzug werde technisch so gestaltet, dass Notfälle Vorrang hätten.«Lange Liste von Defiziten»Der Mangel an vorhandener Fläche am heutigen Spitalstandort wirkt sich auch auf die beschränkte Zahl der Parkplätze aus. Insgesamt wird die Lage als nicht ideal beurteilt. Die Umgebung ist nicht eben, die Anbindung an den öffentlichen Verkehr nicht wirklich befriedigend.Die Berner Gutachter äussern sich wie die St. Galler sehr deutlich, indem sie auf eine «lange Liste von Defiziten» verweisen, die das heutige Bauprojekt habe. Es stelle sich «berechtigterweise die Frage, ob eine langfristige gesamtwirtschaftliche Betrachtung es rechtfertigt, das Projekt am bestehenden Standort in Altstätten zu sistieren und ein neues Projekt auf der grünen Wiese zu lancieren».