3. Liga «Unsere Leistung war eine Frechheit.» Dies sagte nach dem Spiel nicht etwa ein Widnauer Protagonist, sondern Staads Trainer Voja Pekic. Nun ist bekannt, dass Pekic nie zufrieden ist, aber die Deutlichkeit seiner Worte überrascht denn doch etwas. «Einen solchen Gegner müsste man 10:0 schlagen, ohne dass er einmal über die Mittellinie kommt», erklärt er, «aber wir kassieren zwei Gegentore und lassen unzählige weitere Chancen zu, weil wir nach Dribbling in einen Konter laufen – keine Disziplin! Das ist nicht der Fussball, der mir vorschwebt.»Fakt ist, dass das Resultat in dieser Heftigkeit ein Zerrbild ist. Denn gerade vor der Pause war Widnaus «Zwoa» nicht drei Tore schlechter als das Heimteam. «Statt 0:3 hätte es zur Pause auch 2:3 stehen können», sagt Widnaus Trainer Markus Kobelt. Und tatsächlich: Vor allem die beiden Aarons in seiner Offensive – Heule und Thönig – hatten mehr gefährliche Szenen als den Staadern lieb sein konnte. Aber ihr formidabler Torhüter Luca Buschauer war im Gegensatz zu seinen Vorderleuten stets auf dem Posten. Es lag massgeblich an ihm, dass die Partie zur Pause schon entschieden war.Staader Kombinationsspiel überfordert Widnau IIUnd auch daran, dass die Klasse der Staader Feldspieler immer wieder aufblitzte. Wenn Slobodan Aksic & Co. zum Kombinieren kamen, waren sie unwiderstehlich – jedenfalls für diese Widnauer. Weil es Pekic nicht darum zumute war, seine Leute zu loben, überlassen wir diese Aufgabe seinem Gegenüber Kobelt: «Man erkennt an den starken Spielzügen, dass Staad eine gefestigte Mannschaft ist, die schon seit zwei Jahren zusammen ist – da steckt viel Arbeit dahinter.»Das erste Tor der Seebuben war glückhaft: Nach einem Eckball, der wohl keiner war, köpfte Dragan Vasic den Ball ins Tor (17. Minute). Danach bekam Widnau Aufwind, Buschauer rettete aber gegen Thönig. Aber zwei Staader Tore, die aus Widnauer Sicht viel zu leicht fielen, bedeuteten eine klare Zäsur; Marko Kostadinovic und Aksic waren die Torschützen.Die endgültige Entscheidung fiel in der Viertelstunde nach dem Seitenwechsel. Der Leichtigkeit des Spielens hatte Widnau nichts entgegenzusetzen; Pascal Nussbaum, Andri Knellwolf und Slobodan Aksic schossen die Tore – überragend war vor allem Aksic, der die ersten beiden Treffer mustergültig vorbereitete.Um Widnau musste man sich Sorgen machen. Allerdings waren dann die Staader besonders sorglos. Alban Lufi nutzte dies zum ersten Gästetor nach etwas mehr als einer Stunde. In den folgenden 20 Minuten schoss Pascal Nussbaum noch seine Tore 2 und 3 des Abends. Dazwischen traf für Widnau nochmals Lufi, Goalie Buschauer schien noch als einziger Staader ernsthaft zu verteidigen. Den Widnauern kann attestiert werden, dass sie auch nach dem 0:6 nicht den Kopf in den Sand steckten. Wohl auch aus Rücksicht auf ihren bedauernswerten Torhüter Murat Karabulut, der sich ohne einen groben Patzer achtmal bezwingen lassen musste. Er wirkte aber von Gegentor zu Gegentor genervter. «Wir lassen uns abschiessen!», brüllte er seine Mitspieler an. Der FC Staad, erst vor dieser Saison aus der 4. Liga aufgestiegen, war deutlich überlegen, aber ihr Sieg fiel dann doch ums eine oder andere Tor zu hoch aus. Die Seebuben haben sich von der unglücklichen Niederlage in Buchs jedenfalls erholt und untermauerten ihre Ambitionen auf den zweiten Aufstieg nacheinander.Nächste Woche Kellerduell Widnau II – RheineckDie Widnauer Reserven, die erst ein Spiel gewannen, müssen sich dagegen nach hinten orientieren. Mit solchen Auftritten wie am Samstag auf dem Bützel wird es sehr schwer werden, dem Abstieg zu entgehen. Staad bleibt Zweiter von oben, Widnau II Zweiter von unten. Die Hoffnung der Gäste besteht darin, dass noch nicht mal ein Drittel der Meisterschaft gespielt ist. Und dass nur wenige Gegner die spielerische Leichtigkeit der Staader haben. Am nächsten Sonntag zu Hause gegen das allerdings erstarkende Rheineck liegt für Widnau wohl eher etwas drin.3. Liga, Gruppe 2Staad – Widnau II 8:2 (3:0)
Bützel – 100 Zuschauer – SR: Dilemen.Tore: 17. Vasic 1:0, 30. Kostadinovic 2:0, 41. Aksic 3:0; 52. Nussbaum 4:0, 54. Knellwolf 5:0, 58. Aksic 6:0, 62. Lufi 6:1, 68. Nussbaum 7:1, 73. Nussbaum 8:1, 77. Lufi 7:2.Staad: Buschauer; Muratovic, Dudli, Ümit; Grab, Mihajlovic, Marco Morgante, Kostadinovic; I. Zaric; Aksic, S. Vasic. Eingewechselt: F. Zaric, Nussbaum, Markovic, Geisselhardt, Knellwolf, D. Vasic.Widnau II: Karabulut; Leuthe, Schmid, Radisic, Frei; Rieser, Weber, Lufi, Shala; A. Thönig, Heule. Eingewechselt: Gabriele Lamorte, Bujdo.Gelbe Karte: 42. Schmid (Reklamieren). [caption_left: Markus Kobler versucht, Schiedsrichter Gökhan Dilemen eine Szene zu schildern, die er anders wahrgenommen hat. Der Trainer des Widnauer Zwoa muss vor allem seinen Spielern noch einiges erklären und beibringen, um vom Tabellenende wegzukommen. Bild: ys]«Wir können jeden schlagen»FC Widnau II «Wir sind bedient», rief ein Widnauer Spieler im Vorbeigehen. Trainer Markus Kobelt bejahte, relativierte aber sogleich: «Wir haben die Mannschaft vor der Saison völlig umgekrempelt», sagt der Mann, der ebenfalls erst vor dieser Saison aus Rebstein gekommen ist, «wir stehen ganz am Anfang.» Das sei der wesentliche Unterschied zum eingespielten Staader Team.Der Trainer wirkt nicht niedergeschlagen nach dem 2:8, auch darum, weil das Torverhältnis in der 3. Liga nicht massgebend ist, wie er sagt. «Wir müssen noch viel arbeiten, um auf ein ähnliches Niveau zu kommen», sagt er, «wenn alles passt, würde ich nicht sagen, dass wir die Qualität nicht haben. Ich bin sogar sicher: Wir können in dieser Liga jeden Gegner schlagen.»Allerdings wohl frühestens ab der Rückrunde. «Wir haben 16-, 17-Jährige im Team, sie brauchen Zeit», sagt er. Überfordert waren in Staad indes nicht nur die ganz Jungen. «Wir müssen viele Situationen besser lösen», sagt er, und richtet dann doch eine Kritik an seine Spieler: «Fussball ist ein Laufspiel.»Widnau II sei ein Projekt, da gehe es nicht nur um Resultate. Die Abhängigkeit von der ersten Mannschaft sei sicher vorhanden: «Aber wir werden noch genug Punkte holen, um nicht abzusteigen.» Allerdings müsse das Kader grösser werden – in Staad standen Kobelt nur zwei Ersatzspieler zur Verfügung. Einen benötigte er schon nach fünf Minuten, als sich Daniel Leuthe verletzte.