16.07.2021

Spital Heiden: Letzte Geburten und Operationen

Die vorzeitige Schliessung des stationären Bereichs des Spitals Heiden hat für Patienten Folgen.

Von Mea McGhee
aktualisiert am 03.11.2022
In den kommenden Julitagen werden am Spital Heiden die letzten Kinder zur Welt kommen. Auch operative Eingriffe werden nur noch bis Ende Monat in Heiden vorgenommen.  Per Ende Juli wird der stationäre Bereich des Spitals Heiden geschlossen. Dies hat der Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden (Svar) diese Woche mitgeteilt. Ende April hatten der Regierungsrat und der Svar die Schliessung des Spitals Heiden per Ende 2021 bekanntgegeben. Viele Mitarbeitende hätten eine Anschlusslösung gefunden. Sie hätten den Svar bereits verlassen oder würden dies zeitnah tun, erklärt Alain Kohler, Leiter Marketing und Kommunikationschef des Svar. Das Svar-Personal sowohl im medizinischen wie auch im nicht-medizinischen Bereich sei auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Nebst der dynamischen Personalsituation seien auch sinkende Patientenzahlen Grund für die vorgezogene Schliessung des stationären Bereichs.Operationen bis Ende JuliBis Ende Juli würden grundsätzlich noch alle operativen Eingriffe durchgeführt. Ebenso werden bis zum Ende des Monats weiterhin Patientinnen und Patienten stationär aufgenommen. Die individuelle Situation mit den Patienten würden besprochen. Alain Kohler sagt: «Patientinnen und Patienten, denen ein grösserer Eingriff mit anschliessend längerem stationärem Spitalaufenthalt bevorsteht, werden vermehrt im Spital Herisau behandelt.» Die Entscheidung, welche Patienten in welchem Spital operiert werden, obliegen den chirurgischen Kaderärzten in Rücksprache mit Chefarzt Gérald Gubler. Es soll die bestmögliche medizinische Betreuung erfolgen, wobei die Mitarbeitenden des Spitals Heiden vor einer allfälligen Überlastung geschützt würden.Kündigungen werden gemäss Alain Kohler ab nächster Woche ausgesprochen. Den Mitarbeitenden werde – bis zum Ablauf der Kündigungsfrist – innerhalb des Verbundes eine Tätigkeit angeboten, die gemäss Arbeitsvertrag festgelegt und zumutbar ist. Falls Überzeiten oder Restferien bestehen, könnten diese abgebaut/bezogen werden. Für die betroffenen Mitarbeitenden haben der Svar und die Sozialpartner einen Sozialplan verhandelt, der am 29. Juni vom Regierungsrat genehmigt wurde.Am Spital Heiden gab es ursprünglich 180 Stellen. Anfänglich ging man beim Svar von 130 Kündigungen aus. Diese Zahl wurde in den vergangenen Wochen nach unten korrigiert. Nun sagt Alain Kohler: «Wir rechnen mit viel weniger als 80 Kündigungen.» Betroffen von der Schliessung sind auch Ausbildungsplätze. Dazu Alain Kohler: «Alle Lernenden, die ihre Lehre am Standort Heiden begonnen haben, und alle Lernenden mit Lehrbeginn Sommer 2021 können ihre Ausbildung im Svar absolvieren.» Auch die angehenden Lernenden, die ursprünglich für den Standort Heiden eingestellt wurden.Reguläre Geburten bis am 28. Juli möglichWeit über die Region hinaus geschätzt wird die Gebärabteilung des Spitals Heiden. Auch diese schliesst per Ende Juli ihre Türen. Die letzte Geburt im Spital Heiden werde einige Tage vor dem Tag der Schliessung sein, damit die Frau das Wochenbett noch in Heiden verbringen kann, sagt Alain Kohler. Frauen, die in Heiden gebären und anschliessend in Herisau das Wochenbett verbringen möchten, können bis am 28. Juli in Heiden gebären. Die Verlegung in das Wochenbett in Herisau erfolge spätestens am 30. Juli. Ambulante Geburten seien notfalls bis am 29. Juli in Heiden möglich. Der Svar stehe mit allen zur Geburt angemeldeten Schwangeren seit Wochen in Kontakt. Die jeweilige Situation werde persönlich besprochen. Die Hebammen im Spital Heiden würden die Angebote der umliegenden Spitäler kennen und wüssten bestens, welche Geburtshilfe sich wofür auszeichne, so Alain Kohler. Eine Option sei das Gebären am Spital Herisau.Unbefriedigende Situation bei NotfallversorgungAls Standortgemeinde ist Heiden von der Spitalschliessung besonders betroffen. Gemeindepräsident Gallus Pfister sagt: «Wir haben ein gewisses Verständnis für die vorzeitige Schliessung. Aufgrund der dynamischen Personalsituation mussten wird damit rechnen.» Doch er sagt auch: «Dass die Notfallstation von einem 24-Stunden-Angebot auf einen Betrieb zu Bürozeiten reduziert wird, ist inakzeptabel.»Die Gemeinde werde hier den Finger darauflegen, damit die gesundheitliche Grundversorgung der Vorderländer Bevölkerung gemäss Leistungsauftrag gewährleistet werde. Der Kanton habe hier eine Verpflichtung und der Regierungsrat müsse seine Aufsichtspflicht bezüglich der Einhaltung des Leistungsauftrags des Svar wahrnehmen. Die Gemeinde bemühe sich mit Partnern zudem weiter intensiv um eine gute Nachfolgelösung in der Gesundheitsversorgung der Region.

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