Was die Theaterwerkstatt Gleis 5 als Koproduktion mit der Compagnia Dimitri/Canessa auf der Bühne zeigte war nicht das, was man sich unter einer Kindergeschichte mit bunter Holzpuppe mit langer Nase vorstellt. «Geppetto» orientierte sich am Roman «Mastro Geppetto» von Fabio Stassi und erzählt die Geschichte über einen Mann ohne Familie, der im Dorf als Spinner angesehen wird, und der seine Liebe zum Leben als Fantasie mit einer Holzpuppe auslebt.
Geppetto erzählt von all jenen, die nach einem anderen Leben suchen und noch immer daran glauben, dass die Poesie in einer gewalttätigen Welt überleben kann. Regisseurin Elisa Canessa, die zwei vielseitigen Schauspieler Federico Dimitri und Noce Noseda – der übrigens seit 2004 in Widnau lebt - sowie der Lichtdesigner Marco Oliani glauben nicht nur an diese Kraft der Poesie, sie sind mit dieser Inszenierung selbst ein Teil davon geworden.
Die Bühne besteht aus drei weissen Wänden, einem Kubus, mitten auf der Bühne und drei Hellraumprojektoren, die bei dieser Inszenierung eine wichtige Rolle spielen. Mit diesen einfachen Mitteln verändert sie immer wieder die Bühne und verändern auch ihr Spiel im oder ausserhalb des Kubus.
Im Roman von Fabio Stassi ist Geppetto unermüdlich auf der Suche nach seinem Sohn Pinocchio, der nicht existiert. Geppetto jedoch hört nie auf, ihn zu suchen. Ist er ein Irrer? Mag sein. Aber seine Unbiegsamkeit erzählt von dem leuchtenden Widerstand derer, die ihr Leben, allen Schwierigkeiten zum Trotz, einem Traum gewidmet haben.
Die Inszenierung lebte vom Zusammenspiel zwischen Federico Dimitri und Noce Noseda. Während Noce Noseda den Ablauf der Geschichte strukturierte, wurde Federico Dimitri immer mehr zu Geppetto. Mit viel Körpereinsatz, Mimik und Worten verzauberten die Zwei das Publikum und obwohl sich am Schluss viele fragten, worum es in dieser Geschichte eigentlich geht, war die Bewunderung für diese spezielle Inszenierung gross.