10.09.2018

Spass und Ehrgeiz

Rheineck gewinnt das 3.-Liga-Verfolgerduell gegen Rorschach-Goldach II dank eines Weitschusstors von Christian Sutter. «Es war ein Chrampf», sagt Trainer Andy Giger.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 03.11.2022
Beni BruggmannAndy Giger verfolgt das Geschehen stehend. Er beobachtet. Er registriert. Er überlegt. Und er bleibt auch in der aufregenden Schlussphase ruhig.Als die Nachspielzeit zu Ende und der 1:0-Sieg gesichert ist, analysiert er klar: «Wir konnten unser Spiel zu selten spielen. Wir müssen unsere Spielkultur besser einbringen, also flach und variantenreich aufbauen. Und vor allem müssen wir mehr Mut haben.» Da hat einer in der allgemeinen Hektik kühlen Kopf bewahrt. Kein Wunder, wenn man seinen Fussball-Werdegang kennt.In Testspielen mit Rubio und Zamorano gespieltDas Talent aus dem Toggenburg spielt sich in den späten Achtziger- und frühen Neunzigerjah­-ren an die Fussballspitze. Giger kommt vom FC Ebnat-Kappel und erreicht über Herisau Aarau, wo Ottmar Hitzfeld Trainer und Erich Vogel Coach ist. Sein Platz ist im Nachwuchsteam. Später, beim FC St. Gallen, ist er auf dem Sprung in die erste Mannschaft. Einige Vorbereitungsspiele bestreitet er zusammen mit Ivan Zamorano und Hugo Rubio. Und dann stellt ihn Trainer Kurt Jara im ersten Ernstkampf doch nicht auf. «Ich habe mich nicht durchgesetzt. Es hat nicht gereicht.» Er sagt es knapp und deutlich.Die Erklärung liegt im Satz: «Das Talent spielt sich an die Spitze.» Spielt! Weil er wirklich sehr viel Talent hat, geht damals alles leicht, spielerisch. «Und dann, als es drauf ankam, habe ich zu wenig gekämpft.» Für ihn ist heute klar: «Zum Fussball gehören auch Kampfgeist und Leidenschaft.» Er hat sich beides noch erarbeitet, später, abseits des Spitzenfussballs, bei Emmenbrücke und Gossau in der dritthöchsten Liga. Seine letzten Spielerjahre erlebt er in Rorschach und Staad.Nachher wird er Trainer, zuerst bei Staad, dann bei Goldach (mehr als sechs Jahre!) und zuletzt bei Rebstein. Jetzt, nach einem Jahr Fussballpause, steht Giger bei Rheineck an der Seitenlinie. Er hat für diese Saison mehrere Angebote gehabt, entscheidet sich aber für Rheineck. «Ich möchte bei einem Verein wirken, der wenig Wechsel hat und wo das Vereinsleben intakt ist. Und ich möchte eine Mannschaft trainieren, die Spass am Fussball hat und dennoch ehrgeizig ist.»Andy Giger denkt nicht nur an die erste Mannschaft. Mit jungen Spielern kennt er sich aus. Schliesslich hat er damals zusammen mit Christoph Wild und Daniel Eugster das Team Rheintal-Bodensee aufgebaut, wo talentierte Spieler gut ausgebildet werden. Kein Wunder, dass er jetzt schon in Rheineck ein Fördertraining für junge Spieler verwirklicht hat.Familienferien in Kanada und MauritiusZwischen dem letzten Engagement in Rebstein und der Trainerarbeit bei Rheineck liegt ein fussballloses Jahr. «Nein, nicht ganz ohne Fussball», korrigiert er, «ich habe immer wieder Spiele angeschaut – unbeteiligt, aber interessiert.» Und es blieb Zeit für gemeinsame Ferien. Zusammen mit seiner Frau Petra und den erwachsenen Söhnen Nico und Dario reiste er nach Mauritius und nach Kanada.Fussball war einmal Andy Gigers Hauptbeschäftigung. «In jungen Jahren habe ich 20 oder 30 Prozent gearbeitet, die restliche Zeit verbrachte ich auf dem Fussballplatz», erinnert er sich, «doch das hat sich nach der Geburt unseres ersten Sohnes geändert.» Mit seiner kaufmännischen Ausbildung findet er eine Stelle beim Landverband. 15 Jahre arbeitet er dort. Heute ist er in der Gemeinde Eggersriet, wo er auch wohnt, Finanzverwalter und Gemeindeschreiber. Er hat gelernt, mit Menschen umzugehen, im Sport und im Beruf: «Im Sport ist der Kontakt intensiver.»

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.