Wieder einmal erwische ich mich dabei, wie ich bei WhatsApp ein Missverständnis klären will, was zu weiteren Missverständnissen führt. Das hindert mich aber nicht daran, weitere Nachrichten zu texten, unterstützt durch grösser werdende Heere von Emojis, die mich heil aus diesem Text-Schlachtfeld führen sollen. Dabei könnte ich auch einfach telefonieren: Ein Knopfdruck, die Sache kurz erklären, und alles wäre wieder gut. Dass man eine gewisse Hemmschwelle überwinden muss, um zu telefonieren, ist wissenschaftlich bewiesen. Genau so der Trend, dass immer weniger telefoniert und immer häufiger Chats, textlich oder auch verbal genutzt werden. Wissenschafter erkannten, dass die Stimme die Gemütslage vermittelt und alles andere was einen Menschen ausmacht. Telefonieren ist ein SeelenstripteaseTelefonieren ist deshalb eine Art Seelenstriptease. Einer, bei dem man peinliche Situationen nicht mit der Körpersprache auffangen kann. Mögliche Missverständnisse nicht nonverbal korrigiert werden können. Dieses Ungewisse macht Angst. Es scheint, als treibe die Angst vor dem Telefonieren den Fortschritt in der Kommunikationstechnologie an.Und ich, ich texte noch immer. Emojis tanzen wild vor meinen Augen. Zumindest scheint auch mein Gegenüber schlapp zu machen und nicht mehr zu wissen, was der Grund für diesen Textmarathon war. Wenn nicht geklärt, so habe ich das Missverständnis inzwischen zumindest verschleiert, begraben unter Heerscharen von Emojis – den emotionalen Helferlein auf den Text-Schlachtfeldern der endlosen Chat-Verlaufe.