07.09.2021

Spirigs Geschichten fesseln Zuhörer

Die 80. GV der Rheintalischen Gesellschaft für Musik und Literatur RGML bereicherte Jolanda Spirig mit einer Lesung.

Von Max Pflüger
aktualisiert am 03.11.2022
Die 80. Saison der RGML 2020/21 fiel zum grossen Teil der Coronapandemie zum Opfer. In seinem lebendig und ausführlich abgefassten Jahresbericht konnte Präsident Meinrad Vögele nur gerade auf drei durchgeführte Veranstaltungen zurückblicken: Das rasante Festival der Wortspiele mit den Kabarettisten Philippe Kuhn und Patti Basler, die spannende Lesung von Irena Brežná zu ihrem Roman «Die undankbare Fremde» sowie das begeisternde Konzert der Löwenhofserenade mit dem Cavallini-Klarinettenquartett.Meinrad Vögele hofft jedoch, dass in der 81. Saison wieder alle sechs Veranstaltungen (siehe Kasten) unter «normalen Bedingungen» – und dann ohne Masken – durchgeführt werden können und keine Konzerte mehr abgesagt werden müssen.Neues Buch: «Hinter dem Ladentisch»«Eine Familie zwischen Kolonialwaren und geistlichen Herren», so lautet der mehr über den Inhalt verratende Untertitel ihres 2020 im Chronos-Verlag, Zürich, veröffentlichten Buches.Mit der an die Versammlung anschliessenden Lesung vermochte Jolanda Spirig die Zuhörer schnell in den Bann ihres neuen Buches zu ziehen. In langen Gesprächen hat die bekannte Rheintaler Autorin mit verschiedenen Gewährsleuten die Inhalte ihres neuen Werks recherchiert und erarbeitet. Vor allem mit Martha Beéry-Artho. «Sie ist mit ihren 80 Jahren immer noch zurückhaltend und eher ruhig. Wenn sie aber in meinen Fragen mein Interesse spürte, dann wurde sie munter und die Erinnerungen sprudelten frisch aus ihr heraus.» Und das spürt man auch aus den anekdotischen Geschichten, die Jolanda Spirig in ihrem Buch erzählt und mit denen sie ihre Zuhörer fesseln konnte. Sie verstand es, die Familie der Kolonialwarenhändlerin Martha Artho-Weibel, ihres Gatten Moritz Artho, Gärtner und Chauffeur der päpstlichen Nuntiatur in Bern, und der gemeinsamen, 1941 geborenen Tochter Martha Artho (heute Martha Beéry-Artho) lebendig werden zu lassen.Die biografischen Erzählungen stellt Jolanda Spirig immer wieder in einen grösseren Zusammenhang. So wird das Buch nebst der Geschichte der Martha immer wieder auch zur Geschichte der männlich und monarchistisch geprägten katholischen Kirche und ihres problematischen Verhältnisses im damaligen Italien des Duce. Es ist auch die Geschichte der einfachen Bevölkerung im Nachkriegs-Bern oder das Bild der Frauenbewegung in der Schweiz, vom Kampf um das Stimmrecht bis in die neueste Zeit. Es erzählt von Anpassung, Gehorsam, Auflehnung und Zielstrebigkeit, Beharrlichkeit und Selbstverwirklichung. Ein lesenswertes Zeitbild des vergangenen zwanzigsten Jahrhunderts.Programm RGLM:27.10.2021 – 20:00 Michael Gammenthaler «Blöff», Kabarett, Kinotheater Heerbrugg.24.11.2021 – 20:00 Lesung und Gespräch mit Autor Urs Faes, Aula Kantonsschule Heerbrugg.19.01.2022 – 20:00 Orgel-plus-Konzert mit dem Streichorchester «La Partita», Robert Viski, Violine und Karl Hardegger, Orgel und Leitung, evangelische Kirche, Heerbrugg.23.02.2022 – 20:00 «Hilde Domin: Deine Stimme, die mich umarmt hat», poetisch-musikalisches Lebensbild der Dichterin mit Vera Bauer, Wort und Violoncello, evangelische Kirche Berneck.1.05.2022 – 17:00 Hommage an Clara Schumann mit dem Trio Artemis und Samuel Zünd, Bariton.18.06.2022 – 20:00 Löwenhofserenade mit dem Wiener Salon Ensemble, Löwenhof Rheineck.

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