25.06.2021

Spielerinnen helfen, das Erbe zu bewahren

Aus Liebe zum Fussball und zum FC Staad bringen sich Claudia Stilz und Justyna Trzakowski auch nach ihrer Spitzenspielerinnenkarriere ein.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Yves SolenthalerBei den Frauen des FC Staad standen in den Spielen dieses Frühjahrs vier Spielerinnen im Aufgebot, die bereits in der achtjährigen NLA-Zeit des Vereins (2009 bis 2017) prägend waren: Justyna Trzakowski und Sabrina Petriella gehören fest zum Team von Trainer Andy Lehmann. Claudia Stilz und Bettina Peter halfen aus, weil in der 1.-Liga-Abstiegsrunde die Personallage dünn wurde. Die Abstiegsgefahr war von Anfang an gering, die Verbannung in die untere Poule nach der Vorrunde hing von Zufälligkeiten ab. Am Schluss resultierte ein Platz im Mittelfeld.Trzakowski spielt seit vier Jahren in der 1. LigaJustyna Trzakowski stammt vom Hegauer SV im Schwabenland, seit 2012 kickt sie in Staad und das soll noch eine Weile so bleiben: «Solange ich körperlich mithalten kann, möchte ich weiter Fussball spielen», sagt die 37-jährige Mittelfeldspielerin, die auf dem Bützel als «Jussy» bekannt ist. Seit 2017, nach dem unglücklichen NLB-Abstieg, spielt sie in der 1. Liga. Der Rückzug vom Spitzensport war aber nicht der Relegation geschuldet: «Ich wollte schon ein Jahr früher aufhören», erinnert sich Trzakowski, wegen des damals neuen Trainers Martin Hirt hängte sie eine Saison an, was sie trotz des Abstiegs nicht bereute. Sie ist in den neun Jahren auf dem Bützel in Staad heimisch geworden. Die polnisch-deutsche Doppelbürgerin ist seit vier Jahren eine Führungsspielerin in der 1.-Liga-Equipe, die seit der vergangenen Saison wieder das Fanionteam des FC Staad ist.Claudia Stilz war nach dem Abstieg und der Fusion mit dem FC St. Gallen im Nationalliga-Team geblieben – bis sie (und Bettina Peter) vor knapp zwei Jahren per WhatsApp aussortiert wurden. Inzwischen arbeitet die 35-Jährige, die für Staad weit mehr als 300 Spiele bestritten und über 100 Tore erzielt hat – als U15-Trainerin beim FC St. Gallen. Kein Groll auf den Verein, der ihre Karriere stillos beendet hat? «Über den Rauswurf bin ich immer noch hässig», sagt Claudia Stilz, aber es gehe ihr als Trainerin nicht ums Super-League-Team, sondern um das Wohl der vielen fussballbegeisterten Mädchen. Dann erinnert sich Stilz an das Mädchen Claudia, das selbst für sein Leben gern dem Ball nachgejagt ist. Sie machte das von Anfang an beim FC Staad, wo der Frauenfussball schon eine hohe Akzeptanz hatte als er andernorts noch belächelt wurde. «Die heutigen Nachwuchsfussballerinnen haben sicher bessere Möglichkeiten als ich es hatte», sagt Stilz, aber schon für sie war es selbstverständlich, mit anderen Mädchen Fussball zu spielen. Trzakowski hingegen erinnert sich daran, in ihren Anfän-gen «mit den Jungs» gekickt zu haben.Stilz hat bereits die Karriere als Trainerin eingeschlagenInzwischen muss sich kein Mädchen mehr rechtfertigen, wenn es Fussball spielt – auch ausserhalb von Staad nicht. Aber in Staad bleibt der Fokus auf dem Frauenfussball grösser als in den meisten anderen Vereinen. Auch deshalb wurde auf diese Saison hin ein drittes Team gebildet, das zweite in der 4. Liga. Dort spielt normalerweise auch Stilz weiterhin und ist auch ins Trainerinnenteam eingebunden. Zusammen mit weiteren erfahrenen Spielerinnen möchte sie dort junge Spielerinnen an die 1.-Liga-Equipe heranführen.Trzakowski kann sich auch vorstellen, als Trainerin zu arbeiten: «Aber solange ich spiele, ist es besser für mich, wenn ich mich darauf konzentriere.» Beide helfen sie, wie andere ehemalige NLA-Spielerinnen, das Erbe des Vereins zu bewahren: Der FC Staad ist bekannt als das gallische Dorf, das den Römern – dargestellt durch YB, Basel oder Zürich – jahrelang die Stirn bot.In der 1. Liga will Staad eine führende Adresse im Ostschweizer Frauenfussball bleiben – auch dank der Mithilfe von ehemaligen Nationalliga-A-Spielerinnen.

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