Es stehen fordernde Wochen bevor. Das Spitalpersonal, das bereits jetzt einen Mehraufwand zu leisten hat, stellt sich auf zusätzliche Dienste ein. Container bieten zusätzlichen Raum für Verdachtsfälle.Gibt es bereits Corona-Patienten, die im Spital Altstätten behandelt werden?Dr. Thorsten Meuthen: Bisher hatten wir einen stationären Fall, der sich inzwischen im Spital Grabs befindet. Am Wochenende gab es erstmals einen ambulanten, positiven Fall. Der Patient ging in gutem Zustand nach Hause in Selbstisolation.Auf welches Szenario bereitet sich das Spital Altstätten vor?Wir erwarten ein deutliches Ansteigen der Fallzahlen. Zusätzliche Dienste von Ärzten und Pflege werden geplant. Seit Dienstag sind Container vor dem Spital aufgestellt, damit wir die Abstriche bei Corona-Verdachtsfällen räumlich getrennt durchführen können. Es gibt eine tägliche Besprechung der Corona-Task-Force zur laufenden Beurteilung der Lage und Umsetzung der notwendigen Massnahmen.Wie viele Corona-Patienten könnte das Spital aufnehmen?Aktuell ist ein Zimmer gesperrt für Corona-Patienten. Eine schnelle Sperrung der Station B mit 25 Isolationsplätzen bei Bedarf ist geplant und steht praktisch schon bereit.Wie werden andere Patienten vor Corona-Patienten geschützt?Es gibt Isolationsmassnahmen bei Verdachtsfällen und natürlich auch bei bestätigten Fäl-len. Wenn immer möglich, werden die Patienten derzeit in einem Einzelzimmer untergebracht, sonst ist eine Zonenisolation in Mehrbettzimmern oder Kohortenisolation bei gleichermassen infizierten Patienten geplant.Bereits ist die Rede von einem Mangel an Beatmungsgeräten in der Schweiz. Wie sieht die Situation im Spital Altstätten diesbezüglich aus?Beatmungsmöglichkeiten sind in der Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland zunächst nur in der Intensivstation Grabs geplant. Hier sind maximal sieben Beatmungsplätze möglich. Im Weiteren ist ein Ausweichen auf die IMC (Intermediate Care) Walenstadt und Altstätten mit jeweils einem Beatmungsplatz möglich. Verschärft sich die Situation, sind zusätzliche Beatmungsplätze im OP möglich. Folglich müsste der OP-Betrieb eingeschränkt werden. Allerdings hat der Bund bereits jetzt verordnet, nur noch Notfalloperationen und dringende Operationen durchzuführen, um personelle und materielle Ressourcen für die Pandemie freizumachen.Wie stark ist das Personal am Spital derzeit beansprucht und gefordert?Es gibt einen deutlichen Mehraufwand für das Personal. Einerseits kommen viele ambulante Patienten zum Abstrich auf Corona, was meist nicht ratsam ist (siehe Hinweis). Andererseits gibt es viel zusätzliche Telefonarbeit wegen der überlasteten BAG-Hotline. Zudem fordern Isoliermassnahmen bei Verdachtsfällen einen Mehraufwand.Wie wird auf das Ansteckungsrisiko beim Pflegepersonal reagiert?Das Spitalpersonal ist bisher unterdurchschnittlich angesteckt worden, wie auch die Zahlen aus China zeigen. Wichtig ist ein professioneller Umgang mit Hygienemassnahmen wie Händedesinfektion, Hän-de waschen, Handschuhe, Schürzen, Schutzbrille. Unsere Mitarbeitenden erhalten regelmässig entsprechende Schulungen.Viele Spitalangestellte leben im benachbarten Ausland. Gibt es Hürden auf ihrem Arbeitsweg?Wir haben viele Grenzgänger aus Österreich und Deutschland. Am Montag wurden Bescheinigungen an diese Mitarbeitenden verteilt, die die Anstellung und die Notwendigkeit im Spital durch den Spitalleiter bestätigen. Dies ist für den Fall möglicher Grenzkontrollen wichtig.Seit dem Wochenende sind Patientenbesuche stark eingeschränkt. Wie sind die Reaktionen?Bisher gibt es keine negativen Erfahrungen, sondern Verständnis seitens der Bevölkerung.Welche Bedeutung nehmen Regionalspitäler während des Corona-Ausnahmezustandes ein?Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Versorgung. Selbst wenn in den Regionalspitälern keine Maximaltherapie möglich ist, können weniger schwere Fälle behandelt werden (Antibiotika intravenös, nicht-invasive Beatmung). Zudem ist die Übernahme leichterer Fälle aus den Zentren zur Entlastung möglich. Gleichzeitig zeigt die Notwendigkeit der Beatmung und Intensivbehandlung von schwer erkrankten Patienten die Wichtigkeit der Zentren, denn diese Massnahmen sind in grösseren Einheiten leichter umzusetzen.Welchen Einfluss könnte die aktuelle Lage auf die Spitalstrategie der Regierung (4plus5) ausüben?Ein Einfluss der Corona-Situation auf die politische Diskussion zur 4plus5-Strategie kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Eine entsprechende Beurteilung ist erst nach Ablauf der Corona-Krise angebracht.HinweisBei Personen, die nicht unter die Risikokategorien fallen, führt das Spital Altstätten keine vorsorglichen Abklärungen oder Tests durch. Diese Personen wenden sich an ihren Hausarzt oder die Hotline des BAG.